Akademikermangel und Niedriglohn

Lasst euch nichts einreden Leute, eigentlich finden unsere Politiker unser Bildungssystem genauso, wie es ist, völlig in Ordnung – sie haben es schließlich so eingerichtet. Bei uns wird gefördert, wessen Eltern sich es leisten können, private Nachhilfe oder besser gleich Privatschulen zu zahlen, wo auch die dümmsten Kindern mit optimaler Förderung irgendwie zum Abitur kommen. Denn jedes Kind kann lernen – solange die Eltern dafür zahlen. Während in anderen Ländern alle Schüler gemeinsam bis zum Abschluss lernen, wird in Deutschland noch immer das alte Klassensystem beibehalten – schließlich war früher nicht alles schlecht. In diesem gibt es nun mal mehr oder weniger Privilegierte. Denn Gleichheit ist bekanntlich das Gegenteil von Freiheit, und Gleichheit macht grau und unglücklich, während nur die Freiheit einem sämtliche Chancen auf alles ermöglicht (sofern man das Geld dafür hat). Deshalb wird so verbissen am Gymnasium festgehalten – es muss doch eine Elite geben, während das normale Volk sehen kann, wie es mit der so genannten Einheitsschule (und später mit dem Leben als weniger Privilegierter) klar kommt.

Ausschnitt aus einem Wahlplakat zu den Berliner Wahlen 2011

Chancen- oder sonstige Gleichheit in unserem Bildungssystem.

Doch dass die Hauptschulen zu den Mülleimern der Nation verkommen sind, haben die Herrschenden immerhin registriert. Diese Schulform, auf der einst das gemeine Volk lesen, schreiben und rechnen gelernt hat, ist so überholt, dass sie nun der Realschule zu geschlagen wurde, auf die einstmals diejenigen geschickt wurden, die für das Gymnasium nicht die richtigen Eltern hatten. Jetzt müssen die Schüler auf den Gemeinschaftsschulen – auch ein interessanter Euphemismus, denn Gemeinschaft ist gerade das, was in der Konkurrenz der Schüler nicht hergestellt werden soll – zwischen Über- und Unterforderung klar kommen, während die künftige Elite unter Zeitdruck durchs Abitur zur Uni geprügelt wird, wo sie dann wiederum unter Druck mit 21 den Bätscheler in der Tasche haben soll. Um dann als billige Fachkraft zur Verfügung zu stehen. Denn an diesen mangelt es bekanntlich.

Jetzt hat die OECD mal wieder festgestellt, dass das deutsche Bildungssystem ungerecht ist – nichts anderes verbirgt sich hinter dem Euphemismus “mangelnder Aufwärtsmobilität”. Das tut die OECD übrigens immer wieder. Also feststellen, dass das deutsche Bildungssystem die Kinder armer – oder wie es heute lieber genannt wird – “bildungsferner” Eltern diskriminiert. Und überhaupt nicht besonders effektiv sind, denn deutsche Schüler können im Durchschnitt zwar ganz okay lesen oder schreiben, aber in Mathe sind die meisten ziemlich schwach. Dann schlagen sich die Bildungspolitiker für ein paar Tage an die Brust und streuen sich Asche aufs Haupt, denn im internationalen Vergleich will man als Deutscher natürlich nicht unter “ferner liefen” vorkommen. Aber dann erinnern sich alle heimlich daran, was dieses Land in anderen internationalen Vergleichen derzeit so stark und überlegen macht: Unser hervorrangend ausgebauter Niedriglohnsektor!

Jeder fünfte Beschäftigte arbeitete im Jahr 2010 zum Niedriglohn von maximal 10,36 Euro (brutto) pro Stunde, wie das Statistische Bundesamt vor wenigen Tagen meldete.

Mich erinnert das ein bisschen an “produzieren für den Müll” – wozu brauchen wir denn dermaßen viele Akademiker, wenn die Leute am Ende ohnehin als Niedriglöhner gebraucht werden?! Um jemanden den ganzen Tag den Haare zu schneiden, Brötchen zu verkaufen, den Boden zu bohnern oder leerstehende Gebäude zu bewachen, braucht es zwar guten Willen, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen, aber kein Studium. Ja, nicht mal ein Abitur. Obwohl zum Teil sogar schon in den Stellenausschreibungen für das Thresenpersonal bei der Imbisskette Nordsee als Anforderung Abitur genannt wird. Entsprechend wie die Lebenszeit der Menschen, die sich zu derartigen Jobs bereit finden, skandalös abgewertet – denn nichts anderes bedeutet es, für geringen Lohn arbeiten zu müssen: Deine Lebenszeit ist nicht mal so viel wert, dass du ohne staatlichen Almosen (“Aufstocker”) davon überleben könntest.

Das ist tatsächlich ein Skandal, egal, welchen Schulabschluss die Leute haben. Wenn man die Leute schon dazu zwingt, ihre Lebenszeit mit einem miesen Job zu verschwenden, sollte man sie wenigstens nicht damit schikanieren, auch noch aufs Amt zu müssen, um Hilfe zum Lebensunterhalt mit allen damit verbundenen Schikanen zu beantragen. Ganz nebenbei: Die gut ausgebildeten jungen Griechen, Spanier und Portugiesen sind gerade dabei, die deutschen Bildungslücken zu füllen. Fast schon möchte ich vermuten, dass die ganze Eurokrise dazu dient, der Versäumnisse der deutschen Bildungspolitik zu verschleiern. (Achtung, das war jetzt Ironie! Hoffe ich.)



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