Manchmal läuft es in unserem Leben genau so, wie wir es erwarten. Vor allem in sozialen Angelegenheiten fällt mir das immer wieder auf: Wir lernen jemanden kennen und haben innerhalb weniger Sekunden ein Gefühl dafür, ob uns diese Person mögen wird oder nicht. Und meistens stimmt dieses erste Gefühl auch tatsächlich! Wie geht das?
Bild: Dan Foy
Eine mögliche Erklärung lautet: Wenn wir denken, dass andere Leute uns mögen, verhalten wir uns ihnen gegenüber offener, warmherziger und zuvorkommender. Die Konsequenz daraus: Sie mögen uns tatsächlich. Wenn wir aber denken, dass uns jemand nicht mag, verhalten wir uns abweisender und das nicht überraschende Ergebnis besteht darin, dass wir diesem Menschen tatsächlich nicht sympathisch sind. Es ist fast schon eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wenn wir Akzeptanz erwarten, bekommen wir sie, wenn wir sie nicht erwarten, bekommen wir sie nicht.
Doch ist das wirklich war? Oder ist es nur ein Gerücht, dass Sympathie so funktioniert?
Was Psychologen von dieser These halten
Studien haben laut dem Personality and Social Psychology Bulletin ergeben, dass in der Akzeptanz-Prophezeiung tatsächlich ein Körnchen Wahrheit steckt. Ein Teil dieser Prophezeiung konnte wissenschaftlich bewiesen werden, ein anderer Teil aber nicht.
Die Psychologin Danu Anthony Stinson von der University of Waterloo fand 2009 heraus, dass man von der zwischenmenschlichen Wärme, die Menschen ausstrahlen, tatsächlich auch darauf schließen kann, wie sympathisch diese Menschen von anderen Personen empfunden werden.
Schwieriger war die Frage zu beantworten, ob wir jemandem tatsächlich sympathischer sind, wenn wir erwarten, dass er uns sympathisch findet.
Um dies herauszufinden, machte Stinson zusammen mit anderen Psychologinnen und Psychologen eine Studie.
Dabei manipulierte sie die Erwartung der Teilnehmer: 28 Männer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Der ersten Gruppe (total 14 Männer) wurde erzählt, die attraktive Frau, der sie nun begegnen werden, sei nervös und und hoffe, dass sie einen guten Eindruck hinterlasse. Das führte natürlich dazu, dass sich die Männer bei der Begegnung sicherer fühlten. Beobachter bewerteten die Nervosität dieser Männer als nur halb so hoch wie bei der Kontrollgruppe.
Die zweite Hälfte der Probanden (ebenfalls wieder 14 Männer) erhielt nur grobe, demographische Informationen (Alter, Wohnort, etc.) über die Frau, der sie nun begegnen werden. Dies führte dazu, dass diese Männer nervöser waren, weil sie zwar wussten, dass sie nun mit einer Frau in einem Raum sein werden, aber nicht, wie sich diese Frau fühlt.
Das Ergebnis dieser Studie: Wenn die Angst vor Zurückweisung geringer ist (wie es bei der ersten Männer-Gruppe der Fall war), dann verhalten sich die Männer warmherziger und zuvorkommender gegenüber der Frau. Sogar die unabhängigen Beobachter bewerteten diese Männer als sympathischer als jene der zweiten Gruppe, welche sich ängstlicher und zwischenmenschlich kälter verhielten.
Damit ist bewiesen, dass die Akzeptanz-Prophezeiung tatsächlich wahr ist. Die Männer, welche erwarteten, dass sie akzeptiert werden, verhielten sich warmherziger gegenüber einer fremden Person und wurden infolgedessen auch sympathischer wahrgenommen.
Tipp: Selbstbestätigung
Die oben bereits erwähnte Psychologin Danu Anthony Stinson machte im Jahr 2011 einen weiteren Versuch. Sie fragte 117 Teilnehmer, wie sehr sie Aussagen wie “Meine Freunde betrachten mich als sehr wichtige Person in ihrem Leben” oder “Mein Partner liebt und akzeptiert mich bedingungslos” zustimmen.
Die Hälfte der Teilnehmer wurde danach gebeten, eine weitere Aufgabe zu absolvieren: Sie schauten sich eine Liste mit 11 Eigenschaften wie Spontanität, Kreativität, Freunde und Familie, Ausstrahlung und anderen ähnlichen Begriffen an. Diese Begriffe mussten sie nun so anordnen, dass der wichtigste (auf sie zutreffende) Begriff zuoberst und der am wenigsten wichtige zuunterst steht.
Diese simple Aufgabe – die Verknüpfung von Aussagen wie “Mein Partner liebt und akzeptiert mich bedingungslos” mit eigenen positiven Charaktereigenschaften – führte bereits dazu, dass unsichere oder schüchterne Menschen sich sicherer fühlten. Das erstaunliche: Sogar bei Nachkontrollen, die vier und acht Wochen nach dem Versuch stattfanden, konnte man noch Unterschiede zwischen diesen Teilnehmern und der Kontrollgruppe messen!
Es braucht also nur wenig, um uns klar zu machen, dass wir liebenswert sind und von anderen akzeptiert werden. Wie das Beispiel zeigte, müssen wir bloß auf unsere positiven Seiten hingewiesen werden, und die Wirkung hält mehrere Wochen lang an.