Alex sieht Roth #11 – Verlierst Du noch oder gewinnst Du schon?

Ich war kurz davor, einen Bericht direkt nach meinem Rennen in Steinfurt, einer kleinen und sehr liebevoll organisierten Mitteldistanz (2km im Freibad – 80km – 19km), zu schreiben. Zum Glück habe ich das gelassen, zu negativ wäre er wohl ausgefallen, weil ich in den ersten Momenten über den zweiten Platz enttäuscht war. Bevor ich knapp drei Wochen nach dem Rennen einen langen Bericht darüber schreibe, möchte ich lieber auf eine generelle Einstellungssache eingehen, die teilweise für ordentlich Frust sorgen kann.

Wenn man so lange führt, möchte man auch gewinnen!

Okay, einmal ganz kurz zum Rennen, um den folgenden Zeilen einen Kontext zu geben. Das Schwimmen im 50m Freibad lief so lala: „Wofür arbeitest Du das ganze Jahr über so hart im Training?!“ war mein erster Gedanke beim Blick auf die Uhr (31 Min). Im Nachhinein weiß ich zwar, dass die Zeit ausbaufähig ist, konnte aber auch einige Faktoren finden, die eine schnellere Zeit hätten ermöglichen können.

Auf dem Rad habe ich nach etwa 5km die Führung des Rennens übernommen und bis zur Wechselzone dank einer soliden Leistung nicht mehr hergegeben. Kurz zuvor ist allerdings Sascha Hubbert, der spätere Sieger, zu mir aufgeschlossen, so dass wir gemeinsam auf die letzten 19km gegangen sind. Nach 3km (etwa 3:45-3:50/km) musste ich ihn leider ziehen lassen, zu hoch erschien mir das Tempo bei knapp 30Grad und was noch folgen sollte.

Alex sieht Roth #11 – Verlierst Du noch oder gewinnst Du schon?

Alex führte lange Zeit das Rennen an.

Letztlich kam ich mit 3min Rückstand als Zweiter ins Ziel und war zunächst einmal mehr frustriert als glücklich. Vor allem durch das schlechte Schwimmen und den Lauf, der langsamer war als erwartet. Für beides gibt es schlüssige Erklärungen, aber so kurz nach dem Rennen wollte ich Diese natürlich nicht zulassen. In erster Konsequenz habe ich noch vom Event-Gelände aus Matthias „Matze“ Lehne kontaktiert. Als „Personal Swim Coach“ hat er sich in Hamburg einen echten Namen als richtig guter Schwimmtrainer gemacht; dazu ist er ein richtig netter und cooler Typ. Wir sind zwar schon ab und zu Mal zusammen geschwommen und einige Tipps konnte er mir geben, die Kontinuität hat allerdings gefehlt und eines meiner Prinzipien lautet immerhin:

„Consistency is key!“

Kurzum: die nächsten drei Wochen bin ich jeweils ein Mal bei Matze und gehe noch einmal durch die „harte Schule“, hole mir Tipps und Verbesserungsvorschläge. Das wird für das Rennen in Roth nicht mehr den ganz großen Effekt haben, im Endeffekt geht es ja aber darum, langfristig und nachhaltig besser und kompletter zu werden.

Zu welchem Menschentyp gehörst Du?

Jetzt aber zum eigentlichen Thema dieses Blogs: die innere Einstellung zum Gewinnen und Verlieren und der Beurteilung erbrachter Leistungen.

Dass die Beurteilung des Rennens in nur wenigen Tagen so unterschiedlich ausfällt und es mir wirklich schwer fiel, Glückwünsche für einen zweiten Platz anzunehmen, hat mich dazu veranlasst, viel über Erwartungshaltungen und innere Einstellungen nachzudenken. Immerhin haben viele Leute auf meine Instagram Story geantwortet, in der ich meinen zweiten Platz eher – sagen wir – „uneuphorisch“ geteilt habe. Letztlich gibt es unter Leistungssportlern zwei stark unterschiedliche Typen:

  1. Diejenigen, die es lieben zu gewinnen!
  2. Diejenigen, die es hassen zu verlieren!

Ich gehöre ganz eindeutig zu letzterer Gruppe! Das zählt übrigens nicht nur für den Sport. Mensch-ärgere-dich-nicht-Bretter sind auch bei mir schon durchs Wohnzimmer geflogen und Tennisschläger hingen in benachbarten Bäumen – das ist leider nicht erfunden. Einen Sieg kann ich relativ schnell abhaken, eine „Niederlage“ hängt mir ewig lange nach. Gleiches gilt übrigens auch für Trainingseinheiten: erfülle ich eine Woche lang alle Vorgaben zu 100% gibt bzw. gab mir das zwar Selbstvertrauen und ein Gefühl der Zufriedenheit, die Ausschläge bei einer verpassten oder schlechten Einheit sind aber deutlich größer. Selbst wenn nur der letzte Kilometer langsamer war oder eine 180km Radtour auf 160km verkürzt wurde. Wahrscheinlich ist das durch meine Tennis-Vergangenheit bedingt: Dort gibt es eben nur Sieg oder Niederlage. Im Triathlon ist es ganz anders: man kann so viele persönliche Erfolge feiern ohne als Erster durchs Ziel zu laufen. Überhaupt ins Ziel kommen zum Beispiel! Oder eine neue Bestzeit aufstellen, vielleicht sogar nur in einer Teildisziplin.

Langsam umdenken und eine Balance finden

Damit tue ich mich immer noch schwer; zumindest kurz nach einem Rennen, auch wenn es Stück für Stück besser wird. Wenn ich nicht gewinne – und das definiere ich bei einem kleineren Rennen nun einmal über eine Platzierung – bin ich häufig erst einmal geknickt. In einem Rennen wie der Challenge Roth ist das sicherlich anders. Dort sind so viele Athleten, die uneinholbar besser sind, da kann ich mich – glaube ich zum jetzigen Stand – damit abfinden nicht zu gewinnen und mich über persönliche Ziele bewerten. Wenn ich aber 75km lang auf dem Rad in Führung liege und drei Kilometer lang Schulter an Schulter laufe, möchte ich das Ding gewinnen! Daran wird sich wohl nichts mehr ändern.

Ich versuche mehr und mehr, diese Einstellung zu optimieren und den Erfolgen eine größere Bedeutung zu geben. Ich habe schon in unserem Podcast gesagt, dass eine perfekte Vorbereitung ohne Krankheiten, verpasste Einheiten und ohne Wehwehchen utopisch ist. Die ersten „Erfolge“ sind schon spürbar und mir gelingt es immer mehr, Selbstvertrauen aus guten Einheiten zu ziehen und die kleinen Rückschläge durch gute Einheiten aufzufangen. Ich denke, dass es auf jeden Fall der gesündere Weg ist – gerade für einen Amateur/Age-Grouper ohne Profi-Ambitionen.

Streckencheck in Roth

Als letzte Info möchte ich euch meine Eindrücke der Challenge Roth Radstrecke mitgeben. Ich war letzte Woche für 2,5 Tage vor Ort um mir ein Bild der Bedingungen zu machen und konnte so gleichzeitig einige Bekannte besuchen. Den Bericht dazu gibt es auf Grund akuten Zeitmangels im Video Format – wie es sich gehört bei Kaffee- und Kuchenpause während des „Long Rides“ 😉

In diesem Sinne, bleibt fleißig und bis zum nächsten Mal,

Alex


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