Alegremia in Nicaragua

Von Traveltonature
Nicaragua, 30.09.2013 
Tabea Doll
„Wie geht’s deiner Alegremia?“ begrüßen sich die Kinder und Jugendlichen in Sabana Grande, einem ländlichen Stadtviertel von Managua, der Hauptstadt Nicaraguas. Der Begriff „Alegremia“ bildet sich aus den Wörtern „Alegria“, Freude, und „Emia“, ein medizinischer Begriff dafür, dass etwas im Blut zirkuliert. Alegremia ist somit die Freude die im Blut zirkuliert. Die Kinder und Jugendlichen sind Teil einer der Kinder- und Jugendgruppen, mit welchen das „Centro de Información y Servicios de Asesoría en Salud – CISAS“ (Informationszentrum und Beratungsdienst für Gesundheit) arbeitet. Im Rahmen eines 12-monatigen weltwärts-Freiwilligendienstes, für welchen Tabea Doll u.a. finanzielle Unterstützung durch die travel-to-nature GmbH erhielt, arbeitet sie seit zwei Monaten bei CISAS und begleitet u.a. die Arbeit in Sabana Grande. Seit 30 Jahren leistet die Nichtregierungsorganisation Gesundheits- und Umweltbildung und setzt sich für Gleichberechtigung und Menschenrechte ein. Ein Schwerpunkt hierbei sind sexuelle und reproduktive Rechte.

Ausgehend von dem argentinischen Konzept „Alegremia y Salud de los Ecosistemas“ - „Alegremia und die Gesundheit der Ökosysteme“ -  von Dr. Julio Monsalvo, bearbeitet CISAS mit den Kinder- und Jugendgruppen verschiedenste Aspekte zum Thema Gesundheit. Alegremia bildet sich aus sechs Grundbedürfnissen, welche von argentinischen Landarbeiterinnen als essenziell für ein gesundes und würdevolles Leben definiert wurden: Aire-Luft, Agua-Wasser, Alimento-Nahrung, Albergue-Obdach, Amor-Liebe, Arte-Kunst. Die „sechs A“ der Alegremia. Später bereicherte eine Schülerin aus Kolumbien das Konzept um ein weiteres A: Aprendizaje-Lernen. Je höher die Qualität der „sieben A“, desto höher ist die Alegremia,  die Gesundheit der Menschen.
Ein hohes Niveau an Gesundheit ist jedoch nur möglich, wenn das Ökosystem Erde gesund ist. Hierzu braucht es eine gesunde Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Umwelt. Das Ökosystem Planet besteht aus Millionen lokaler Ökosysteme, welche sich gegenseitig beeinflussen und der Mensch muss sich als Teil dieses Systems verstehen.  Den Kindern aus Sabana Grande fällt es nicht schwer Beispiele zu finden: „Die Erde ist unser Haus“, sagen sie. „Wenn wir daheim die Wassertonne nicht abdecken legt die Dengue-Mücke ihre Eier, der Virus beeinflusst dann das Ökosystem des ganzen Stadtteils“. „Wenn wir die Wälder abbrennen betrifft es das Ökosystem des ganzen Landes, der ganzen Welt, unser ganzes Haus“. Wo beginnen wir also? Bei uns selbst, in unserem eigenen Stadtteil. In einer Welt, die überwiegend von Erwachsenen dominiert wird, ist das für Kinder nicht immer einfach. Doch sie haben ein Recht die Welt, ihr „zukünftiges Haus“, mitzugestalten.
 
Die Methode Niño a Niño, „von Kind zu Kind“ gibt ihnen Raum hierfür und befähigt die Teilnehmer zu selbstständigem Handeln und Partizipation. Die Kinder und Jugendlichen identifizieren mittels eines Wahlverfahrens und eines Punktesystems Probleme ihres Stadtteils. Am Ende bleibt das Problem übrig, von welchem sich die meisten Teilnehmer am stärksten betroffen fühlen. Das Problem wird von der Gruppe untersucht, Lösungsmöglichkeiten werden diskutiert und ein Mikroprojekt wird entwickelt. Finanziert werden die Projekte durch Medico International. Für die Kinder und Jugendlichen in Sabana Grande ist das größte Problem der Abfall, welcher Krankheiten und Umweltverschmutzung verursacht: „Die Müllabfuhr kommt nicht immer, also bleiben die Müllsäcke auf der Straße liegen und die Hunde reißen sie auf.“, „Es gibt nur einen Container in dem der Abfall sicher entsorgt werden kann, für viele Familien ist er zu weit weg“. Die Kinder- und Jugendgruppe aus Sabana Grande arbeitet derzeit am Konzept ihres Mikroprojektes und hofft auf Unterstützung durch die Bewohner ihres Stadtteils und durch die Behörden. Ziel ist der Bau von zwei Müllcontainern und ein Umwelt-Festival, zur Einweihung der Container und zur Sensibilisierung der Bevölkerung.