Das “Album of The Day” sind hier eigentlich 1 ½ Alben of The Day, denn es geht um eine EP und um ein Album. Das Folk-Duo aus Nashville The Civil Wars gab am vierten Dezember die EP “Bare Bones” auf ihr Album “The Civil Wars” folgend heraus. Joy Williams und John Paul zeigen auf dieser EP die Essenz des Folk: akustische Gitarren und zweistimmige emotionale Gesangseinlagen. Das Stimmchen von Joy wirkt süss und gibt Leuten, die Vanillesirup im Kaffee mögen, genau das, was sie wollen: Zucker. „Oh Henry“ heisst der erste Song auf der EP, den man bereits kennt vom ‚grossen’ Album, welches die Band im August herausgebracht hat. „The One That Got Away“ ist das überzeugendste Lied der EP. Diese Version besticht durch subtile Pianoführung und eine Zurückgehaltenheit von Joy Williams’ Stimme. Dieser Song ist womöglich der meistgekannte, da er dem Film „The Hunger Games“ als Soundtrack dienlich war (dies jedoch in der Albumversion).
The Civil Wars – Bare Bones EP (links) & The Civil Wars Album (rechts) 2013
Liederliste “Bare Bones”:
01.Oh Henry (Alternate Version)
02.Eavesdrop (Alternate Version)
03.Dust to Dust (Acoustic)
04.From This Valley (Acoustic)
05.The One That Got Away (Acoustic)
06.I Had Me a Girl (Acoustic)
“Dust to Dust” ist in der akustischen Ausführung etwas langatmig geratenen und es unterscheidet sich auch nur kaum merklich vom Original. Das Original gefällt dennoch um einiges besser, da der kleine Einsatz von Drums bereits einen reichhaltigen Unterschied macht. Bei Songs von The Civil Wars scheint auch Kurzweiligkeit nicht die Hauptsache zu sein, vielmehr sind es – wie oft bei Folkmusik – gesungene Gedichte und atmosphärische Schnitte durch Momente und Zustände der Welt. Hier geht es um Vergänglichkeit und um Liebe, ein Ich, ein Du und ein Wir.
„You’re like a mirror, reflecting me Takes one to know one, so take it from me You’ve been lonely”
The Civil Wars – Dust To Dust (Musikvideo)
ÜBER DIE BAND
Joy Williams ist schon lange im Geschäft (seit den 00-er Jahren brachte sie diverse religiös angehauchte Songs hervor, jedoch blieb der grosse Ruhm aus). In Nashville traf sie dann 2009 auf ihren Bandkollegen John Paul White (Gitarrist & Sänger). Ihre erste EP hiess “Poison & Wine” und verbuchte vielerlei Erfolge (auch konnten sie einen ihrer Songs für den Titeltrack der US Arzt-Serie Grey’s Anatomy schreiben).
“Sind die etwa zusammen??!” GERÜCHTE EINER SCHEIDUNG
Der Spiegel (in der Online Ausgabe) titelte recht amüsant „Der Teufel am Mikro neben dir“. Um ein bisschen Klatsch&Tratsch einzuleiten, soll gesagt sein, dass oft darüber diskutiert wurde, ob die beiden Mitglieder von Civil Wars wohl ein Pärchen seien. Würde perfekt zum Bild des Kuschelrocks für Fortgeschrittene passen, oder? Jedoch: Ob Joy Williams und John White jemals ein Paar waren, haben sie mehr oder minder nicht klar kommuniziert. Jedoch ist bekannt, dass sie von 2012 bis ins Frühjahr 2013 eine persönliche Krise der Band kundgegeben haben. Also gab es immerhin interne Spannungen (“internal discord and irreconcilable differences of ambition” hiess es), ob nun musik- oder gefühlsbedingt ist hier bei dieser Musik beinahe eh ein- und dasselbe. Auch für das neue Album „The Civil Wars“ haben die beiden Krieger sich beinahe niemals im Studio getroffen.
REZEPTION UND KRITIKERSTIMMEN
The Guardian sagen über das neue Album, es sei voller ungemütlicher Stille und weiterhin sagen sie über die neuen Lieder “The One That Got Away” & “I Had Me A Girl” folgendes:
“The One That Got Away and I Had Me A Girl set their tales of sickly relationships to frustrated-sounding explosions of slide guitar and serrated distortion.”
Auf dem Blog „Popmatters“ wird ebenso von der biographischen Geschichte der Band auf die Musik Rückschlüsse gezogen. Storytelling nenne sich dies wohl unter anderem in der modernen Welt. Die Frage, die sich uns bei solchen Fällen stellt: Füllen solche Geschichten die Lücken der Musikqualität? Die Musik wird jedoch kritisch als gut gewertet und als solche bezeichnet, die auch der Band „Fleetwood Mac“ sicherlich gefallen hätte. Über den melodiegeballten Song „Eavesdrop“ sagt Pop Matters folgendes:
““Eavesdrop” highlights the group’s melodic sensibility, feeling almost like a re-worked Fleetwood Mac if Fleetwood Mac were a band I liked.”
Am Ende kriegte das Album 8 von 10 Zielscheibenkreise auf Popmatters.
UNSERE MEINUNG
The Civil Wars sind trotz langatmiger Überemotionalität durch ein zweiseitges Licht-Dunkelverhältnis geprägt. Licht erstens, bei guten Songs (Eavesdrop, The One That Got Away). Licht zweitens, bei positiv gefärbten Texten. Dunkel erstens bei flehenden überladenen Standardfolkfloskeln über Berge, Gefühle und “please don’t go”’s. Dunkel zweitens, weil die Stimme von John Paul White manchmal ein bisschen arg quetschig klingt.
Nun, dies ist ein bisschen eine unaufgeräumte Kritik gewesen ups.
Wir können nicht mehr viel zu weder der EP noch dem Album sagen, da viele Lieder einfach nur sehr sehr gleich klingen. Sehr sehr gut gleich, aber gleich.
Wie dem auch sei, hier ein Spotify-Link:
KEEP BUZZIN’ from dust to dust.
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