Alexander der Große erfüllte die Rolle des charismatischen Anführers mit Bravour – und trat noch dazu auf wie ein griechischer Mythenheld! Seit Langem versuchen Historiker, Alexanders wahrer Persönlichkeit auf die Spur zu kommen. Nach Ansicht des Archäologen Tonio Hölscher verfolgen sie damit aber ein falsches Ziel.
Aus: epoc, 6/2011
In nur elf Jahren veränderte Alexander der Große die antike Welt wie kein anderer zuvor. Ihm gelang es, 40 000 Mann für einen gewaltigen Feldzug zu vereinen und sie über den Hindukusch bis zum Flusssystem des Indus zu führen. Ihre Gefolgschaft verdankte er vor allem seiner überzeugenden Redekunst sowie seinem mitreißenden Auftreten. Denn nach allem, was antike Autoren uns über Alexander berichten, verkörperte er den Inbegriff eines jugendlichen Helden.
Dieses Bild des jungen, bartlosen Mannes mit halblanger Lockenpracht, das in mehreren Marmorporträts überliefert ist, stellte die traditionelle Erscheinung antiker Könige und Staatsmänner auf den Kopf. Insbesondere den markanten Haarwirbel über Alexanders Stirn und die energische Kopfwendung zur Seite verstanden seine Zeitgenossen als Ausdruck von heldenhaftem Tatendrang und löwenhaftem Mut.
Wie der emeritierte Professor für Klassische Archäologie, Tonio Hölscher, in der neuen Ausgabe von epoc (6/2011) berichtet, hatte sich Alexander wirkungsvolle Vorbilder gewählt: mythische Helden wie Achill und Herakles. Vielmehr noch legte er sich deren Biografie für sein eigenes Leben zu Grunde. So wie die jungen Heroen brach auch er auf, um zehn Jahre lang bis ans Ende der Welt vorzudringen und Heldentaten zu vollbringen – und ebenso wie diese heiratete er am Schluss eine Königstochter aus der Fremde. Draufgängerisch stellte sich Alexander auf der Jagd einem Löwen gegenüber oder suchte das persönliche Duell mit dem gegnerischen Heerführer – ganz nach dem Vorbild der Heroen des Mythos. Alexander der Große spielte nicht den Helden, sondern empfand diese Rolle als sein wirkliches Ich, so Hölscher.
Mit Alexander hatte sich die antike Welt schlagartig gewandelt. Das zeigte noch jahrhundertlang seine Wirkung – ein Phänomen, das ein weiterer Artikel in epoc 6/2011 behandelt. Bald nach Alexanders Tod eiferten Feldherren und Könige danach, mit seinen militärischen Errungenschaften gleichzuziehen. Mochte dies auch keinem letztlich gelingen, so war Alexanders Erscheinung zu deren großem Vorbild avanciert. Noch rund 250 Jahre später trug der römische Feldherr Pompejus sein Haar wie einst der Makedonenkönig.
Die Historikern Katharina Bolle folgt der Spur Alexanders in Kunst und Literatur der Antike bis ins Mittelalter und erklärt, wie sich im Verlauf der Jahrhunderte die historische Figur in eine Fantasiegestalt wandelte. Und besonders wie europäische und orientalische Dichter gleichermaßen Alexander in ganz gegensätzlicher Weise charakterisierten: zum einen als strahlenden, vorbildhaften Helden, zum anderen als grausamen, gottlosen Gewaltmenschen.
Aus: epoc, 6/2011
In nur elf Jahren veränderte Alexander der Große die antike Welt wie kein anderer zuvor. Ihm gelang es, 40 000 Mann für einen gewaltigen Feldzug zu vereinen und sie über den Hindukusch bis zum Flusssystem des Indus zu führen. Ihre Gefolgschaft verdankte er vor allem seiner überzeugenden Redekunst sowie seinem mitreißenden Auftreten. Denn nach allem, was antike Autoren uns über Alexander berichten, verkörperte er den Inbegriff eines jugendlichen Helden.
Dieses Bild des jungen, bartlosen Mannes mit halblanger Lockenpracht, das in mehreren Marmorporträts überliefert ist, stellte die traditionelle Erscheinung antiker Könige und Staatsmänner auf den Kopf. Insbesondere den markanten Haarwirbel über Alexanders Stirn und die energische Kopfwendung zur Seite verstanden seine Zeitgenossen als Ausdruck von heldenhaftem Tatendrang und löwenhaftem Mut.
Wie der emeritierte Professor für Klassische Archäologie, Tonio Hölscher, in der neuen Ausgabe von epoc (6/2011) berichtet, hatte sich Alexander wirkungsvolle Vorbilder gewählt: mythische Helden wie Achill und Herakles. Vielmehr noch legte er sich deren Biografie für sein eigenes Leben zu Grunde. So wie die jungen Heroen brach auch er auf, um zehn Jahre lang bis ans Ende der Welt vorzudringen und Heldentaten zu vollbringen – und ebenso wie diese heiratete er am Schluss eine Königstochter aus der Fremde. Draufgängerisch stellte sich Alexander auf der Jagd einem Löwen gegenüber oder suchte das persönliche Duell mit dem gegnerischen Heerführer – ganz nach dem Vorbild der Heroen des Mythos. Alexander der Große spielte nicht den Helden, sondern empfand diese Rolle als sein wirkliches Ich, so Hölscher.
Mit Alexander hatte sich die antike Welt schlagartig gewandelt. Das zeigte noch jahrhundertlang seine Wirkung – ein Phänomen, das ein weiterer Artikel in epoc 6/2011 behandelt. Bald nach Alexanders Tod eiferten Feldherren und Könige danach, mit seinen militärischen Errungenschaften gleichzuziehen. Mochte dies auch keinem letztlich gelingen, so war Alexanders Erscheinung zu deren großem Vorbild avanciert. Noch rund 250 Jahre später trug der römische Feldherr Pompejus sein Haar wie einst der Makedonenkönig.
Die Historikern Katharina Bolle folgt der Spur Alexanders in Kunst und Literatur der Antike bis ins Mittelalter und erklärt, wie sich im Verlauf der Jahrhunderte die historische Figur in eine Fantasiegestalt wandelte. Und besonders wie europäische und orientalische Dichter gleichermaßen Alexander in ganz gegensätzlicher Weise charakterisierten: zum einen als strahlenden, vorbildhaften Helden, zum anderen als grausamen, gottlosen Gewaltmenschen.