Album of The Day: Crosses (†††) – ††† (Sumerian, 2014)

Erstellt am 10. Februar 2014 von Wavebuzz

Chino Moreno (bekannt durch die Schrei-Musik-Band Deftones), Shaun Lopez (weniger bekannt aber auch bekannt als Gitarrist der Band Far) und Chuck Doom formieren Crosses (die sich so schreiben: †††), eine seit 2012 existierendes Nebenprojekt von Workaholic Moreno. Unter dem Label Sumerian haben sie diesen Februar ihr erstes Album in voller Länge veröffentlicht. Ruhige Musik, die keine Schreielemente enthält? Von einer Band, die sonst nur schreit? Das macht uns neugierig. Hier eine „Track by Track“ Betrachtung der 15 Songs.

Das Albumcover in Schwarz und Weiss – Eine oftmals einfache Weise, Probleme zu versorgen und die Grautöne zu ignorieren.

1. This Is A Trick
Maschinenartige Drums werden begleitet von industriellen Bassverzerrungen. Der Nebel hängt über dieser Musik und macht sie stickig. Den Trick des Stickigen einmal überwunden, entpuppt sich das Lied nach mehrmaligem Hören als Schönwetter-Pop.

2. Telepathy
Schwebendes Intro, welches beinahe in einem Pop-Stück mündet, würde die Stimme des Sängers nicht so kratzig daherkommen. Die elektronischen Hintergrundtöne sind aufflackernde Punkte.

3. Bitches Brew
Letztes Jahr bereits vorab als Single herausgekommen, ist das Lied mit dem seltsamen Titel schon länger bekannt. Bitches Brew? Bitches Brew what….? Coffee?
Im Lied geht es aber weder um Kaffee, das einzig warme hier sind die im Lied besungenen Feuer und Flamme. Die Crosses werden dem dunklen Musikstil Witch House zugeordnet. Bitches Brew oder Witches Brew, bis auf ein Buchstabe dasselbe.

4. Thholyghst
Ach, hallo Lärm. Nächstes.

5. Trophy
Eine atmosphärische Stimmung wird im Lied “Trophy” kreiert, aber ob es dafür eine Trophäe verliehen bekommt? Das sich aufbauschende Stück verebbt in einem minimal gehaltenen und dennoch melodienreichen Musikteppich, der fliegen kann. Und wer kümmert sich schon um Trophäen. Sie verstauben.

6. The Epilogue
Hip-Hop Beat und leicht rhythmischer Beinahe-Sprechgesang. Der Epilog eines Buches ist wie der Prolog: Niemand will ihn lesen.

7. Bermuda Locket
Chino Moreno und sein Religionsfetischismus dringt hier sehr durch: „You are my curse“, die Dämonen werden hier heraufbeschworen. In einen Bann sind wir hier jedoch nicht gezogen. Verflucht!!

8. Frontiers
Die Grenzen des guten Geschmacks sind hier genau so wenig berührt, wie die Grenzen des schlechten. Die Grenzen der Gleichgültigkeit sind jedoch so inexistent, weil sich niemand um sie schert. Hatten wir vorhin – überspitzt gesagt – Hip Hop Beats („The Epilogue“) und Funk-Elemente („Telepathy“) – haben wir hier eine vor sich hinplätschernde Grenzenlosigkeit.

9. Nineteen Ninety Four
10 Jahre sind vergangen seit Nineteen Eighty Four. Die eisige Landschaft von „This Is A Trick“ wird hier aufgenommen, etwas destruktiver dann aber. Apokalypse ein bisschen.

10. Option
Das klingt wie „Nineteen Ninety Four“, in lärmiger.

11. Nineteen Eighty Seven
Dieses Lied kommt zwei Lieder nach „Nineteen Ninety Four“ und der Liedtitel markiert ein früheres Datum. Können die Crosses nun nicht zählen? Wollen sie Zeitlichkeit aufheben? Oder haben sie dieses Lied an diesen Platz gesetzt, da es ein Zwischenspiel ist. Eines Synthie-Synthese, die mit der synthetischen Sängerstimme verschmilzt.

12. Blk Stallion
Erstaunliche viele Dur-Akkorde findet man hier in den Strophen. Fröhlichkeit, dich gibt es kurz. Dur heisst aber auch hart und so ist dann auch der Text. „You never thought that this would happen“ wird in einer Moll-Tonart gesungen. Ist dieses „this“ nun Dur oder Moll?

13. Cross
Jemand soll die Lautsprecher richtig einstellen!

14. Prurient
Die ganze Palette der Musikstile schneiden die Crosses kreuzweise an und durch. Electronica ist hier im Intro dran. Dieser verebbt in einem hochmelodiösen Green Day Refrain. Prurient heisst was? Vielseitig kann man das Stück nennen. Vielseitig oder zerstückelt inkohärent.

15. Death Bell
Todesglocke, hörst du sie? Es ist das Klavier im Intro. Dies ist der fünfzehnte Track auf einem langen Album, welches vor allem von Deftones-Fans lange erwartet wurde (und sich dann noch um 4 Monate verspätet hat). „I climb inside your golden gate“ schallt es von weitem. „Death Bell“ ist ein fragmentiertes Electronica-Stücklein mit Elementen von Dark Ambient. Dunkle finale Wellen hört Wavebuzz hier und es heisst ja manchmal sprichwortartig: Save The Best for Last.

FAZIT
Dieses düstere Album war spannend anzuhören. Die Schnittstelle der Dunkelheit verlassend, verirrte sich beinahe jedes Lied in ein benachbartes Genre. Dieses neue Projekt, das aus den harten Rockern von Deftones resultiert, ist nicht nur ein unerwartetes Novum, sondern auch durch die Genreverschiebung äusserst genügsam. Die Deftones, die sich lieber die Seele aus dem Leib schreien versus die Crosses, die in einem dunklen Elektronik-Labyrinth verschiedene Wege suchen. Auf einigen Liedern verlieren sie sich vielleicht, auf anderen brillieren sie und treffen den Nerv einer Zeit. Mit Songs wie „Telepathy“, “Bitches Brew” oder „Death Bell“ bleibt der Eindruck bestehen.

Note: 8/10

KEEP BUZZIN


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