Nö.
Hat sich wohl auch Alex Thomas gedacht und mit Lux Domini einen unglaublich spannenden Vatikanthriller geschaffen.
Alles beginnt damit, dass sich die Nonne Catherine Bell im Vatikan einem Disziplinarverfahren stellen muss. Ihr queres Denken gefällt den Herren im Vatikan nämlich so gar nicht. Doch dann kommt ihr Mentor Pater Darius ums Leben und Kardinal Bellini begeht Selbstmord. Plötzlich wird sie vom Bad Girl zur einzigen Möglichkeit, den Papst zu beschützen, denn Catherine verfügt über außerordentliche mediale Fähigkeiten. Sie wird in den Privathaushalt des Papstes eingeschleust und kommt bald schon einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur.
So weit, so gut – klingt ja nicht anders als andere Verschwörungsthriller auch. Aber würde ich es lesen, wenn es ein ganz gewöhnlicher Verschwörungsthriller wäre?
Nö.
Ungewöhnlich ist, dass eine Frau die Protagonistin ist, und zwar keine durchtrainierte Wissenschaftlerin, sondern eine Nonne. Zugegeben, eine recht renitente Nonne, die sich vom Vatikan mal so gar nichts sagen lässt, und die zudem über mediale Fähigkeiten verfügt – obwohl ich zugeben muss, dass ich diese nicht so ganz durchblickt habe, wofür es einen kleinen Minuspunkt gibt.
Macht aber nichts, mindert die Lesespannung überhaupt nicht, und die ist extrem hoch. Wer stirbt als nächstes, wer hat ihn oder sie umgebracht und warum – all diese Fragen lassen mich schnell weiterlesen. Und was ist das Geheimnis hinter alledem? Denn bei aller Sympathie für Catherine darf das nicht vergessen werden. (Wird es auch nicht, und auch das ist wirklich ungewöhnlich.)
Letztendlich lebt Lux Domini nicht so sehr von der Verschwörung, von dem Geheimnissen im Vatikan, von versteckten Manuskripten oder korrupten Kirchenmännern, sondern am meisten von seiner sympathischen Hauptfigur, die zwar fest in ihrem Glauben verwurzelt ist, aber sich nicht von veralteten Machtstrukturen bestimmen lässt. Eine Feministin in Nonnentracht hat Alex Thomas da erschaffen. Hat es das schon mal gegeben?
Nö.
Broschiert: 448 Seiten, erschienen bei Blanvalet, April 2011.
ISBN: 978-3764503444