Al Kaida: Mord vor der Musterküche

Osama Bin Laden hatte es in seiner geheimen Terrorkladde skizziert, sein Stellvertreter und Reichsverweser Aiman Al Sawahiri hatte erst vor wenigen Tagen auch öffentlich angekündigt: Das weltweit führende Terrornetzwerk will seine Straegie ändern und damit zu alter Popularität zurückfinden. Wichtig sei, so Sawahiri in einer Videobotschaft, keine Anschläge mehr "auf Märkte, Moscheen und andere öffentliche Orte zu verüben". Es gehe darum, den Kampf gegen Amerika gemeinsam zu führen. Dabei schade es, wenn - wie bisher üblich - Muslime Muslime töten.
Auch die Al Kaida im Mansfelder Land, die zuletzt mit einem spektakulären Anschlag auf eine wenig befahrene Straße bei Schmalkalden auf sich aufmerksam gemacht hatte, hat sofort reagiert. Statt wie von langer Hand geplant eine neue Großmoschee zu attakieren, die in den kommenden Jahren gebaut werden soll, schlugen die selbsternannten Freiheitskämpfer auf gegen eine Ikea-Filiale in Dresden los. Mit einem Sprengsatz, der nach Polizeiangaben "im Bereich der Musterküchen" zur Explosion gebracht wurde, wurden Fußboden und Ausstellungsstücke beschädigt, zwei Menschen "im Alter von 32 und 41 Jahren" (dpa) erlitten ein Knalltrauma.
Obwohl es noch kein Bekennerschreiben gibt, gehen Experten davon aus, dass Al Kaida gezielt bei Ikea zugeschlagen habe, weil Schweden sein Engagement im Libyen-Einsatz erst kürzlich von 130 auf 180 Soldaten und Offiziere ausgeweitet hatte. "Mit einem Blutbad bei Ikea könnten sich die Terroristen für den Tod Bin Ladens rächen wollen", heißt es bei der Spezialeinheit für Discounterterrorism (SDT). Fest stehe zudem, dass "hier mit Deutschland und Schweden zwei Staaten getroffen werden, deren sehr unterschiedliche Strategien im Umgang mit dem islamistischen Terror Al Kaida gleichermaßen ablehnt."
In den vergangenen Wochen waren bereits Sprengsätze in Ikea-Häusern in Belgien, Frankreich und den Niederlanden explodiert, obwohl der damals gerade mal als Innenminister amtierende Thomas de Maiziere eigentlich mit Blutbädern im Bundestag, auf deutschen Bahnhöfen und Flughäfen gedroht hatte. "Wir wissen nicht, ob es einen Zusammenhang gibt", sagte eine Sprecherin von Ikea-Deutschland.
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