Foto: © Marcel Hilger
Fast fünf Wochen ist sie her, meine erste Langdistanz bei der Challenge Roth 2018. Was ich in der gesamten Vorbereitung und den 8:56h am Renntag erlebt und gelernt habe, wird mich mein Leben lang begleiten. Attribute wie Disziplin, Ehrgeiz, Resilienz und Strukturiertheit helfen schließlich nicht nur dabei sportliche Ziele zu erreichen, sondern auch alltägliche Herausforderungen zu meistern. Hier sind fünf Learnings von der Challenge Roth 2018:
„Will man ein Ass aus dem Ärmel ziehen, muss man erst eines hinein stecken“
Zugegeben, Rudi Carrell, der der diesen Satz geprägt hat, hat wenig mit Sport zu tun, aber übertragen lässt sich das Ganze schon. Der berühmte „Plan B“, den man auf einer Langdistanz zu irgendeinem Zeitpunkt vermutlich ziehen muss, sollte gut vorbereitet sein. Trinkflasche verloren, Schwimmen verpatzt, Reifen-Defekt oder einfach nur schlechte Beine… Wie reagiert man in solchen Momenten? Das überlegt man sich am Besten schon im Vorfeld um eine realistische Chance zu haben, damit umzugehen.
„Das Rennen ist erst im Ziel vorbei!“
Diesen Tipp hat mir Daniela Sämmler am Tag vor dem Rennen gegeben. Konzentration und Fokus hochhalten, zu jeden Zeitpunkt. Dass ausgerechnet Danni am Tag danach das Rennen ihres Lebens abliefern sollte und wirklich bis zum Schluss kämpfen musste, macht die Geschichte um diesen Satz komplett. Auch ich habe mir diesen Satz zu Herzen genommen und auch die letzte Verflegungsstation kurz vor dem Ziel maximal ausgenutzt. Schwämme, Iso und Wasser: Szenen von Einbrüchen kurz vor dem Ziel gibt es genug, das wollte ich mir gerne ersparen.
Geteilte Freude ist doppelte Freude
Das Beste Gefühl an diesem Tag? Nach einem kurzen Aufenthalt im Zielzelt mit Verpflegung und einer Sitzgelegenheit meine gesamte Supporter-Crew zu sehen. Sie haben geschlossen vor der Athletes-Area gewartet und mich in Empfang genommen. Sie alle hatten einen langen und harten Tag, haben Kilometer zurückgelegt, mitgefiebert und gelitten. Den Erfolg zusammen zu genießen war unbeschreiblich!
Wer hoch fliegt kann tief fallen
So groß die Euphorie in den Tagen nach dem Rennen, desto heftiger der Absturz nach einigen Tagen auf Wolke 7. Die ersten 5 Tage nach dem Rennen waren genial. Unzählige Glückwünsche, Endorphine und Motivation bis unters Dach. Der Ankündigung meines Trainers Nils Goerke („Warte ab bis die Hormone aus dem Körper sind“) folgte der senkrechte Absturz. Wie von einem Truck überrollt, litt ich vier oder fünf Tage richtig hart. Nicht muskulär, sondern energetisch. Ich wollte nur noch schlafen. Und essen. Abwechselnd. Den ganzen Tag
Ziele im Vorfeld suchen
Auch die Motivation war etwa 10 Tage lang nicht auffindbar, wie vom Erdboden verschluckt. Den Grund dafür meine ich auch schon gefunden zu haben: Natürlich ist es normal, dass nach der monatelangen Vorbereitung auch mal „die Luft raus ist“, einen Teil dazu hat aber auch beigetragen, dass ich mir vor Roth bewusst kein nächstes Ziel gesetzt habe. Entsprechend planlos war ich einige Zeit unterwegs bis ich mein nächstes Rennen gemeldet habe. Jetzt brenne ich wieder und habe Bock! Eine zwischenzeitliche Auszeit ist aber wohl auch Mal gut und nötig. Auch der Kopf braucht Mal Pause…