Die Region „Teutoburger Wald“ umfasst eine Fläche von insgesamt 1.220 km². Der Höhenzug des Teutoburger Waldes erstreckt sich vom Tecklenburger Land vorbei an Osnabrück und Bielefeld bis nach Horn-Bad Meinberg im Südosten und verläuft durch gleich zwei Bundesländer (Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen). Mit einer Höhe von 446,4 Metern über Normalhöhennull zählt es genau wie der Schwarzwald, das Erzgebirge und der Harz zu den Mittelgebirgen Deutschlands. Die beiden ineinander laufenden Wanderwege „Hermannsweg (160 km)“ und „Eggeweg (70 km)“ (auch bekannt als Hermannshöhen) führen unmittelbar über den Kamm des Teutoburger Waldes. Nahezu alle Wanderwege verlaufen durch denNaturpark Teutoburger Wald oder den Naturpark und UNESCO Global Geopark TERRA.vita. Auch mit dem Fahrrad lässt sich die Region gleich mehrfach erkunden. Man hat die Wahl zwischen insgesamt 333 Radtouren, davon 138 Rad-Rundwege bis 30 km Länge oder dem 383 km langen Emsradweg.
Ein großflächiges Eldorado für Naturliebhaber, sportlich Aktive und Ruhesuchende gleichermaßen.
Im September hatte ich die Möglichkeit, gleich mehrere Angebote von Kultur & Kulinarik über Sport & Aktivität bis Erholung & Wellness im Rahmen der TeutoBloggerWG zu testen. Die „Wohngemeinschaft für Blogger“ wurde in diesem Jahr zum dritten Mal von des Teutoburger Wald Tourismus veranstaltet und hatte ihren Ausgangspunkt in Herford. Von dort aus nahmen wir neun Blogger aus einer Fülle an Angeboten an einem selbst ausgewählten Programm teil, das von über 30 Partnern aus der gesamten Urlaubs- und Freizeitregion organisiert wurde. Auch wenn die Wahl nicht leicht war, habe ich meinen Schwerpunkt auf Aktivität & Entspannung gleichermaßen gelegt.
Meine Ausflüge im Teutoburger Wald:
- Stadt Brakel – mit dem E-Bike auf Erkundungstour
- Gemeinde Hille – Mit dem Fahrrad alte Traditionen entdecken
- Entschleunigung und Wellness im Ishara und der Bali Therme
1. Stadt Brakel – mit dem E-Bike auf Erkundungstour
In meiner Heimatstadt Köln fahre ich selber viel Fahrrad. Für die Wege, die ich täglich bewältige reicht das Hollandrad, welches ich von meiner Oma vererbt bekomme habe, völlig aus. Dabei begegnen mir immer häufiger E-Bikes, die wesentlich schneller als ich unterwegs sind. Auch in meinem Freundeskreis gibt es ein paar E-Bike Liebhaber, die sich diese Räder in ihrem Alltag nicht mehr wegdenken können. Und ich dachte, das wäre eher was für die ältere Generation… Bei meinem Besuch in der Stadt Brakel wurde ich eines Besseren belehrt und bin auf meiner E-Bike Tour selber ins Schwärmen geraten.
Die Bike and Park Mobilstation in Brakel
Bike and Park Mobilstation (Foto © Stadt Brakel)
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Mit dem E-Bike auf dem Nethe Radweg
Anders als in Köln sind die Radwege auf unserer Tour durch Brakel perfekt ausgebaut. So macht es von Anfang viel Spaß mit dem E-Bike los zu düsen. Nach anfänglichem Respekt vor den vielen Gängen, bleibt mein Gang im Turbo eingeschaltet. Unser Weg führt uns entlang der Nethe an Kuhweiden vorbei über die Südheimer Brücke. Von hier aus hat man einen wundervollen Blick auf die umliegenden Pferdeweiden und die wunderschöne Natur. Der komplette Nethe Radweg ist übrigens 65 km lang und führt von der Quelle bei Bad Driburg bis zur Mündung in die Weser bei Höxter. Wenn man ganz viel Glück hat und bei seiner Radtour aufmerksam bleibt, kann man einen ganz besonderen Bewohner entlang der Nethe beobachten: den Eisvogel.
Der bunt schillernde kleine Vogel mit dem blau-orangenen Federkleid liebt das Gebiet an der Nethe-Aue und ernährt sich vorwiegend von kleinen Fischen und Wasserinsekten. Leider habe ich an diesem Tag nicht das Glück gehabt, den kleinen Vogelfreund persönlich kennenzulernen. Vielleicht klappt es beim nächsten Mal.
Weiter geht es in angenehmen Tempo über die Felder und mit einem weiten Blick über grüne Wiesen. Ich könnte stundenlang mit meinem E-Bike hier weiter radeln und so langsam verstehe ich auch die Begeisterung meiner Freunde. Sobald ein kleiner Anstieg kommt, freue ich mich sogar darüber und lege wieder den Turbogang ein.
Eine Miniwelt auf Schienen: die Modellbundesbahn
Unseren ersten Stopp legen wir an einer recht großen Halle ein, die von Außen eher unscheinbar wirkt. Das Schild mit der Aufschrift “Modellbundesbahn” und dem kleinen Schaffner lässt mich teilweise erahnen, was sich hinter der Eingangstür verbirgt. Ich trete ein in eine Miniaturwelt voller Züge, Wagons, Häuser, Bäume und Sträucher und bin mehr als überwältigt von dieser Welt im Miniformat. Während ich durch den Raum schleiche, versuche ich diese Detailverliebtheit wahrzunehmen, entdecke eine Musikkapelle dessen Teilnehmer rot-weiß gekleidet sind, eine Shell Tankstelle mit Oldtimern, eine gelbe Telefonzelle an der eine Frau einen Brief in den Briefkasten einwirft sowie eine Radarfalle an der Polizisten Autofahrer herauswinken und man dessen Ausreden lauschen kann. Wie ein lebendig gewordenes Wimmelbuch.
Ich befinde mich auf einer Zeitreise in das Jahr 1975, mitten im Nachbau des Bahnhofs und Bahnbetriebswerks Ottbergen sowie des Bahnhofs Bad Driburg und Weserstein. Gefühlt bin ich zehn Jahre jung und habe jegliches Zeitgefühl verloren. Aus jeder Ecke tauchen Züge auf, um dann in einem Tunnel wieder zu verschwinden. Sie fahren oberhalb oder auch unterhalb der Gleisdecke. Alles transparent, gut zu beobachten und dabei auch irgendwie aufregend.
Die Bahnhofsdurchsage kündigt den nächsten einfahrenden Zug an. Plötzlich wird es dunkel und die Landschaft taucht in die Nacht ein. Tausende kleine Lichter verleihen dieser Welt nun einen ganz besonderen Charme. „Eine Miniaturwelt zum verlieben“ steht es in meinem Flyer. Dem kann ich mich anschließen. Was mir unglaublich gut gefällt, neben der Vielfalt die es zu bestaunen gilt, ist die Möglichkeit per Knopfdruck kleine Besonderheiten selbst in Szene zu setzen. Entweder ist es Lisa, die im Baum schaukeln möchte oder die Hühner, die aus dem Stall gelassen werden möchten. Zusätzlich erklären kleine Schautafeln was man gerade vor sich sieht, um das damalige Zeitgeschehen besser zu verstehen.
5 Fakten über die Modellbundesbahn
- 4 Jahre Bauzeit mit bis zu 20 Modellbauern
- Kern wurde von Profis gebildet
- ca. 100m² Fläche, 44 Züge von denen ca. 15 bis 20 gleichzeitig fahren
- 3 große Schattenbahnhöfe (Ottbergen, Bad Driburg, Weserstein)
- 1100 Meter Gleis und ca. 1500 von Hand gearbeitete Bäume
Auf Kräuterwanderung durch den Hinnenburger Wald
Es geht weiter auf unserer Entdeckungstour durch die Stadt Brakel in Richtung Hinnenburger Wald. Der Hinnenburger Forst mit Emder Bachtal ist übrigens das größte Naturschutzgebiet im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen. Wandern gehört mittlerweile zu einer meiner liebsten Interessen, wenn es darum geht den Kopf frei zu bekommen und der Natur so nah wie möglich zu sein. Als Kind habe ich das Wandern übrigens gehasst. Wie schön, dass man sich im Leben weiterentwickelt.
Auf eine ganz besondere Wanderung nimmt uns an diesem Tag Gisela Reinecke mit. Als Naturparkführerin und Kräuterpädagogin wird Sie unsere Kräuterwanderung durch den Wald mit Ihrem Wissen über die Heilwirkung von Wildkräutern und Bäumen bereichern. Ich finde, es kann nicht schaden genauer zu wissen, was man auf seinen Wanderungen eventuell auch essen könnte. Man weiß ja nie, ob man doch mal die Orientierung verliert und dann auf sich alleine gestellt ist. Da ich immer gut organisiert bin, wird dies hoffentlich nie vorkommen. Trotzdem bin ich sehr gespannt was Gisela, wir sind schnell beim Du, uns zeigen wird. Bevor wir los wandern, widmen wir uns zuerst unserer neuen Umgebung. Atmen tief ein und versuchen uns bewusst zu machen, dass wir im Hier und Jetzt sind. Den Moment leben. Sie bittet uns das erste Stück schweigend zu gehen, wer mag auch barfuß. So können wir erst einmal in der Natur ankommen und vom Alltag loslassen. In diesem historischen Gebiet, dessen Gemeinde Hinnenburg 1970 in die Stadt Brakel eingegliedert wurde, führt unsere Wanderung über uralte, verschlungene Wege. Durch die Sonnenstrahlen die leicht verspielt durch das Blätterdach scheinen, bekommt die Atmosphäre etwas mystisches, märchenhaftes. Mit ruhiger Stimme lässt Gisela uns in die Tiefen der Kräuterkräfte eintauchen. Der Weißdorn ist unsere erste Pflanze, die wir probieren und kennenlernen. Die Frucht ist rot und schmeckt relativ neutral, vielleicht etwas süßlich. Der Weißdorn gehört zu der Familie der Rosengewächse und ist ein Kernobstgewächs. Die Frucht wirkt konzentrationsfördernd sowie herzstärkend.
Ebenfalls zu der Familie der Rosengewächse gehört der Schwarzdorn, besser bekannt als Schlehe. Diese dunkelblaue, fast schwarze Frucht gehört zu den Steinobstgewächsen. Gisela bereitet uns schon darauf vor, dass diese Frucht viele Bitterstoffe bzw. Schleimstoffe enthält. Unsere Gesichter stimmen ihr kommentarlos zu und sprechen für sich. “Ab der zweiten, dritten Frucht ist es nicht mehr so schlimm” sagt Sie. Ich teste weiter und muss sagen, man gewöhnt sich an den Geschmack und ich denke mir, Kräuter und Natur sind gesund also rein damit. Durch die Schleimstoffe wird beispielsweise die Magenwand geschützt und das Schlehenelixier kann nach Infektionskrankheiten als Stärkungsmittel eingesetzt werden. Die Schlehe ist aber nicht nur gut bei bzw. gegen Krankheiten sondern kann auch zur Herstellung von “Sloe Gin” genutzt werden. Ein Schlehenlikör. Ich glaube ich werde jetzt öfter mal auf Kräuterwanderung gehen.
Zum Abschluss lassen wir uns auf einer Streuobstwiese mit Blick auf das Schloss Hinnenburg zum Picknick nieder. Gisela zaubert aus ihrem Rucksack selbstgebackene Rosenbrötchen, Rosen- und Kräuterwasser. Ein wahres Kräutermenü, bei dem wir fast alle Zutaten vorher selbst im Wald gefunden und probiert haben. Jetzt weiß ich auch, warum wir im Wald so einiges an Giersch pflücken sollten. Giersch eignet sich hervorragend zum würzen von Salaten und ist daher auch bekannt als eine Art Petersilie. Bei uns passt er perfekt zum Quark und verfeinert diesen zusammen mit Gundermann und Knoblauchrauke zu einem aromatischen Aufstrich. Wir genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen an diesem Tag, horchen der natürlichen Stille und erfreuen uns an den wohlschmeckenden Geschenken der Natur.
2. Gemeinde Hille – Mit dem Fahrrad alte Traditionen entdecken
Die Gemeinde Hille gehört dem Mühlenkreis Minden-Lübbecke an und liegt im Norden Ostwestfalens. Durch den Zusammenschluss der 9 Gemeinden wurde 1973 eine Gemeinde mit einem Gemeindegebiet von fast 103km² zwischen dem Flachland, der Norddeutschen Tiefebene und dem südlichen Rand des Wiehengebirge gegründet.
Da ein Tag alleine nicht ausreicht, um dieses riesige Gebiet zu erkunden, werde ich mit dem Fahrrad eine kleine Tour von Bergkirchen nach Rothenuffeln machen und mir dort eine ganz besondere Packung Wellness gönnen. Frau Anke kleine Siemer, angestellt im Rathaus der Gemeinde Hille, wird mich auf meiner Tour begleiten und mir die Vorzüge des Gemeindegebietes näherbringen.
Wir starten mit dem Fahrrad in Bergkirchen und nehmen die Abfahrt über die Passstraße in Richtung Rothenuffeln. Da es für mich noch recht früh am Morgen ist, wir haben ungefähr 9 Uhr, bin ich ganz froh, dass es bergab geht und ich nicht angestrengt in die Pedale treten muss. Ich kann den Morgentau und die ersten Sonnenstrahlen entspannt genießen. Nach 10 Minuten legen wir auch schon den ersten Stopp ein. Frau kleine Siemer zeigt mir die Ruhestätte des Landrats Freiherr Carl von Schlotheim. Mitte des 19. Jahrhunderts war er einer der wichtigsten Förderer des wirtschaftlichen Aufschwungs im Kreis Minden. Mit seinem Ausbau der Deiche entlang der Weser, schaffte er zahlreiche Arbeitsplätze und galt seitdem als “der Straßenbauer” des Landkreises. Seine Ruhestätte liegt auf einer Anhöhe mitten an der Passstraße, die er ebenfalls errichtet lassen hat. Von hier aus haben wir eine wunderbare, klare Aussicht in die Norddeutsche Tiefebene, hinter der weiter im Norden dann auch irgendwann die Nordsee kommt. Mein Blick schweift über das Flachland in die Ferne, wo der strahlend blaue Himmel sich wie ein Meer über die Felder erstreckt. Carl von Schlotheim hat hier definitiv nicht den schlechtesten Ausblick.
Dank seiner Passstraße erreichen wir schnell Rothenuffeln. Seit 1977 gilt diese Ortschaft als Erholungsgebiet und wurde 2018 sogar zum staatlich anerkannten Luftkurort ernannt. Dies ist in Deutschland das am stärksten verbreitete Prädikat für Kurorte und wird nur dann vergeben, wenn Luft und Klima Eigenschaften aufweisen, die für Erholung und Gesundheit besonders förderlich sind. Gut, dass ich hier mit dem Fahrrad unterwegs bin und so ausgiebig die besondere Luft inhalieren kann.
Das Kurbad von Behren
Unser Weg führt uns über Felder zum nächsten Ziel: dem Kurbad von Behren, besser bekannt als “Kurhaus Pivittskrug”. Damals als Bauernbad gegründet, befindet es sich seit 1873 im Familienbesitz und wird heute in fünfter Generation von Ralf von Behren geführt. Bauernbäder dienten damals der ländlichen Bevölkerung als Reinigungsbad. Kaum jemand hatte ein eigenes Bad und so konnte man sich hier waschen oder dem Körper mit Zusätzen wie Sole und Schwefel eine heilende Kur gönnen. “Wohlfühlen und Gesunden” diese Tradition und diese Werte stehen im Kurhaus Pivittskrug an erster Stelle. Dies merkt man Ralf von Behren auch an. Bei seiner Führung durch den hauseigenen Garten überträgt sich seine entspannte, humorvolle Art sofort. „Was bedeutet eigentlich Pivitt“, frage ich ihn. Gespannt auf eine außergewöhnliche, ausladende Geschichte entgegnet er nur: “Dies wurde aus dem Kiebitzruf abgeleitet. Dies hört sich an wie “Kiewitt” und daraus haben wir dann “Pivitt” abgeleitet.” Wir müssen lachen und schlendern weiter durch den liebevoll angelegten Garten. Neben einer Wildblumenwiese finden sich hier auch einige Obstbäume, an denen man nach Herzenslust naschen kann.
Neben einem Thermalbad mit Wasser aus der hauseigenen Schwefelquelle sind das Besondere im Kurhaus Pivittskrug die Anwendungen mit naturbelassenem Moor. Dieses stammt aus dem großen Torfmoor, auch Hiller Moor genannt. Mit 467 Hektar Fläche ist es eines der bedeutendsten Hochmoore Westfalens. Seit Jahrhunderten wird Moor als natürliches Heilmittel eingesetzt und hat durch seinen Hohen Anteil an Schwefel und Huminsäure eine tiefwirksame, schmerzlindernde Wirkung. Durch die Erwärmung des Moores auf 42°C wird die Durchblutung im Körper und Gelenken gefördert. Der Körper erhitzt sich und reagiert mit der Bildung von Cortison, was wiederum Entzündungshemmend wirkt. Nicht jeder Organismus ist für ein Moorbad geeignet. Menschen mit Herzschrittmachern oder Kreislaufproblemen dürfen kein Moorbad genießen, sich aber eine kleinere Moorpackung gönnen. Bevor dieses aber zum Einsatz kommen kann, muss das Moor zunächst vorbereitet werden.
Nach Anlieferung muss die gehaltvolle Erde zunächst von Wurzeln befreit werden, wofür die Moorquetsche dient. Danach wird das Moor in einem großen Kessel mit der Zugabe von Quellwasser erhitzt und gelangt über Rohre in die Moorwanne. Zugegeben, der Anblick der Wanne mit den Rohren sieht schon sehr lustig aus, aber was tut man nicht alles für seine Gesundheit. Nach dem Moorbad wird der Körper mit kaltem Wasser von den Moorrückständen befreit und dann im Schwefelbad in Balance gebracht. Ralf gibt noch den Tipp, niemals beide Hände ins Moorbad zu tauchen, sonst wird das Schweiß abwischen im Gesicht später zur amüsanten Gesichtsbemalung.
So ein Moorbad wirkt sich nicht nur positiv auf den Körper aus, sondern hinterlässt auch einen bleibenden Eindruck auf der Haut. Man bekommt den dunklen Schleier auf der Haut mit mehrmaligem Waschen auch weg, sollte sich darauf aber einstellen. Da ich an diesem Tag leider nicht die notwendige Zeit habe, um ein Moorbad zu genießen, werde ich meinen Füßen eine durchblutungsfördernde Packung gönnen. Gut, dass es zu kalt für Sandalen ist. Bei dem Anblick nach dem Moorbad könnte man denken, ich hätte länger meine Füße nicht gewaschen. Das Moor selbst sieht optisch nicht wirklich einladend aus. Auch der Geruch ist gewöhnungsbedürftig. Aber Herr von Behren versichert uns, dass die Wirkung sehr vielversprechend ist. Frau kleine Siemer und ich tasten uns mit den Füßen langsam an das dampfende Moor heran. Ich muss lachen, denn die Konsistenz ist auch sehr gewöhnungsbedürftig. Das nasse, kühle Gras hilft dabei uns an die Temperatur zu gewöhnen und wirkt wie eine Kneippkur.
Es ist definitiv entspannend und eine Erfahrung wert. Sich mit dem ganzen Körper in so ein Moorbad zu legen, ist bestimmt nochmal eine andere Herausforderung, wobei ich nicht weiß ob, ich es persönlich machen würde, da ich es auch nicht lange in einer heißen Badewanne aushalte. Für diejenigen, die gerne ausgiebig und lange baden und die Wärme gut vertragen, ist es definitiv empfehlenswert.
Den Tag in der Brasserie le Filou ausklingen lassen
Entspannen und sich viel an der frischen Luft aufhalten, macht bekanntlich ja hungrig. Wie passend, dass auf unserer Etappe das Ziel “Brasserie le Filou – bei Nils” liegt. Ein wunderschönes Fachwerkhaus mit großem Biergarten. Nils Röthemeyer hat das Restaurant 2015 übernommen, es etwas umgebaut und die Gerichte auf à la Carte Niveau erweitert. Die Sonne strahlt mit dem Anblick des Biergartens um die Wette, und so nutzen wir die Gelegenheit und machen es uns draußen gemütlich. In der Speisekarte findet sich für jeden etwas. Über Suppen, Salate, Burger und Pizza bis hin zu Auberginen-Schnitzel (vegan) und leckerem Apfelstrudel lässt es sich hier genüsslich schlemmen. Frau kleine Siemer und ich gönnen uns den “Le Filou Dinkel” Flammkuchen mit Tomate Mozzarella und Pesto und genießen dazu eine Rhabarberschorle. Besser kann man die Entdeckungstour durch die Gemeinde Hille nicht abschließen.
3. Entschleunigung und Wellness im Ishara und der Bali Therme
Dem Alltag entfliehen. Dem eigenen Körper und Geist Zeit widmen und diese Zeit immer langsamer werden lassen. Keine Termine, keine Entscheidung treffen, was man in der nächsten Stunde machen kann oder muss. Entschleunigung, Work-Life-Balance, Achtsamkeit. Große Begriffe die immer mehr Präsenz in unserem Leben bekommen und das aus gutem Grund. Ich selbst gönne mir auch im Alltag mal eine Massage oder einen Saunatag in einem der Kölner Thermalbäder. Jedes Mal fühle ich mich danach wie neugeboren. Der Akku ist aufgeladen, und die Entspannung legt sich wie ein Balsam um Körper und Seele. Gerne probiere ich auch andere Wellness Oasen in der Umgebung oder in anderen Städten aus und freue mich, im Rahmen der TeutoBloggerWg die Bali Therme in Bad Oeynhausen und das Ishara in Bielefeld besuchen zu dürfen.
Gar nichts tun, das ist die allerschwierigste Beschäftigung und zugleich diejenige, die am meisten Geist voraussetzt (Oscar Wilde)
Bali Therme – Ein Indonesischer Kurzurlaub mitten in Ostwestfalen Lippe
Neben dem Kurpark im Zentrum von Bad Oeynhausen liegt die Bali Therme. Mit dem Slogan “Urlaub zu Hause. Bali ganz nah.” bietet die Therme Groß- und Klein eine gesundheitsfördernde Badekultur an. Auf Basis von Thermal-Sole-Wasser wird hier eine Quelle der Gesundheit geschaffen, die sich wohltuend und heilsam auf den Körper auswirkt. Hinter dem unscheinbar wirkenden Eingang offenbart sich ein balinesisches Paradies. Neben dem Thermalbad mit verschiedenen Badebecken, Kinderland und Whirlpools findet man im Saunabereich u.a. zehn unterschiedliche Saunen, einige Badebecken, einen wunderschön angelegten Saunagarten und individuell gestaltete Ruhezonen. Ich bin etwas überfordert und muss mir zunächst einen Überblick verschaffen. Mit dem Übersichtsplan in der Hand begebe ich mich auf Entdeckungstour. Besonders gut gefällt mir der Saunagarten, in dessen Zentrum, umhüllt von Bambus und Buddhastatuen, sich der Außenpool befindet. Von dort aus gelangt man in die höher gelegene Sauna Rotunde mit Kräuter-, Finnischer und Loungesauna. In der Oase der Stille warten Wasserbetten darauf, die entspannten Körper in die Tiefschlafphase zu begleiten. Später muss ich aber feststellen, dass dies nicht für jeden Besucher von Vorteil ist, besonders wenn dessen Schlafphase von röhrenden Schnarchgeräuschen begleitet wird.
Im Nebenraum findet man aber ein weiteres stilles Plätzchen, wo je nach Sonnenstand das Licht so auf die Liegen strahlt, dass der Körper auch hier die warmen Sonnenstrahlen genießen kann. Obwohl sich an diesem Sonntag einige Besucher in der Bali Therme befinden, finde ich immer wieder ein Plätzchen, an dem ich fast ungestört bin. Eine etwas ungewöhnliche Entdeckung mache ich im hinteren Bereich des Saunagartens. Leicht unter einem Grashügel versteckt befindet sich die Maasauna. Eine Erdsauna aus Blockbohlen (Vollholzart) die tiefer in die Erde gebaut wurde als andere Saunaräume. Dadurch entsteht ein außergewöhnliches, trockenes Klima und man erreicht hier eine Temperatur von bis zu 100-110 °C. Normalerweise probiere ich gerne ungewöhnliche und unbekannte Dinge aus. Aber vor solchen Temperaturen habe ich etwas Respekt und entscheide mich dann doch für die große Aufgusssauna mit 85°C. Fast jede halbe bis volle Stunde kommt man u.a. bei einem Honig-, Salz-, Frucht- oder Wenik-Aufguss gut ins schwitzen und findet in den groß angelegten Saunaräumen genügend Platz, um sich zu entspannen und den Aufguss zu genießen.
Gerne mache ich bei einem Saunatag einige Aufgüsse mit, aber an diesem Tag überreden mich die Sonnenstrahlen, es mir auf einer der Sonnenliegen gemütlich zu machen. Die perfekte Verwöhnung an so einem Tag ist eine Massage und so teste ich in der Bali Therme die Signatur-Teilkörpermassage. Diese Balinesische Massage vereint Elemente der asiatischen Massagetechnik und lässt den Körper mit warmen Lotusöl in die tiefsten Ebenen der Entspannung abtauchen. Leicht benebelt und wie auf Wolken schwebend schlendere ich auf die Terrasse des Saunarestaurants. Entspannen macht eben auch hungrig, und ich gönne mir in Gesellschaft des türkisfarbenen Pools einen sommerlichen Salat, etwas Brot mit Dip und lasse in asiatischer Gelassenheit diesen Kurzurlaub ausklingen.
Ishara – Familienbad und Saunawelt in Bielefeld
Statt zu sagen: Sitz nicht einfach nur da – tu irgendetwas, sollten wir das Gegenteil fordern: Tu nicht einfach irgendetwas – sitz nur da. (Thich Nhat Hanh)
Dies ist mein Leitsatz für den Besuch des Isharas in Bielefeld . Entspannen kann ich, sitzen und nichts tun sollte ich auch hinbekommen. Im Herzen von Bielefeld liegt das Familienbad mit Saunawelt – das Ishara. Es gehört der Bielefelder Bäder und Freizeit GmbH (BBF) an und bietet neben unterschiedlichen Sauna- und Wellnessangebote auch individuelle Badespaß Pakete für Jung und Alt an.
Ich werde mich an diesem Tag dem Saunabereich widmen. Dieser ist angenehm überschaubar, intim und gemütlich. Mir gefällt das klare Konzept, das sich bereits im Angebot der Aufgüsse widerspiegelt. Jede Stunde kann man einen anderen Aufguss in einer der 3 Aufgusssaunen ausprobieren. Da mir Entscheidungen nicht immer leicht fallen, wird mir diese Not abgenommen und der Saunatag gestaltet sich angenehm stressfrei. Was ich auch sehr gut finde, ist die Angabe der Temperatur auf der Übersichtstafel der jeweiligen Sauna. So weiß ich schon vorher, ob mir diese Sauna zu heiß ist und ich für den Anfang mit etwas leichterem starten sollte.
Der Saunabereich des Isharas besteht aus vier Innen und zwei Außensaunen: das Banja 100°, Salus 95°, Ventus 85° und die Eukalyptussauna mit 75-80°. Das Angebot reicht vom klassischen Wenikaufguss über Fächer-, Tee-, Sole- oder Fruchtaufguss. Durch die großräumigen Aufgusssaunen hat jeder Gast genügend Platz zum Schwitzen und Entspannen. Auf Basis der vielen, versteckten Ruhezonen sind gemütliche Rückzugsorte entstanden, die viel Raum für Privatsphäre schaffen. Zusätzlich finde ich es sehr angenehm und hilfreich, überall einsehbare Wanduhren zu haben. So muss ich trotz Tiefenentspannung keinen Aufguss verpassen. Für den ersten Aufguss habe ich mich für den Teeaufguss entschieden. Zu einem wohlriechenden Zitronengrasduft wurde zusätzlich ein kalter Kirschtee gereicht. Während man schwitzt ist diese Abkühlung besonders angenehm und erfrischend. Im Vergleich zu bisherigen Aufgüssen, die ich schon ausprobiert hatte, war dieser ordentlich heiß. Mehr als ich erwartet hatte aber dennoch gut auszuhalten.
Ein älterer Herr mit weißem Bart und mit Filzhut lenkte mich während meiner Entspannungsphase etwas ab. Bisher hatte ich so etwas in einer Sauna noch nie gesehen. Ich dachte, ja gut, vielleicht legt er diesen Hut nie ab. Es gibt ja Menschen, die selbst in warmen Räumen ihre Wollmütze nicht ausziehen. Schön war dieser Filzhut nicht, aber scheinbar muss dieser ja einen Nutzen haben. Nachdem ich einen weiteren Herrn mit Filzhut neben mir in der Sauna sitzen hatte, musste ich einen der Angestellten dazu näher befragen. Das kann ja kein Zufall sein. Diese Hüte werden Saunamütze oder auch Filzkappe genannt. Da sich die Hitze besonders schnell am Kopf bemerkbar macht, was unangenehm und vereinzelt zu Kopfschmerzen führen kann, schützt der Filz die Kopfhaut und gleicht ebenfalls den Temperaturunterschied zwischen Füßen und Kopf besser aus. Nach dem Aufguss wird die nasse Kopfhaut vor dem zu schnellen Auskühlen geschützt und man birgt einer Erkältung vor. Zusätzlich hilft der Filz dem Körper beim Temperaturausgleich, was wiederum den Kreislauf unterstützt. Nicht in jeder Sauna sind diese Filzmützen erlaubt, was auch erklärt, warum ich diese noch nie gesehen habe. Lustig sehen sie in jedem Fall aus.
Neben den Saunen gibt es einen besonderen Ort der Ruhe. Bei vergleichbar milder Temperatur von 60-65 Grad tauche ich ab in die Kristallhöhle. Das warme Lichtspiel an den Wänden und das plätschernde Wasser in der Mitte des Raumes schaffen eine entschleunigende, angenehme Wohlfühl-Atmosphäre. In den verschachtelten Sitznischen findet jeder seinen persönlichen Rückzugsort, und es fällt mir gar nicht so leicht, diesen Ort zu verlassen. Die Sonne überzeugt mich auch, den Außenbereich des Isharas näher zu erkunden.