Nick Drake...schon wieder? Ja, aber als moderner Wiedergänger.
Irgendwie ist das schon ziemlich unverständlich, dass mir der Schotte mit den griechischen Wurzeln bislang durch die Lappen gegangen ist. Seine allerdings auch eher bescheiden daherkommende bisherige Diskographie umfasst bislang ein reguläres Album, einen Soundtrack, eine EP und ein Minialbum mit sieben Songs, welches in diesen tagen wiederveröffentlicht wird bzw. ist und Anlass genug bietet, sich einmal mit dem Oeuvre Alexi Murdochs zu beschäftigen.Besagtes Minialbum (mach einer mag auch EP dazu sagen) hört auf den Namen "Towards The Sun" und klingt in seinen fast nahezu immer überzeugenden Momenten nach dem großen, viel zu früh verstorbenen Vorbild. Beim kurzen "At Your Door" meint man gar, dass der Meister selbst Hand angelegt haben muss, so ähnlich klingen Stimme und Gitarre im Zusammenspiel. Die gedämpften Bläser zaubern dazu eine leicht unheimlich anmutende Atmosphäre und textlich geht es wie so oft um Liebesleid und alltägliche Dramen. Das folgende "Some Day Soon" erinnert ebenso frappierend an die flüchtigen Gitarrenpickings Drakes, fast meint man ein vergessenes Cover des "Black Eyed Dogs" vor sich zu haben, doch plötzlich zieht der Song leidlich opulentere Bahnen und gönnt sich sogar ein wenig Backgroundgesang. Alles auf "Towards The Sun" ist unglaublich fein zisiliert und bis ins Detail ausformuliert. Thematisch werden alle Facetten zwischenmenschlichen Verhaltens aufgestöbert, Murdoch will aber sicherlich vor allem Melancholie und Traurigkeit als festen Bestandteil des Lebens zum Ausdruck bringen. Seine lyrisch ansprechenden Texturen verschwimmen hierzu und fügen sich in die stimmungsvollen, warm und doch zurückgenommenen Kompostionen ein. Murdoch versteht es hier ausgezeichnet, seine Stimme mit den Instrumenten zu verschmelzen, gerade wenn er sie wie bei "Through The Dark" auch einfach nur mal mit schamhafter Inbrunst "I Love You More Than I Can Say" anstimmen lässt.Manch ein Album braucht zehn, wenn nicht gar fünfzehn Songs um alle Ideen zu Gehör zu bringen, Murdoch reichen seine sieben Titel um eine solch intime und einnehmende Stimmung zu schaffen, dass man ihm gerne verzeiht, nur ein weiterer Nick Drake-Klon zu sein. Besser noch, es ist seine allergrößte Stärke, die er auf "Towards The Sun" in vollen Zügen auskostet.
Hier der Ohrenöffner: