Aktuelle Information zur Pest in Madagaskar

Von Madagaskarhaus

Statement von Franz Stadelmann zur Pest in Madagaskar und ihrer Gefahr für Reisende

Selbstverständlich verstehen wir Ihre Besorgnis aufgrund der aktuellen Lungenpestfälle in Madagaskar. Dennoch möchten wir Sie im Folgenden etwas genauer über die Pest, die Erkrankung und Heilung informieren:

In Madagaskar ist Pest leider ein jährliches Phänomen. Während der Regenzeit von November bis März fliehen die Ratten näher an die Siedlungen heran und tragen dabei ihre Flöhe zu den Menschen. Die zuweilen gegen Ratten eingesetzten Gifte töten die Ratten, nicht aber die Flöhe, die sogar zunehmend resistent werden.

Unwissenheit, Scham und der Glaube an die Heilkräfte von traditionellen Heilmethoden machen, dass der Patient erst in sehr fortgeschrittenem Stadium zu einem ausgebildeten Mediziner geht - wenn überhaupt. Die traditionellen Todesrituale fördern eine weitere Verbreitung der Pest. Im ‚Normalfall' gibt es in Madagaskar jedes Jahr ein paar dutzend Pesttote. Meist geschieht dies im Januar und Februar.

Für Madagaskar-Reisende stellt die Pest nur in absoluten Sonderfällen ein Risiko dar.

Dieses Risiko erhöht sich bei Aufenthalten in übervölkerten Stadtgebieten, die in hygienisch nicht akzeptierbaren Zonen liegen (z.B. stehendes Wasser, Abfallberge). Noch nie ist ein Europäer in Madagaskar aufgrund eines Pestbefalls gestorben.

Die Pest gelangte mit den Segelschiffen der Kolonialmächte ins Land und zwar über die Ratte als Zwischenwirt. 1921 grassierte die Pest in grossem Mass in Madagaskar. Die französische Kolonialregierung reagierte mit voller Härte. Die Pesttoten gingen zurück, aber erst 1950 galt die Hauptstadt als pestfrei. Bevölkerungsexplosion und Verarmung weiter Bevölkerungsteile seit den dramatischen 70er-Jahren haben in Madagaskar - zusammen mit dem Absinken des Bildungsniveaus - bewirkt, dass die Pest jedes Jahr ein paar Dutzend Opfer fordert. Dies hat sich durch die katastrophale Vernachlässigung der staatlichen Dienste seit dem Regierungsputsch von 2009 verschlimmert.

Madagaskar steht mit dem Problem von Pest nicht allein da. Bis heute stellt die WHO jährlich bis zu 2000 Pestfälle in bis zu 21 Ländern fest. Meist kommt es dort zu Pestausbrüchen, wo der Kontakt zwischen Haus- und Wildratten häufig ist. Ungenügende Hygiene, Armut und die offene Lagerung von Abfällen begünstigen die Übertragung der Krankheit. Aber auch in Regionen mit hohem Hygienestandard treten vereinzelt Pestfälle auf, z.B. in den USA, wo am Anfang der Infektionskette häufig der Präriehund steht.

Bei der Pest handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Bakterien (Yersinia pestis) ausgelöst wird. Man unterscheidet heute drei Formen der Pest: Beulenpest, Lungenpest und Pestsepsis:

- Die Beulenpest macht über 80% der weltweiten Pestfälle aus. Sie wird durch die Flöhe von Nagetieren auf andere Tiere und Menschen übertragen. Krankheitssymptome sind Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie eine Entzündung der Lymphknoten im Leistenbereich. Die Schwellung wird zu Beulen mit bis zu zehn Zentimetern Durchmesser, die sich aufgrund innerer Blutungen blauschwarz färben. Daher kam auch der Name „Schwarzer Tod" für die mittelalterliche Pest.

-Bei der Form Pestsepsis verbreitet sich die Infektion im Blutstrom und kann zu Meningitis oder endotoxischem Schock führen. Sie kann sich aus der Beulenpest entwickeln, aber auch so auftreten.

-Die Lungenpest entsteht als Sekundärinfektion der Lungen als Folge einer Ausbreitung der Pestbakterien im Körper und führt zu einer schweren Lungenentzündung. Beulenpest und Pestsepsis werden nur über Flöhe übertragen und nicht von Mensch zu Mensch. Eine direkte Übertragung der Pest von Mensch zu Mensch gibt es nur bei der Lungenpest, die bei engem Patientenkontakt durch Tröpfchen übertragen werden kann und dann zu einer primären Lungenpest führen kann. Die Inkubationszeit der Pest beträgt 2 - 6 Tage.

Die Krankheit kann antibiotisch behandelt werden und bei früher Diagnose sind die Heilungschancen gut. Ohne schnelle und effektive Behandlung enden 50 bis 60 Prozent der Beulenpestfälle tödlich. Unbehandelte Fälle von Pestsepsis und Lungenpest führen immer zum Tode. Die Diagnose für Lungen- und Beulenpest kann heutzutage mittels eines 15-minütigem Schnelltests erfolgen. Es gibt sogar einen Impfstoff gegen die Beulenpest.

Weitere Informationen und ärztliche Ratschläge holen Sie bitte bei Ihrem Hausarzt ein oder bei spezialisierten Tropeninstituten.

Des Weiteren haben wir noch einen Informationsfilm zu diesem Thema aufgenommen, welchen Sie unter dem Link ebenfalls auf unserer Homepage finden.

Wir hoffen sehr, dass wir Ihnen hiermit eine ausführliche und nützliche Antwort liefern und Ihre Besorgnis einer Pest-Erkrankung im Land minimieren konnten.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne per Mail sowie telefonisch unter +41 61 332 19 27 jederzeit zur Verfügung.