Aino Trosell ist in Västerdalarna aufgewachsen, in einer Gegend wo das ungeschriebene Jäntelagen noch heute seine Spuren zeigt. Auch wenn die Autorin bereits im Aufbruchsschweden aufwuchs, so lebte sie während ihrer Kindheit noch in einem Schweden des 19. Jahrhunderts, in der eine Frau in den Dörfern Dalarnas nur dazu geboren wurde um Kinder zu gebären und Heim- und Hofarbeit zu leisten.
Ainos Leben veränderte sich, als sie Dalarna mit 17 verließ, um sich in Göteborg anzusiedeln. Bevor sie die Sozialhochschule in Göteborg besuchte, arbeitete sie einige Zeit im Sank Jörgens Krankenhaus und in einer Tabakfirma. Nach Abschluss der Hochschule begann sie im Sozialbüro des Arbeiterviertels Masthugget zu arbeiten, was sich jedoch als Fehlentscheidung herausstellte, da sie den psychischen Anforderungen eines Sozialarbeiter in dieser Gegend einfach nicht gewachsen war.
Ihren nächsten Arbeitsvertrag erhielt sie in der Göteborger Arendalswerft, wo sie als Schweißerin in einem Männerberuf arbeitete und ihre Energie zurück gewann. In dieser Zeit begann sie auch zu schreiben. Aino Trosell fand den Stoff in der Zeit, als sie noch als Sozialarbeiterin tätig war und veröffentlichte ihr erstes Buch „Socialsvängen“ dann im Jahre 1978. Es dauerte jedoch noch sieben Jahre bis sie von ihren Büchern auch leben konnte.
Mit 40 zog Aino Trosell dann zurück nach Dalarna, in Begleitung ihres Mannes und ihrer vier Kinder. Wenige Jahre später scheiterte jedoch die Ehe und die Autorin zog nach Enköping, wo sie ebenfalls mehrere Jahre verbrachte. Im Herbst 2010 zog sie dann in eine Wohngemeinschaft nach Stockholm, wo sie, nach eigenen Erzählungen, ein neues Leben begann.
Aino Trosell hat in mehreren ihrer Bücher ihre eigenen Erfahrungen aus der Arbeitswelt, insbesondere die Warte als Frau in einem Männerberuf beschrieben, was ihr mehrere Preise brachte und sie zu einem Vorreiter der kritischen Frauenromane machte.
Die Autorin hat, außer den Romanen mit historischem Einschlag aus der weiblichen Perspektive, auch vier Kriminalromane geschrieben. Ihr bisher letztes Buch „Hjärtblad“ ist allerdings das persönlichste der 20 Werke, da sie hier ihre Kindheit in Dalarna und die Erzählungen ihres Vaters verarbeitet. Der Leser folgt hier den Spuren des Mädchens Hulda, das sehr viele Parallelen zum Leben von Aino Trosell aufgreift und die Rolle der Frau Ende des 19. Jahrhunderts im ländlichen Schweden beschreibt.
Copyright: Herbert Kårlin