Betrunken und halbnackt liefen viele Briten „Tag und Nacht durch die Rua da Oura" und hinterließen „eine Spur der Verwüstung", formuliert das Boulevard-Blatt. Als Rua da Oura wird gewöhnlich die Partymeile bezeichnet, die offiziell Avenida Sá Carneiro heißt. Es würden sogar Vergewaltigungen von Schaufensterpuppen simuliert. So sei es bereits seit Jahren, aber es werde immer schlimmer, schreibt die Redaktion.
"Halbnackte simulieren Vergewaltigung von Schaufensterpuppen"
Kaufleute und Passanten seien ständig "beunruhigt". Die Rua da Oura, laut Jornal das Notícias „einst eine der einst edelsten Straßen der Stadt", verändere ihren Charakter, so der Befund. Die Folge: "Immer weniger Familien wählen dieses Ziel". Und die typischen Handelsgeschäfte verschwänden mehr und mehr aus der Straße, will das Blatt beobachtet haben.
Es schreibt, dass Reiseveranstalter mittlerweile ihren Kunden rieten, sich nicht in diesen Teil Albufeiras zu begeben. Einige Eltern sähen sich mittlerweile veranlasst, ihren Kindern die Augen zuzuhalten, damit sie nicht die halbnackten, oft nur mit einem String Tanga bekleideten Briten sehen.
"Barbesitzer wollen möglichst viele Drinks verkaufen"
Das Journal zitiert eine Café-Besitzerin aus der Avenida Sá Carneiro mit der Aussage, verantwortlich seien auch die Barbesitzer, die hauptsächlich darauf aus seien, möglichst vielen britischen Nachtschwärmern alkoholische Drinks zu verkaufen. Es sei „eine Schande". Niemand tue etwas dagegen. Die Situation sei „surreal", weil die Ladeninhaber die Augen vor dem Treiben verschlössen, statt die Polizei zu rufen.
Ein portugiesischer Urlauber, dessen Freundin nach eigenen Angaben in einer Bar begrabscht worden sein soll, berichtete dem Reporter von Jornal das Notícias, dass er beim Einschreiten in den Rücken getreten worden sei, bis er bewusstlos liegenblieb. Das Blatt zitiert ihn mit der Aussage: „Jeder sah, was passiert war, aber niemand tat etwas....". Seine Partnerin und er hätten die Straße am nächsten Morgen "voll von Erbrochenem, zerbrochenen Flaschen und Müll" vorgefunden.
"Betrunkene Nachtschwärmer schlafen auf der Straße"
Ein anderer Augenzeuge berichtete laut Redaktion, dass der Rauschzustand einiger Nachtschwärmer so stark sei, dass sie auf der Straße schliefen, weil sie sich nicht an den Namen ihres Hotels erinnern könnten. Zur Unterstützung seiner Recherchen verweist das portugiesische Boulevard-Blatt auf „hunderte von Bildern und Videos", die von lokalen Gruppen über die sozialen Medien verbreitet werden. Diese Bürger seien wütend über das Ende des Familien-Tourismus in Albufeiras Vergnügungsviertel. Sie forderten "dringende Maßnahmen der Behörden zur Eindämmung dieser Spirale der Entwertung".
Hinzu komme noch das Problem eines unverhohlenen Drogenhandels. Der Zeitung gegenüber erklärte ein Einheimischer, dass er bei Ankunft in der Rua da Oura oft darauf angesprochen werde, ob er Drogen kaufen oder verkaufen wolle. Einige Drogenhändler tarnten sich als Familienangehörige - „mit Kinderwagen und allem".
Ob die Bilder nur Briten zeigen, ist unklar
Wie das Blatt angibt, hat es mehrfach vergeblich versucht, eine Stellungnahme der Stadtverwaltung einzuholen. Die Fotos zu dem Artikel stammen von der Facebook-Seite von Domingos Conceição. Der Portugiese aus Olhão, nach eigenen Angaben ein ehemaliger französischer Fremdenlegionär und nun Fotomodell, veröffentlichte sie am 2. Juli 2019 mit der Bildunterschrift: "Rua da Oura in ihrer schlimmsten Form".
Ob die Bilder tatsächlich bzw. ausschließlich Urlauber aus Großbritannien zeigen, lässt sich nicht verifizieren. Ebenso ist mangels genauer Angaben nicht nachzuvollziehen, wie häufig es zu den beklagten Vorkommnissen gekommen ist. Für die Algarve jedenfalls droht sich das Image Albufeiras zu einem größer werdenden Problem zu entwickeln. Denn als Hochburg des Tourismus an der Südküste Portugals zieht der Ort viele Touristen an. Am Montag, 15. Juli, veröffentlichte die nationale Statistikbehörde INE diese Grafik, welche die herausragende Rolle Albufeiras im Fremdenverkehr Portugals anhand der Zahl der Übernachtungen zeigt.
Erst zu Jahresbeginn hatte " Algarve für Entdecker" darüber berichtet, wie bedeutende Tourismus-Zentren der Region - darunter Albufeira - versuchen wollen, das Sicherheitsgefühl der Touristen und Anwohner zu stärken. Lesen Sie dazu unseren Beitrag vom 10. Januar 2019 "Algarve-Tourismuszentren stärken Sicherheitsgefühl".
Erst Ende Juni war Albufeira wieder in die Negativschlagzeilen geraten, als eine 18-jährige Polin dort Opfer einer Vergewaltigung wurde. Wir berichteten darüber in unserer wöchentlichen Nachrichtenübersicht vom 7. Juli 2019.
Über Bemühungen der britischen Vereinigung Safe Communities Portugal, den Algarve-Tourismus sicherer zu machen, berichteten wir am 1. Juni 2018 in unserem Artikel "So sicher ist das Urlaubsparadies Algarve". Erst kürzlich hat die Organisation mit portugiesischen Partnern Maßnahmen für eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit diskutiert.