Lebensmittel sind kostbar
Neben der Produktion und dem Handel fällt die größte Menge an Lebensmittelabfällen in Privathaushalten an.
Durchschnittlich werfen z.B. der Wiener und die Wienerin jährlich rd. 40 kg an Lebensmitteln weg, die eigentlich gegessen hätten werden können (Quelle). Das konnte ich lange Zeit gar nicht glauben, denn in meinem Haushalt fällt so gut wie kein Lebensmittelmüll (außer Gemüseabschnitte wie z.B. Zwiebelschalen etc.) an.
Über die Fakten rund um die Lebensmittelverschwendung habe ich in meinem Beitrag “aktiv gegen Lebensmittelverschwendung #2” bereits ein wenig geschrieben.
Ich denke daher, dass man mit ein bisschen Organisation wirklich viel dazu beitragen kann, dass keine Lebensmittel mehr verderben.
Planung der Menüs
An erster Stelle steht natürlich die Planung dessen, was ich kochen werde. Viele Menschen sind der Meinung, das funktioniert nicht, keiner kann das Essen für eine Woche im Vorhinein planen.
Dem stimme ich sogar bedingt zu, eine Woche ist wirklich ein viel zu langer Zeitraum für viele. Vor allem Menschen, die sehr spontan über ihre Freizeit entscheiden, werden damit nicht zurecht kommen.
Am besten fängt man im Kleinen an, sich erst einmal nur 1-3 Tage im Voraus zu überlegen, was man essen möchte.
Wie macht man das am besten?
Der erste Schritt ist in den Kühlschrank und in das Vorratsregal zu schauen um zu sehen, was als erstes verbraucht werden muss. Das ist der wichtigste Schritt überhaupt!
Gehe niemals einkaufen ohne vorher in Deinen Kühlschrank geschaut zu haben! (widerstandistzweckmaessig)
Danach überlegt man sich, was man damit kochen könnte. Im Idealfall sollte das Rezept nur Zutaten benötigen, die sich im Haus befinden.
In meiner Küche hängt ein Klemmboard, auf dem es 2 Steckplätze gibt. In der einen Klammer steckt die Einkaufsliste (dazu später mehr) und in der anderen mein Menüplan für die kommenden Tage.
rechts davon ist übrigens mein Kühlschrank
nicht aller Anfang muss schwer sein
Am besten fängt man damit an, nur 1-2 Tage im Voraus zu planen. Das ist ein überschaubarer Zeitraum und meist weiß man dann schon, welche Freizeitaktivitäten geplant sind, die Einfluss auf die Nahrungsaufnahme habe (Einladungen, Restaurantbesuche, keine Zeit um zu kochen).
Mit etwas mehr Übung kann man den Menüplan dann auf 3-4 Tage erweitern. Ich habe es auch schon mit Wochenplänen versucht und relativ schnell wieder aufgegeben. Obwohl ich ein wirklich sehr strukturiert denkender Mensch bin, hat das selbst bei mir nicht geklappt. Daher bin ich wieder bei 2-4 Tagen gelandet, das hat sich wirklich sehr gut bewährt.
Reste einplanen
Das mit den 2-4 Tagen ist auch deshalb so ideal für mich, weil immer wieder einmal Reste bleiben. Da heißt es dann flexibel zu reagieren und nicht stur nach Plan zu kochen, sondern die Menüs auch einmal zu verschieben.
Meine Planung für 3 Tage reicht meist für 4 Tage aus. Das ist ein Zeitraum, um den man auch ein geplantes Essen gut verschieben kann.
Als besonders hilfreich hat es sich erwiesen, immer wieder einmal Zwischendurch reine Vorratsgerichte mit lange haltbaren Zutaten einzuplanen. Die kann man dann problemlos ausfallen lassen bzw. auf den nächsten Menüplan verschieben.
Restl-Festl
Nicht immer bleibt genug übrig, damit alle davon satt werden. In diesem Fall gibt es dann ein kleines Restl-Festl und ein kunterbuntes Buffet mit verschiedenen Resten, die geblieben sind. Jeder nimmt sich das, was er am liebsten hat. Wenn nötig, wird eine kleine Beilage und Salat ergänzt.
auch Essensreste sind kostbar
Hülsenfrüchte
Auf einen ganz besonderen Vorteil im Zusammenhang mit Hülsenfrüchten möchte ich hinweisen. Viele Menschen verwenden lieber Kichererbsen, Bohnen und Linsen aus Dosen, weil man getrocknete Hülsenfrüchte einweichen muss und das bekanntlich mehrere Stunden dauert. Also nix mit spontan Kichererbseneintopf, wenn man gerade Hunger hat, außer man nimmt die besagte Dose.
Wenn man einen Menüplan hat, weiß man natürlich wann man die Bohnen für das Bohnengulasch braucht und kann sie daher am Vortag einweichen. Damit ich nicht darauf vergessen kann, stelle ich mir gleich wenn ich die Liste erstelle am Handy eine Erinnerung für das Einweichen.
Wobei ich das immer seltener mache, weil ich in meine Abendroutine aufgenommen habe, den nächsten Tag in Hinblick auf Essen kochen noch einmal durchzugehen. Wenn es also geplanterweise Hülsenfrüchte gibt, dann werden sie am Abend einfach eingeweicht.
Ich verwende schon seit Jahren keine Konservendosen mehr. Meist werden die getrockneten Hülsenfrüchte in Kartons verpackt angeboten, wodurch ich auch auf Plastikverpackungen verzichten kann. Im Garten selbst Bohnen und Erbsen zu ziehen spart natürlich noch einmal mehr Müll.
die Einkaufsliste
Gleichzeitig mit dem Menüplan für die kommenden Tage wird auch die Einkaufsliste geschrieben. Darauf sollte alles stehen, was gerade beim Ausgehen ist und im allgemeinen Vorrat enthalten sein sollte. Dazu haben wir ja auch vorhin die Vorratsschränke inspiziert.
Ich führe diesen Teil der Einkaufsliste laufend. Immer wenn ich gerade koche und sich etwas zu Ende neigt, kommt es gleich auf die Liste.
Weiters wird natürlich in die Einkaufsliste eingetragen, was für die geplanten Gerichte benötigt wird.
digitale Einkaufsliste
Für alle, die es lieber digital haben, gibt es eine ganze Menge hilfreicher Apps, die beim Erstellen einer Einkaufsliste zur Seite stehen. Einfach in den Playstore “Einkaufsliste” eingeben und dann kommen einige Möglichkeiten. So viel ich gesehen habe ist “Bring!” am bekanntesten und sehr einfach zu bedienen.
Nachdem ich noch immer kein Smartphone habe und auch ein sehr visueller Mensch bin, gefällt mir mein Klemmboard allerdings viel besser.
Beim Checken der Einkaufslistenapp habe ich entdeckt, dass es noch viel mehr nützliche Apps gibt, die den nachhaltigen Einkauf erleichtern wie z.B. eine Saisonkalender-App oder auch den vom WWF veröffentlichten Einkaufsratgeber für Fisch und Meeresfrüchte, der ebenfalls als App erschienen ist.
verpackungsfreier Einkauf am Wochenmarkt
Einkaufen mit der Einkaufsliste
Beim Einkauf ist es wichtig, sich gut an die Einkaufsliste zu halten und den Lockangeboten der Supermärkte zu widerstehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man gar nicht mehr auf das Angebot reagieren darf.
Nachdem wir schon wissen, was wir kochen wollen, können wir die Zutaten auch flexibel austauschen. Daher schreibe ich teilweise auch einfach nur “Salat” auf die Liste und nicht ganz genau, welchen.
Oder beim Gemüse notiere ich mir verschiedene Sorten, die in Frage kommen und wähle dann aus dem Angebot aus.
Wenn mich etwas ganz besonders anspringt, dann tausche ich auch schon einmal im Kopf ein komplettes Gericht gegen ein ganz anderes aus. Das geht jedoch nur dann, wenn ich nichts zu Hause habe, was gerade unbedingt verkocht werden sollte.
Wichtig ist es dann natürlich alles auf der Einkaufsliste zu streichen, was dafür benötigt wird und nicht einfach zusätzlich einzukaufen.
Müll reduzieren beim Einkauf
Nachdem wir eine genaue Liste haben, was wir einkaufen wollen, ist es natürlich sehr einfach sich anhand der Einkaufsliste auf einen müllreduzierten Einkauf vorzubereiten und die entsprechenden Taschen, Sackerln, Gefäße etc. einzupacken.
Basisausrüstung für den verpackungsfreien Einkauf
Aktivitäten in den Menüplan einbauen
Wenn ich den Menüplan der nächsten Tage erstelle, habe ich den Kalender daneben. Es ist sehr wichtig die geplanten Freizeitaktivitäten bei der Wahl der Gerichte zu berücksichtigen.
Logischerweise kann ich kein aufwändiges Menü servieren, wenn ich keine Zeit habe um zu kochen.
Da kommen wir dann auch schon zu dem in meinen Augen größten Vorteil der Planung. Ich kann für solche Gelegenheiten vorkochen, selbst eingefrorene Nudelsoßen einbauen oder bewusst am Vortag mehr kochen, damit Reste bleiben und vieles mehr.
Seitdem ich bewusst unser Essen plane, gibt es keinen Stress mehr mit “was koche ich heute?”, “…aber dazu fehlt mir…” oder “das geht sich zeitlich einfach nicht mehr aus”.
Kettenkochen
Ein weiterer Vorteil der Planung ist die Möglichkeit des sogenannten Kettenkochens.
Tag 1 – Gericht mit Reis als Beilage, es wird gleich eine zusätzliche 2. Portion Reis gekocht
Tag 2 – Gemüsereislaibchen, es werden gleich etwas mehr Laibchen gebraten
Am 3. Tage gehe ich für den nächsten Menüplan einkaufen und habe daher wenig Zeit. Daher gibt es nur einen bunt gemischten Salat und die Gemüselaibchen werden gleich kalt dazu gegessen
Auch Kartoffeln lassen sich gut vorkochen, es gibt einige Gerichte, wo es sogar empfehlenswert ist Kartoffeln vom Vortag zu verwenden.
Dieser Beitrag ist gleichzeitig auch ein Teil der Serie einfach organisiert leben.
Mit ein bisschen Organisation kann man Lebensmittelabfälle deutlich reduzieren und aktiv etwas gegen die Lebensmittelverschwendung unternehmen.
Fortsetzung folgt…
Nachdem mir das Thema Lebensmittelverschwendung ein sehr großes Anliegen ist, möchte ich gerne immer wieder darauf eingehen und versuchen, hilfreiche Tipps zu geben.
Diesen Beitrag verlinke ich zur Blogparade einfach.nachhaltig.besser.leben. Derzeit wird die Linkparty vom Blog “foolfashion” durchgeführt.
Weiters verlinkt zu ANL von Rostrose.
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