Album Of The Day: Death Vessel – Island Intervals (Sub Pop, 2014)

Erstellt am 9. März 2014 von Wavebuzz

Unter dem Label Sub Pop Records erschien vor kurzer Zeit eine neue sich drehende Scheibe, nicht die Welt, sondern Musik. (Die zwar auch die Welt sein kann.) Death Vessel heisst die Band, die ihr Album “Island Intervals” am 25.Februar herausgebracht hat. Seit “Nothing Is Precious Enough For Us” (2008) hat die exzentrisch ausschauende Band aus Rhode Island kein neues Album mehr herausgebracht. Wir hören hinein in die Songs, sie sind neo-folkig, sie sind atmosphärisch und verwenden aufwendige Instrumentierungen. Kein Wunder touren sie mit Jonsi (der den Song “Ilsa Drown” featured)  und Sigur Ros. Island steht der Band gut.

Das Albumcover ist blau wie das Wasser, welches “Island Intervals” unterbricht. Neue Musik von Death Vessel seit 2008.

Die gewöhnungsbedürftige Stimme von Sänger Joel Thibodeau klingt wie eine mit Babypuder besprühte Geige – unkonventionell, hoch und etwas unlogisch. Leicht könnte man den Sänger für eine Sängerin halten oder die Stimme nicht als Gesang, sondern als ein anderes Instrument ansehen. Sie ist das stärkste an der Musik von Death Vessel und Thibodeaus Stimme ist es auch, die Death Vessel nicht zu einer “Ach, nicht schon wieder eine Folk Band”-Band machen. Der kristalline Purismus des lyrischen Gesangs zieht sich seidenfadig durch die ganze Schreibe hindurch. 

DEATH VESSEL – MERCURY DIME (MUSIKVIDEO)
Only for Show – Das Musikvideo zum halbfröhlichen Folk-esquen Lied „Mercury Dime” verwirrt mit Mozartperückenmenschen, Köpfen in Obstschalen und extravaganten Tanzeinlagen. Die Szenerie ist ein altes Theater.

WIE KLINGEN UNTERBROCHENE INSELN? ÜBER SONGS UND MUSIK AUF “ISLAND INTERVALS”
“Ejecta” ist der erste Track auf dem Album und er klingt dunkel-atmosphärisch und zeichnet ein schleppendes episches Klangbild. Mit feinen Klaviertönen beginnt der up-beat-haftere zweite Song “Velvet Antlers” und kann als Entwicklung aus “Ejecta” angesehen werden. Fast an das Lied “Youth Knows No Pain” von Lykke Li könnte man denken, fast. “Mercury Dime”, das mit dem Albumrelease als Single erschienen ist, handelt von Farben, Sehnsüchten und dem In-Die-Welt-Hinein-Laufen. Landschaften kommen selbstverständlich wie bei jedem “echten” Folk-Song vor:

Langhaariger Death Vessel Sänger Joel Thibodeau in träumerischer Pose. Mit Blumen. Mit Fotofilter. Bild via Sub Pop.

Die Berge (“mountains”) werden nicht bloss angeschaut (“to look at”), sondern angeschmachtet, in ihren Tiefen erkannt “when I gaze at a Mountain”. Die Parallelziehung der Natur zur menschlichen Seele ist ebenfalls oft vorhanden. “Ilsa Drown” ist mit dem Sigur Ros Sänger Jonsi zusammen aufgenommen worden. Das Gitarrenstück ist unterlegt mit Background-Gehauche und durchzogen von “uh uh uhhhhh”s und “youuu uh uh” s.

“Island Vapors” folgt auf “Ilsa Drown” und rauscht beängstigend an. Die Qualität eines Pop-Songs mit Dunkelheitscharakter wird hier erreicht. Melodienhaft wird über dumpfe aber treibende Drums hinweggesungen, wahrscheinlich – schon alleine wegen dem Titel – das schönste Lied auf dem Album? Die Stimme verblendet das ganze Stück und versetzt es in einen Nebel, der fernab in einer besseren Welt hängt (ja, auch in einer besseren Welt gibt es Nebel! ). “We Agreed” klingt darauffolgend wie Regentropfen im Sommer, die durch das brechende Sonnenlicht huschen und bald unter der Hitze verdunsten. Und um noch eine weitere poetische Beschreibung hinzufügen (die Wortwahl nüchtern zu halten ist bei “Island Intervals” etwas schwierig): “Loom” ist das melodiöse Xylophon-Gutenachtlied auf “Island Intervals”. Der unverkennbare Sopran Thibodeaus wird noch einmal mit allen Wassern gewaschen. Die Wasser, welche auch Inseln voneinander trennen. Die Wasser, die Inseln erst überhaupt zu Inseln machen.

FAZIT
Intervalle in der Mathematik bezeichnen Abstände, das “dazwischen” von zwei existenten Beständigkeiten. “Island Intervals” ist das Wasser, fliessend, vage und mächtig. Jedoch auch unbeständig, sich wandelnd und ohne Form. Möchte man von der Intervaldefinition auf “Island Intervals” schliessen? Vielleicht. Formlos ist das Album nicht, jedoch verschmelzen die Soundspuren ineinander, wechseln sich ab, in Intensität und in Emotionalität. Wie das Meer.

Note: 7 / 10

“ISLAND INTERVALS” VIA SPOTIFY ANHÖREN:
Auf dem Album befinden sich insgesamt acht Lieder, die ihr euch hier anhören könnt.

KEEP BUZZIN & schönes Fröhnen der Melancholie.


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