Al Kaida wird zur Atzenfront

Al Kaida wird zur AtzenfrontNicht mehr populär genug, vom Muff einer anderen Zeit umgeben und womöglich noch Gefühle Andersglaubender verletzten - nicht nur die Schokoriegelmarke Raider hatte eines Tages ein Problem, sondern nach Ansicht von Weltterrorfürst Osama Bin Laden hatte auch sein Netzwerk Al Kaida eins. Im Namen der Befreiung der Rechtgläubigen von den Kreuzfahrer seien irgendwie zu viele Muslime und zu wenig Ungläubige getötet worden, habe Bin Laden in einer seiner letzten Terrornotizen im ländlichen pakistanischen Abderrabat (o.ä.) vermerkt, machten die US-Behörden jetzt nach Lektüre der erbeuteten Laden-Tagebücher öffentlich.
Der Bauunternehmersohn aus dem Jemen habe nach zahllosen ausgefallenen Blutbädern eine Umbenennung von Al Kaida nach dem Vorbild des deutschen Landwirtschaftsministeriums durchführen wollen. An die Stelle der traditionellen Bezeichnung "Die Basis" sollte ein an den deutschen Begriff "Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz" (kurz BfMELuV) angelehnter neuer Markenname mit Bandwurmqualität treten. Die ehemalige DDR-Staatspartei SED, so der belesene Terrorführer, habe vorgemacht, wie erfolgreich eine Umfirmierung sein können: Aus SED wurde binnen weniger Jahre erst "SED-PDS", dann "PDS", daraus "Linkspartei PDS", später dann schlicht "Die Linke".
Von einer Umbenennung der Al Kaida in "Dschma´at I´Adat al-Khilafat ar-Rashida", auf Deutsch ungefähr "Gemeinschaft für die Wiederherstellung des wahrhaften Kalifats" oder gar in "Taifat al-Tauhid wal-Dschihad" ("Gruppe des Monotheismus und Dschihad") versprach sich der von seiner Lebens- und Terrorbilanz zusehends enttäuschte Bin Laden, dass ihm und den seinen weltweit neue Sympathien massenhaft zufliegen würden. Monotheismus im Titel sei schon mal total toll, um junge marginalisierte Einwanderer der zweiten, dritten und vierten Generation etwa in Deutschland in der Sprache anzusprechen, die sie verstehen. Auch die Geschichte mit dem wahrhaftigen Kalifat habe Potential. Sie hole die Menschen, die Hans Stadens aus dem Jahre 1557 datierenden Bericht „Warhaftige Historia” tief im Herzen trügen, dort ab, wo sie sind und mache sie so bald zu willfährigen Mitkämpfern.
Bedenken gegen die neue Strategie hatte hingegen offenbar der inzwischen amtierende Al-Kaida-Chef Al Sawahiri (Foto oben) In mehreren Schreiben an Bin Laden warnte er davor, die etablierte Marke Al Kaida einfach so aufzugeben. Al Kaida sei nach Google, Coca Cola und McDonalds und noch vor Apple und den Beatles der drittbekannteste Firmenname der Welt. Experten schätzten den Wert der Marke auf bis zum 77 Milliarden Dollar.
"Angesichts unserer Finanzlage", hatte Sawahiri an Bin Laden gebrieftaubt, "können wir es uns nicht leisten, diese Summe wegzuwerfen." Entscheide der Emir aber dennoch, Al Kaida unter einem neuen Label neu auszurichten, plädiere er, al Sawahiri, für einen populäreren Begriff, "den die Brüder weltweit ohne Übersetzung verstehen". Ihm schwebe etwas wie "Die Atzenfront" oder das an die ehemalige Bewegung der Black Panther angelehnte "Green Lions" vor. Denkbar sei aber aus seiner Sicht auch eine Umbenennung in Grüne Armee Fraktion. Nach Geheimdiensterkenntnissen hat Al Sawahiri die Umbenennungspläne nach dem Tod Bin Ladens abgeblasen. Stattdessen tritt Sawahiri jetzt selbst in einer neuen Al-Kaida-Werbekampagne mit dem Claim "Auf einen Tee mit dem Terror" (Bildausschnitt oben) auf, die versucht, Al Kaida mit dem Beinamen "Die Atzenfront" für jüngere Terrorhelfer attraktiv zu machen.
Bereits im Januar 2010 hatte PPQ über Imageprobleme Al Kaidas in der Umma berichtet. Vor kurzem erst hatte sich dann auch US-Präsident Barack Obama der Analyse angeschlossen und den zerrütteten Zustand des Terrornetzwerkes beklagt.


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