Akuter Wassermangel: Brasiliens Großstädte trocknen aus

Von Hartstein

77 Millionen Menschen sind betroffen: In Rio de Janeiro und São Paulo wird das Wasser knapp. Um einen Zusammenbruch der Versorgung zu verhindern, schaltet die Regierung das Wasser tageweise ab.

Brasilien leidet an der schlimmsten Wasserkrise seiner Geschichte. Betroffen sind knapp 77 Millionen Menschen um die Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo. Die Trinkwasserspeicher in den Bundesstaaten sind so gut wie leer sind. Das hat mehrere Gründe: exzessiver Konsum, undichte Leitungen und wohl auch die Abholzung des Regenwaldes.

“Schuld an der Wasserkrise ist nicht der Bürger, der sein Auto wäscht”, sagt auch der Klimaforscher Alexandre Costa von der Universität Caéra. “Der weitaus größere Verschwender ist die industrialisierte Landwirtschaft. Sie allein verbraucht 70 Prozent des Trinkwassers.”

Die Agro-Industrie ist Brasiliens wichtigster Wirtschaftszweig

Sie produziert großflächig Soja, Mais und betreibt Viehzucht. 2014 exportierte sie Agrargüter im Wert von knapp 85 Milliarden Euro. Und sie ist verantwortlich für 88 Prozent der Zunahme beim Wasserverbrauch in den vergangenen vier Jahren – die Bevölkerung für zwei Prozent, bilanziert Forscher Costa.

Doch es gibt wohl noch einen weiteren Grund der Wassermisere. Forscher wie Costa warnen schon lange vor klimatischen Veränderungen. Entgegen der offiziellen Linie der brasilianischen Regierung sehen sie einen Zusammenhang zwischen ausbleibenden Regenfällen im Südosten und der Abholzung des Regenwalds 3000 Kilometer entfernt im Amazonas. “Im Regenwald verdunstet viel Wasser. 20 Trillionen Liter pro Tag. Luftmassen vom Atlantik nehmen die Feuchtigkeit auf und transportieren sie in den Süden.”

Seit 2006 untersuchen Wissenschaftler das Phänomen der “Fliegenden Flüsse”. Diese sorgten dafür, dass der Südosten Brasiliens nicht zu einer Wüstenregion verkomme, sagt Costa. “Die Abholzung des Regenwalds wirkt sich aus, als würde man den Luftmassen den Wasserhahn zudrehen.”

Hinweis: Das Wasser São Paulo soll pro Woche nicht nur zwei, sondern fünf Tage abgestellt werden.“

Quelle und gesamter Text: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/brasilien-wasser-krise-in-rio-de-janeiro-und-sao-paulo-a-1017966.html