[Aktion+Gewinnspiel] Blogtour “Was bleibt, wenn ich verschwunden bin” – Ein Interview

logoHeute Vormittag erschien bereits die Rezension zu Lilly Lindners neuem Meisterwerk “Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“, und das Thema ist klar – es geht um Magersucht. Eine Krankheit, die viele Mädchen und Frauen, aber auch einige Jungen und Männer im wahrsten Sinne des Wortes auffrisst. Oft sprechen Betroffene von ‘Ana’ – abgeleitet vom Fachbegriff ‘Anorexia nervosa’ – sie ist das personifizierte Gesicht der Magersucht. Eine Art beste Freundin, die sehr schnell ihr wahres Gesicht zeigt.

Yvonne (26) hat sich zum Anlass der Blogtour für ein Interview zur Verfügung gestellt, und erzählt uns aus ihrem Leben mit Ana.

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Bibliofeles: Liebe Yvonne, erstmal ein ganz großes Danke, dass du dich für das Interview zur Verfügung stellst. Ich finde das sehr mutig.

Yvonne: Lilly meinte einmal, irgendwann findet man den Weg aus der Stille – ich fang mal damit an.

B: Eine simple Frage zum Einstieg – Kennst du Ana?

Y: Ana … Ana ist eine gute Freundin von mir, bei der ich mir manchmal wünsche, sie niemals kennengelernt zu haben, von der ich aber weiß, dass ich ohne sie die Zeit nicht überstanden hätte. Ihre Sicherheit war zwar gelogen, aber manchmal ist eine Lüge viel besser, wenn man die Wahrheit nicht ertragen kann.

B: Wie sieht sie aus?

Y: Das ist eine schwere Frage, da Ana für mich nie ein Gesicht hatte. Sie war ich und ich war sie – nur eine Stimme in meinem Kopf, von der ich sagen muss, dass sie auch ich war.

B: Seit wann kennt ihr euch und wo habt ihr euch kennengelernt?

Y: Mit 14 fühlte ich mich seltsam, irgendwie anders wie die Menschen, wie ein kleiner Alien, nur zu Besuch, aber anders als einen Alien, hat mich niemand beachtet, und ich wollte doch nur gesehen werden, damit jemand den Schmerz in mir sieht, also traf ich auf Ana. Sie sagte mir, dass ich auffallen würde, wenn ich nur leicht genug wäre, wenn ich durch die Gegend fliegen könnte, weil das nur die wenigstens können, und so hat sie mir zugeflüstert, was ich dafür tun muss. Gesehen hat mich aber niemand und fliegen konnte ich auch nicht, weil Ana eine schwere Freundin ist, die einem am Bein hängt und niemals zulassen würde, dass man wegfliegt.

B: Du bist jetzt 26, verbringst also bereits 12 Jahre mit Ana? Kannst du etwas über eure gemeinsame Zeit verzählen? Wie habt ihr euch entwickelt?

Y: Stimmt. Ana ist jetzt seit 12 Jahren an meiner Seite, eine Ewigkeit, viel zu lang und doch halte ich immer noch an ihr fest, oder sie eher an mir, genau weiß ich es wohl nicht.
Zu Beginn war Ana nur eine flüchtige Bekannte, die mir ein paar Tipps für mein Leben gab, freundlich und nett stand sie mir zur Seite, hat mich gehalten, in all der Schwere. Aber je mehr ich ihr vertraute, desto mehr begann sie über mich zu bestimmen.
Mit 16 war ich in ihr verloren, habe sie gehasst und geliebt, weil doch irgendwie gebraucht. Mein Leben fühlte sich fremdbestimmt an, und Ana gab mir das Gefühl, doch noch zumindest über mich bestimmen zu können, aber eigentlich war sie die Machthaberin, die mir jede Verfehlung deutlich zeigte.
Aus der Vertrauten wurde eine Bestimmerin. Sie sagte mir, nur mit ihr an meiner Seite könne mein Leben sich noch zum Guten wenden, ohne sie ergebe es keinen Sinn. Aber irgendwann flüsterte eine zweite Stimme in meinem Kopf, dass mit Ana nie etwas besser wird. Ana hat die Stimme sofort unterbrochen, aber sie suchte sich ihren Weg immer wieder – und heute weiß ich, dass sie Recht hat.
Ich werde niemals glücklich, nur weil mein Gewicht weniger wird … und trotzdem hungere ich manchmal noch, weil ich mich nach der Wärme sehne, die Ana mir einst gegeben hat, am Anfang unserer Zeit … wo sie noch nicht sie war, sondern eine gespielte Schönheit.

B: Hast du mal bewusst versucht, sie loszuwerden? In Form von einem Klinikaufenthalt, wie April?

Y: Hier muss ich wohl ehrlich sein – um Ana loszuwerden, muss man sie loslassen wollen. Aber nach all der Zeit, nach schweren Momenten, aber auch Situationen der Verbundenheit, gehört sie einfach zu meinen Leben.
Aber ich muss auch sagen, dass ich esse. Nicht immer gut, manchmal viel zu wenig, aber Ana ist nicht mehr meine beste Freundin – sie ist eine Bekannte aus alten Tagen, mit der ich manchmal noch etwas zu tun habe.
In einer Therapie habe ich Ana auch bestritten, weil sie mir gehörte, mit ganz alleine und damals wollte ich sie nicht hergeben.

B: Wenn man Ana loswerden möchte … was denkst du, kann sie vertreiben?

Y: Ich kann nicht für andere sprechen, aber ich denke, sich mit Mut und Stärke gegen sie zu stellen, ist hilfreich. Wenn man ihren Beschimpfungen standhalten kann, ohne unter ihnen zusammenzubrechen, dann kann man sie loswerden – obwohl … ich bezweifle eigentlich, dass man sie jemals loswird. Sie bleibt doch irgendwie ein Teil von einen. Wie ein Hintergrundgeräusch.

B: Möchtest du vielleicht noch einen abschließenden Satz loswerden?

Y: Die letzte Frage war vermutlich bereits ein guter Schluss … weil es auch Anas Ende ist, wenn sie nur noch im Hintergrund ist, um dort nur noch zu beobachten, aber nicht mehr zu bestimmen.

B: Ich danke dir sehr für deine Offenheit und wünsche dir für die Zukunft, dass Ana im Hintergrund bleibt <3.

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Und zu guter Letzt gibt es noch was zu gewinnen  –
nämlich eines von drei Exemplaren von
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin

Beantwortet einfach folgende Frage in den Kommentaren:
Kennst du Ana?

(Ihr müsst natürlich nicht schreiben, woher, falls ihr sie kennt (dürft aber, wenn ihr wollt).)

Die Gewinnspielbedinungen:
Teilnahmeschluss ist der 19. Februar um 23:59 Uhr.
Bitte gebt unbedingt eure Mailadresse im entsprechenden Kommentarfeld an!
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Teilnahme ist ab 18 Jahren oder mit Einverständnis der Eltern.
Der Versand erfolgt innerhalb Deutschlands, der Schweiz und Österreich.
Für den Versand wird keine Haftung übernommen.
Eine Barauszahlung des Gewinns ist ausgeschlossen.
Die Daten werden ausschließlich für das Gewinnspiel verwendet und danach gelöscht.


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