Boston-Bomber Dschochar Zarnajew (19) droht nach dem Einbringen der Anklage die Todesstrafe. In einer bizarren Sitzung wurden ihm in der Intensivstation des “Beth Israel”-Spitals – mit Verspätung – die “Miranda”-Rechte verlesen. Der Terrorist, der gemeinsam mit seinem Bruder Tamerlan drei Menschen beim Boston-Marathon tötete und einen Cop erschoss, wird in einer zehnseitigen Klageschrift (Aktenzahl 13-2106-HBB) des Gebrauchs einer „Massenvernichtungswaffe“ und “mutwilliger Zerstörung von Eigentum mit Todesfolgen” beschuldigt.
Der Schriftsatz enthält makabre Details der letzten Minuten vor der Detonation der zweiten Splitterbombe (die erste zündete sein Bruder) anhand von Videoaufnahmen:
Um 14:45 Uhr (Montag 15. 4.) ist “Bomber 2″, wie Dschochar in der Anklage bezeichnet wird, zu sehen, wie er vor dem “Forum”-Restaurant in der Boylston Street den schwarzen Rücksack mit der Schnellkochtopf-Bombe direkt vor einer Absperrung abstellt. Er steht dort vier Minuten, der Rucksack an seinen Füßen. Er blickt mehrmals aufs Handy, knipst die Bombe sogar. Er macht ein 18 Sekunden langes Telefonat. Dann geht die Straße runter die erste Bombe nahe der Ziellinie hoch. Die Köpfe aller Menschen rund um ihn drehen sich sofort panisch in die Richtung der Explosion – nur er bleibt ruhig. Er entfernt sich entschlossenen Schrittes. Dschochar trägt keinen Rucksack mehr. Zehn Sekunden später geht “seine” Bombe hoch.
Bizarre Details enthält die Akte auch über die tödliche Flucht der Bomber am Freitag. Als die Brüder nach dem Mord an einem Cop in Cambridge einen Wagen stoppten, so die Anklage, hält einer dem Fahrer die Pistole an, sagt: „Hast du über die Explosion beim Marathon gehört? Ich war das …“ Dann nimmt er das Magazin von der Pistole, zeigt die Patronen und sagt: „Ich meine es ernst!“ Dschochar erlitt am Ende Schusswunden im Kopf, Nacken, den Beinen und einer Hand, so die Schrift. Die Halswunde stammt von einem offensichtlichen Selbstmordversuch.
Die Ermittler sind der Ansicht, dass die Zarnajew-Brüder durch ihren Glauben motiviert wurden. Bisher wurden keine Verbindungen zu internationalen Terror-Gruppen festgestellt. Im ersten Verhör hatte Dschochar auf ein Stück Papier geschrieben (er kann wegen der Kehlkopfwunde nicht sprechen), dass sein Bruder “den Islam verteidigen wollte”. Er sei von ihm “angestiftet worden”. Die Anleitung zum Bau der Kochtopfbombe gefüllt mit Kugeln und Nägeln hatten sie vom Al-Kaida-Internet-Magazin “Inspire”.