Alessandra Schellnegger – Hinter den Mauern des BND

Von Thomas_robbin

Jahrzehntelang war das Gelände des Bundes­nachrichten­dienstes in Pullach hermetisch ab­ge­schirmt, es gab kaum Ein­blicke in die Welt der Spione. Alessandra Schellnegger konnte 2013, kurz vor dem Umzug des BND nach Berlin, die bereits in der NS-Zeit als Führer­haupt­quartier Sieg­fried errichtete Anlage foto­grafieren. Ihre Doku­men­tation ist noch bis zum 16. Juli 2017 in München zu sehen.

Ausstellungsbeschreibung

Als Prolog zur Ausstellung „No secrets! – Bilder der Überwachung“ ermöglicht die Kabinettausstellung von Alessandra Schellnegger Einblicke in das Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach kurz vor seinem Umzug nach Berlin.

Jahrzehntelang war das hermetisch abgeschirmte Gelände des BND offiziell als Teil der „Bundesvermögensverwaltung, Abteilung Sondervermögen, Außenstelle Pullach“ ausgewiesen worden. Die Nachbarn sollten nicht denken, dass hinter dem vier Kilometer langen Ring von Mauerwerk und Stahlzäunen deutsche Spione tätig waren.

Als Alessandra Schellnegger 2013 im Auftrag der „Süddeutschen Zeitung“ nach langem Warten endlich Zugang zum Gelände des BND in Pullach erhält, ist das für die Münchner Fotografin ein Glücksfall. Denn Blicke hinter seine Kulissen gewährt der BND so gut wie nie. Erst der geplante Umzug der Zentrale von Pullach in die Bundeshauptstadt ermöglichte es ihr, die Arbeitswelten der Agenten zumindest ansatzweise öffentlich zu machen. Ihre Fotoserie zeigt eine seltsam aus der Zeit gefallene Architektur und verwaist wirkende Gebäude. Die Architekturaufnahmen beschreiben den eher musealen Charakter des Ortes zwischen morbid-baufälligen Baracken, Besprechungsräumen mit so liebevollen Namen wie „Alter Fritz“ und Wandgemälden von Künstlerfürsten wie Franz von Lenbach.

Tatsächlich hat der Pullacher Komplex im Lauf der Zeit vielfältige Metamorphosen erfahren. Bevor die Geheimorganisation Gehlen, also die zur Spionageeinheit umfunktionierte frühere Abteilung „Fremde Heere Ost“ im Oberkommando des Heeres, 1947 hier Einzug hielt, war das Gelände in der Nazi-Zeit als „Reichssiedlung Rudolf Heß“ sowie als „Führerhauptquartier Siegfried“ in Beschlag genommen worden.

Mit feinem Gespür für diese Entwicklungen und Absurditäten schafft Schellnegger fotografische Dokumente, die historische Brüche und Kontinuitäten sichtbar machen, aber auch vom Selbstverständnis einer westlichen Staatsmacht im 20. Jahrhundert erzählen. 2015 wurde sie dafür mit dem Preis des Eagle-Eye-Photo Contests des Frankfurter Kunstvereins ausgezeichnet.

Wann und wo

Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

24. März bis 16. Juli 2017