ALB-GOLD Triathlonliga Schluchsee

Von Wonseong

Das Fazit vorweg: Wenn man die Liga gewinnen will, hilft es, zumindest einen weiteren starken Mann im Team zu haben und es kann nicht immer nur gute Tage geben. Zumindest war es ein guter Trainingstag, wenn auch sehr, sehr hart. Und natürlich nicht zu vergessen: Endlich war Kollege Rolf zu alter Stärke zurückgekehrt und gewann das Ding souverän (auch wenn das alles andere als sicher erschien, aber dazu später mehr…).

Tja, manchmal erwischt man halt auch einen gebrauchten Tag, wobei das eher mit dem Thema zusammenhängt, dass man in der AK 50+ etwas längere Regenerationszeiten einrechnen muss. Die ganze Woche hing mir noch der XTERRA France in den Knochen (und nicht nur in den Knochen – meine Birne war auch noch so etwas von müde, ich hatte extremes Schlafbedürfnis und war im Grunde dadurch auch nicht wirklich heiß auf das Rennen.

Anyway. Wir gingen für den TV Forst zu viert an den Start mit dem bewährten Trio Blumi, Rolfi und ich, sowie Rüdiger (ganz rechts). Wie üblich muss man schon seine zwei Stunden Fahrtzeit in den Hochschwarzwald rechnen, wir kamen aber über-pünktlich an der Turnhalle in Schluchsee an. Tiefgraue Wolken herrschten vor dem Rennstart vor. Startunterlagen abgeholt und ALB-Gold belohnte uns alle schon vorweg mit einer Tüte Pasta – ganz ohne Anstrengung. Danke! 🙂

Nach dem Einchecken hatten wir noch üppig Zeit zu chillen und den Landesliga-Startern bei ihrer ersten Disziplin zuzuschauen. Da sah der Schluchsee zwar dunkel und bedrohlich wie immer aus, zeigte sich aber von seiner zahmen Seite mit fast nicht vorhandenem Wellengang. Das freute mich für meine Frickenhäuser Kollegen aus der Nichtschwimmer-Abteilung. Eine Stunde später bei unserem Start ging es da schon ganz anders zur Sache und wir hatten Mühe, ab und zu beim Luftholen auch mal Luft abzukriegen und nicht nur leckeres Schluchsee-Wasser. 😉

Gestartet wurde wie erwähnt im Jagdstart-Modus mit 10 Sekunden Abstand zwischen den Teams. Rolf, Blumi und ich legten ganz ordentlich los und zogen sehr gleichmäßig unsere Bahnen. Das Navigieren war aber durch diese fiesen, kurzen Wellen herausfordernd. Danke für die großen, gut sichtbaren Bojen an dieser Stelle! Irgendwann verloren wir Blumi, während Ich die ganze Zeit bei Rolf dran blieb. Beim Schwimmausstieg legte er aber den Berg hoch in die Wechselzone ein solches Tempo vor, dass ich nicht folgen wollte. Dafür wechselte ich die paar Sekunden schneller, so dass wir beide gleichzeitig auf die Radstrecke gingen. Dabei hatten wir schon so einige vor uns gestartete Athleten überholt und gingen auf Platz 5 und 6 liegend in die zweite Disziplin.

Gerade als wir beide unsere Helme aufsetzen wollen, kommt auch Blumi und wir beide machen höflich Platz für ihn. Kurz vor der steilen Rampe wünsche ich dann Rolf alles Gute und volle Attacke…was er dann auch in die Tat umsetzt und endlich mal richtig Gas gibt wie in alten Tagen. Er fährt dann wieder mal die mit Abstand beste Radzeit und kann den vielen Vorsprung über die hügeligen 10 Kilometer beim Laufen verwalten.

Bei mir zeigen sich dagegen wie erwartet die Nachwehen von einem brutalen XTERRA France, der mir immer noch in den Knochen (und in der Birne) hing. Ein 4 Stunden-Race stecke ich mit bald 51 Jahren einfach nicht mehr so schnell weg. Und anders als bei einer Mitteldistanz hast Du halt sowohl beim Biken, als auch beim Trailrun die fetten Leistungsspitzen und kannst nicht so gleichmäßig über den Asphalt rollen. Und die steilen Downhills beim Laufen schrotten halt auch immer sehr die Beine. Wie auch immer: Keine Ausreden. Ich quälte mich dann wirklich sehr müde über die Radstrecke und hoffte auf’s Laufen. Das bildete dann zwar mit dem drittbesten Laufsplit einen recht versöhnlichen Abschluss und ich konnte mich wieder bis auf Platz 7 vorlaufen, aber Kollege Kai Krause (wir laufen sonst ungefähr gleich schnell) ballerte an mir vorbei, als wenn ich ein gemütliches Jöggerli machen würde.

Als ich in meiner dritten Laufrunde (von vier) Blumi überholte, war mir klar, dass wir heute nicht zur Siegerehrung müssen. Ich selbst vom Podium und in der Team-Wertung sah ich uns auch schon ganz hinten. Letztlich reichte es dann sogar noch zu einem erstaunlichen vierten Rang – gar nicht so schlecht.

Ich hatte dann auf dem Rad einfach zu viel kassiert und kam erst in den letzten beiden Runden ans Überholen. Und gerade als wir uns dem Ziel nähern sehe ich Christhard Henning von den Waiblingern vor mir. Just in dem Moment, wo ich mich langsam herangeschlichen hatte, vermasselte mir der Kommentator Achim Seiter die Tour, in dem er fachgerecht in sein Mikrofon sprach, dass da ja neben oben genanntem Christhard direkt der Jörg Schneider kommt. Da war der Kollege diesen Tick zu früh vorgewarnt und sprintete um sein Leben (und rettete 2 Sekunden ins Ziel). Wenn mal der Wurm drin ist… 😉

Im Ziel dann verpflegen und „Geschichten erzählen“. S’Engele hat mal wieder jede Menge Fotos gemacht – danke dafür! Dann noch etwas auslaufen, duschen, Fahrrad auschecken. Ich bringe dann noch die Wechselbox vorbei und da erzählen mir Blumi und Rolf, dass sie wahrscheinlich disqualifiziert werden. Stichwort: Handtuch. Ich habe das noch nie so richtig verstanden, wozu man da ein Handtuch braucht, aber für manche ist das so eine rituelle Sache. Die Regeln sind im Grunde klar und bekannt. Technisch gesehen war die Sache klar. Keine Diskussion.

ABER – und das ist ein großes Aber) – jetzt gewinnt ein Athlet souverän dieses Rennen und wird disqualifiziert. Das hat einen unguten Beigeschmack, selbst für einen bundesdeutschen Kampfrichter. Auf der anderen Seite: Macht es einen Unterschied, ob der Athlet nun 38. oder 56. ist…??! Wir entschieden uns jedenfalls dann und dort direkt nach Hause zu fahren und bei dem schönen Wetter gemütlich auf Balkonien zu grillen. Dann kam die Entwarnung, dass sie Rolf mit der doppelten Zeitstrafe belegt haben.

Das führt natürlich zu einer philosophischen Betrachtung, nämlich der nach Regeln und deren Durchsetzung.

Auf der EINEN Seite sind wir uns alle einig, dass da ein Athlet „fair and square“ das Rennen gewonnen hat. Punkt. Er hat sich den Sieg hart erkämpft und verdient gewonnen. Punkt.

Auf der ANDEREN Seite gibt es Regeln und Kampfrichter, deren Verantwortung es ist, diese Regeln zu überwachen und durchzusetzen. Wie gesagt sind diese Regeln bekannt und wurden (zum 100. Mal) auch extra nochmal im Liga-Report kommuniziert. Was tun?

Nach langer Diskussion entschied das Kampfrichter-Team, Rolf mit einer Minimalstrafe zu belegen. Daraus ergeben sich drei weitere wichtige Punkte:

  1. Wie sinnvoll sind die Regeln, die wir uns auferlegen? Ist es überhaupt auch nur annähernd sinnvoll und angemessen, einen Athleten gleich zu disqualifizieren, weil er nicht alle seine Sachen sauber im Körbchen verpackt hat? Zugegeben: Es ist etwas komplizierter, denn der Athlet (hier Rolf und Blumi) hat ja die Chance, seine Zeitstrafe im Penalty-Zelt abzusitzen. Das haben sie beide nicht gemacht. Warum? Weil es weder sauber kommuniziert wurde (Wo ist die Tafel? Wo ist das Penalty-Zelt?), noch dass ein Kampfrichter die Athleten darauf aufmerksam macht. Und das ein Athlet im Wettkampfgeschehen in vollem Downhill auf eine Kreidetafel mit 38 Nummern drauf schaut, ob seine eigene dabei ist…das halte ich schon für sehr weit hergeholt.
  2. Brauchen wir überhaupt diese von den meisten Athleten (wie übrigens allgemein im Leben) wahrgenommene Überregulierung? Was nützen all diese vielen Regeln? Wird irgendetwas besser dadurch? Rolf hat ja niemanden mit seinem Handtuch behindert. Müssen wir jeden kleinen Dorf-Triathlon und jede Masters-Liga, wo die Leute einfach gern ihren Sport treiben und Spaß haben wollen, behandeln als wären wir im Weltcup unterwegs?
  3. Wie sinnvoll sind Regeln, wenn sie dann letztlich nicht mit aller Klarheit durchgesetzt werden? Wenn dann plötzlich doch Ausnahmen gemacht werden? Wie „gerecht“ oder „fair“ ist dann das Ganze noch?
  4. Und schließlich haben die Kampfrichter damit natürlich einen Präzedenzfall geschaffen: Demnächst kommt nämlich Fritze Flink und beruft sich auf das Urteil vom 13. Juli 2019. „Hallo, ich will auch meine Ausnahme! Mit welchem Recht lasst ihr Athlet A gehen und wollt mich den Gesetzen treu bestrafen?“ Ja, mit welchem Recht?

Race Stats:

  • Wetter: Sonne/Wolken-Mix bei 17°C, leichter Westwind, Wasser 19,5°C (Schwimmen mit Neo)
  • Strecken: 1,5k Swim – 36k Bike (sehr selektiv) – 10k Run
  • Zeiten: 23:57 (7. Swim) – 2:32 (T1) – 1:04:54 (26. Bike) – 1:08 (T2) – 37:16 (3. Run) = 2:10:17
  • Platzierung: 2. Platz M50 (7. Platz gesamt, 4. Platz Team)
  • Ausrüstung: Humanspeed-Einteiler, Casco Speedtime-Helm, Oakley Radar EV Path Brille, Fuji Norcom Straight TT-Bike, SCOTT Tri Carbon Radschuh, Salomon S-Lab Sense Laufschuhe
  • Ergebnisliste gibt’s wie immer hier!
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