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GTL | 23.6.2013 | Kommentare (0)
AKH-Wien: AGO-Mitarbeiter kämpfen um ihre Jobs
Im Zuge einer Protestkundgebung wollen die Mitarbeiter der Firma AGO am 25. Juni (9:00) gemeinsam vor dem Wiener Rathaus um ihre Arbeitsplätze und gegen die umstrittenen Personalauslagerungen im Wiener AKH kämpfen.
Etwa 1.000 Leiharbeiter der Firma AGO (Akademischer Gästedienst in Österreich), die in den verschiedensten Bereichen des Wiener AKH eingesetzt sind, fürchten um ihren Arbeitsplatz und wollen mit der gemeinsamen Initiative "Übernahme statt Fremdvergabe" um ihre Jobs kämpfen. Das Drama erinnert an jene Situation, in der sich auch die Mitarbeiter der Reinigungsfirma JANUS befunden haben, nachdem das Unternehmen im Zuge einer Neuvergabe des Auftrages über externes Reinigungspersonal mit schmutzigen Tricks aus dem Rennen geworfen wurde.
Auch damals richteten die betroffenen Mitarbeiter verzweifelte Appelle an die zuständigen Stellen im Wiener Rathaus, zumal sie ihren Job über Jahre hinweg korrekt erledigt hatten und nun vor der Arbeitslosigkeit standen. Das Schicksal der damals 319 Arbeitskräfte war der AKH-Direktion und der Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SP) bzw. den Wiener Sozialdemokraten jedoch herzlich egal, was auch diesmal im Fall der AGO-Belegschaft so sein dürfte.
In einem Schreiben von AKH-Direktor Reinhard Krepler an die besorgten AGO-Mitarbeiter beruft man sich auf "gesetzliche Vorgaben" und Vergaberichtlinien, die eine Neuvergabe nach Vertragsende erforderlich machen - andere im Raum stehende Vermutungen demetiert man mit der üblichen Arroganz. Dass Vize-Direktor Herwig Wetzlinger dieses von geheuchelten Mitgefühl zeugende Schreiben ebenfalls unterzeichnete, weist darauf hin, dass man aus der Vergangenheit nicht lernen konnte und weiter davon ausgeht, das kriminelle Treiben ungestört von korrumpierten und entsprechend untätigen Wiener Justizbehörden fortsetzen zu können.
Denn die Bestellung von Herwig Wetzlinger erfolgte ursprünglich als direkte Maßnahme und Reaktion auf den AGO-Korruptionsskandal und sollte für mehr Transparenz und Effizienz sorgen. Wie sich zeigt, ist dieses Vorhaben gescheitert, zumal sich der gut bezahlte neue "Kontrolldirektor" längst in das von Misswirtschaft durchzogene "System Krepler" eingefügt haben dürfte. Neue strategische Konzepte hinsichtlich der üppigen Personalauslagerungen, die etwa auch auf das Schicksal der betroffenen Mitarbeiter eingehen, liegen jedenfalls keine auf dem Tisch.
Der Grund dafür ist nicht die grundsätzliche Denkfaulheit des AKH-Managements oder der Verantwortlichen im Wiener Rathaus, sondern völlig andere "Interessen", die sich hinter diesen Personalauslagerungen verbergen. So reicht die "Partnerschaft" zwischen dem Wiener Rathaus bzw. den Wiener Sozialdemokraten und den Eigentümern der AGO bis in die Neunziger des letzten Jahrhunderts zurück und hatte von Beginn an einen recht üblen Beigeschmack - etwa was den Verdacht auf vorsätzliche Veruntreuung von Steuergeldern oder illegale Parteifinanzierung betrifft. Ob solche Netzwerke über Jahrzehnte hinweg ohne das Wissen des Bürgermeisters mit Millionenbeträgen operieren können, wissen wir nicht. Dass nun tausend Mitarbeiter der AGO aufgrund dieser Praktiken unschuldig zum Spielball werden sollen, geht aber eindeutig zu weit.
Denn auch andere Fakten deuten klar darauf hin, dass diese betriebswirtschaftlichen Widersinnigkeiten, speziell was das Leihpersonal angeht, vorsätzlich konstruiert worden sind. Laut Rechnungshof erfolgte die letzte Personalbedarfsplanung im AKH jedenfalls im Jahr 1994 - also vor knapp 20 Jahren.
Darauf zu setzen, dass bei der einstigen Wiener Arbeiterpartei nach einem jahrelangen Machtrausch mit absoluter Mehrheit noch Reste der sozialpolitischen Wurzeln übrig blieben, ist in Anbetracht der Lage eine riskante Spekulation. Gegenüber den Betroffenen und in Anbetracht der vielen düsteren Schattengeschäfte, die man bisher auf Kosten des Steuerzahlers in diversen Hinterzimmern abgewickelte, wäre es nun an der Zeit, möglichst rasch umzudenken und darauf zu verzichten, hinter bürokratischen Zierplanzen in Deckung zu gehen. Denn in erster Linie muss es darum gehen, den betroffenen Mitarbeitern eine dauerhafte und vernünftige Lösungen anzubieten.
FDMUW
Mehr Infos über die Kampagne der AGO-Mitarbeiter:
https://initiativeuebernahme.wordpress.com/
Oder auf Facebook:
https://www.facebook.com/initiative.uebernahme
Kontakt: initiative.uebernahme@gmail.com
Text: von meduni