Und das ist dem Philosophen Binder auch bestens gelungen. Diesen schmalen Band kann man daher mit Fug und Recht ein komprimiertes, prägnantes »Wörterbuch« nennen. Ein fundiertes und gut belegtes Nachschlagewerk, das sich den elementarsten Fragen zu den drei Buch- bzw. Offenarungsreligionen stellt, die sich beim unbefangenen Leser früher oder später auftun. Binders wirklich lesenswerte Arbeit bewegt sich auf hohem wissenschaftlichen und sprachlichem Niveau und ist zugleich allgemeinverständlich.
Löblich ist Binders Ansatz, unter der Überschrift »Geister, Götter, Gott« zunächst zu definieren, was Religion ist, welche drei grundlegenden Religionsformen es weltweit gibt, wie diese Formen entstanden sind und warum sich aus polytheistischen Religionen monotheistische entwickelt haben. Anhand der »Heiligen Bücher« Tanach, Bibel und Koran deckt er fundiert und präzise deren Fehler und Widersprüche auf. Wobei für den Autor die ethischen Widersprüche die schwerwiegendsten sind.
Vor allem räumt Binder mit Behauptungen, wie »Gott ist Güte und Barmherzigkeit« oder »Gott ist allwissend und allmächtig« auf. Er macht auf das Dilemma aufmerksam, daß Kleriker die unumstößlichen »göttlichen Wahrheiten« aus archaischen Zeiten immer wieder neu interpretieren müssen und warum sie dies müssen: All diese Religionen dienten und dienen nur dazu, die weltliche Macht von sklavenhaltenden, feudalen und heutigen ökonomisch und politisch Herrschenden zu begründen und zu befestigen. Wobei die jeweiligen Kleriker stets auch selbst nach Herrschaft strebten und daher immer mit den weltlichen Herrschern auf das engste verbunden seien.
Sehr ausführlich geht Binder auf die auch heute immer wieder behaupteten »christlichen Werte« ein, ohne die unser aller Leben nichts sei. Sein Urteil fällt für Klerus und die diesem hörige Politik vernichtend aus.
Kurz und bündig resümiert Binder in seinen Betrachtungen über den Ursprung und Zweck dieser Buchreligionen: »Die Kernfunktion der monotheistischen Religionen für die Herrschenden lautet: Die Disziplinierung der Untertanen und ihre Versöhnung mit ihrem Untertanenschicksal.« (S. 158) Daher seien die monotheistischen Religionen, insbesondere Christentum und Islam, auch besonders missionarisch und intolerant.
Siegfried R. Krebs
Alfred Binder: Jahwe, Jesus und Allah. Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter. 165 S. kart. Reihe Kritikpunkt.e im Alibri-Verlag. Aschaffenburg 2013. 10,- Euro. ISBN 978-3-86569-121-7[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]
Siehe auch die Rezension des Buches beim hpd.