Alexander Kröger – "Die Kristallwelt der Robina Crux"

Von Nicsbloghaus @_nbh

[Erstveröffentlichung: 21. Juni 2009]

Ich habe dieses Buch – ich mag es kaum selbst glauben – vor 30 Jahren das erste mal gelesen.
Und es ist eines der wenigen, deren Geschichte mir in der Erinnerung blieb – es hat mich bereits damals fasziniert – und ragte heraus aus dem Berg der “wissenschaftlich-technischen Literatur” (wie in der DDR die science fiction genannt wurde). Damals las ich wirklich jedes Buch, dass in der “Spannend erzählt”-Reihe erschien… Und Namen wie Karl-Heinz Tuschel, Eberhardt del’Antonio, Karsten Kruschel, Angela und Karlheinz Steinmüller, Wolf Weitbrecht und natürlich Alexander Kröger sind mir noch heute geläufig.

Allerdings habe ich vor Jahren meine komplette Bibliothek einem Antiquariat übergeben. Doch letztens auf dem Trödelmarkt die “Robina Crux” wiederentdeckt.

Mir war damals nicht bewusst, dass es sich um eine Adaption der Robinson-Story handelt; heute zeigt mir sogar der Name der Titelheldin in diese Richtung. Und wie der historische Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel, strandet Robina Crux auf einem einsamen Asteroiden – allerdings (und hier wieder in Anlehnung an Defoes Roman) ist sie nicht ganz allein, sondern trifft (an einem Freitag!) auf einen Roboter – eine Maschine einer fremden Zivilisation.
Und wie Robinson Freitag “zivilisiert”, zwingt Robina dem Roboter ihren Willen auf. Und wird auf der letzten Seite des Buches von den Eigentümern der Funkstation, die der Roboter “behütet”, gerettet.

Das klingt alles nicht besonders neu, besonders erinnerungswürdig: wie alter Wein in neuen Schläuchen. Was also ist es, das mich 30 Jahre an dieses Buch erinnert?

Zum einen die von Kröger gestaltete, beschriebene Welt eines Himmelskörpers von bezaubernder Schönheit: ein Stück von einer Kaverne, in der die Kristalle die Oberfläche darstellen. Wunderschön und kalt. Bezaubernd und lebensfeindlich. Und darin (darauf) gefangen ein Mensch; ein Lebewesen, dass Ängsten, Zweifeln und Einsamkeit unterliegt. Das hofft und wünscht und arbeitet. Und sich – trotz der Versuchung – entschließt, weiterzuleben und Nachricht zu geben von Ihrem Da-Sein.

Ich habe in den letzten Jahren ab und an einen der oben genannten Autoren wieder gelesen. Und kann dem Büchern nur noch wenig abgewinnen: zu wissenschaft- und zukunftsgläubig; ja, zu “sozialistisch” sind mir die Aussagen heute.
Anders dieses Buch. Natürlich hat inzwischen die Vernunft auf der Erde obsiegt; es gibt keine Kriege, keine Ausbeutung mehr. Doch hat Kröger es vermieden, das Buch zu entwerten, indem er “rote Soße” über eine gute Story goß. Im Gegenteil wird eine leise Kritik erkennbar, wenn er Robina (in den Abschnitten, die sie erinnernd auf der Erde zeigen) gegen die rein auf Nützlichkeit ausgerichtete Gesellschaft rebellieren lässt. Das war vor 30 Jahren schon fast aufmüpfig, war doch die herrschende Meinung die, dass die Erde dem Menschen untertan zu sein hat; koste es, was es wolle – und sterbe dabei auch Flora und Fauna aus.

Diese Abschnitte und die hervorragende Beschreibung der Psyche der Heldin sind heute noch lesbar. Denn Robina Crux ist keine Heldin im Sinne der “entwickelten sozialistischen Gesellschaft”, sondern ein Mensch voller Ängste und Zweifel.

Nic