Auf der Traverse der Aiguille d’Entrèves kann man hervorragend Gratschnuppern und sich gemütlich ans Mont Blanc Massiv herantasten.
Auf der Traverse der Aiguille d’Entrèves (3.600 m) bist du ganz nah an den ganz großen Routen rund um den Mont Blanc unterwegs und kannst trotzdem auf fast am sicheren Boden bleiben. Du kletterst im Angesicht von Peuterey Intégral, Kuffnergrat und Arête du Diable luftig über dem Aostatal, kannst dich hervorragend akklimatisieren und dich an die ausgesetzten Granitnadeln des Massivs herantasten.
Traverse der Aiguille d’Entrèves: Toureninfos
- Anstieg: 500 Höhenmeter (davon ca. 200 am Grat)
- Abstieg: 500 Höhenmeter
- Länge: 5 Kilometer
- Schwierigkeit: AD-, III+ im Fels, kurzes Abseilen oder Abklettern (V+/A0 möglich)
- Ausgangspunkt: Rifugio Torino/Punta Helbronner (erreichbar mit der Monte Bianco Seilbahn ab Courmayeur)
- Route: Vom Rifugio Torino bzw. der Seilbahnstatio an der Punta Helbronner über den Col des Flambeaux (3.407 m). Von dort leicht absteigendum den Nordgrat der Aiguille de Toule herum. Nun in südlicher Richtung den Gletscher hinauf (Spalten) zum Beginn des felsigen NO-Grates. Einstieg auf ca. 3.500 m. In stetiger, aber leichter Kletterei (II-III+) immer dem Grat entlang. Im Mittelteil wird der Grat aufregend luftig (einzelne Bohrhaken) und wir müssen eine kurze Passage abklettern (5b) oder abseilen. Die Passage ist auch A0 möglich (Haken mit langer Schlinge). Nach einer weiteren, leichten Abkletterstelle (III+) erreichen wir nach einem kurzen Aufschwung eine fotogene Schuppe. Danach verbreitert sich der Grat und wir können gemütlich zum Gletscher absteigen. In einem weiten Rechtsbogen geht’s am Gletscher um die Aiguille d’Entrèves herum, bis wir wieder auf die Aufstiegsspur treffen.
- Material: Gletscher- & Felsausrüstung (30 m Einfachseil ausreichend, einige Expressschlingen, Bandschlingen und mittlere Friends)
- Stützpunkt: Rifugio Torino
- Tipp: Die Tour ist eine gemütliche Halbtagesunternehmung. Am besten steigt man nicht vormittags mit der ganzen Masse ein, sondern gönnt sich ein längeres Frühstück oder fährt erst später mit der Bahn hoch. Wir haben für die gesamte Runde viereinhalb Stunden benötigt.
- Tourendatum: 20.07.2023
- Literatur: Eberstein & Gantzhorn (2018). Hochtouren Westalpen Band II. Bergverlag Rother, München
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Eingrooven in den Westalpen
Bergsteigen in den Westalpen ist anders. Die Luft ist dünner, die Landschaft wilder, die Gletscher sind massiger, die Spalten klaffen weiter auf und die Grate sind schmaler und länger. Das kann uns blauäugigen Ostalpen-Bergsteigern schnell die Schneid abkaufen, wie wir in Österreich so schön zu sagen pflegen.
Da tut es gut, wenn man Touren findet, auf denen man sich an diese fordernde Szenerie gewöhnen kann. Touren, die einen gemächlich an das Westalpen-Bergsteigen heranführen. Die etwas von allem bieten – aber eben in kleinen Dosen und ohne große Schwierigkeiten.
Genau eine solche Tour ist die Traverse der Aiguille d’Entrèves im Mont Blanc Massiv an der Grenze zwischen Frankreich und Italien.
Aiguille d’Entrèves: Gratschnuppern im Mont Blanc Massiv
Es gibt nicht viele Touren, bei denen man so nah an den ganz großen Routen rund um den Mont Blanc unterwegs ist und trotzdem fast am sicheren Boden bleiben kann. Auf der Traverse der Aiguille d’Entrèves kletterst du im Angesicht von Peuterey Intégral, Kuffnergrat und Arête du Diable luftig hoch über dem Aostatal, ohne dich den Schwierigkeiten der namhaften Mont-Blanc-Routen aussetzen zu müssen.
Die Traverse der Aiguille d’Entrèves eignet sich hervorragend, um sich im Mont-Blanc-Gebiet zu akklimatisieren und sich an die ausgesetzten Granitnadeln zu gewöhnen.
Der Zustieg ist Dank der Auffahrt mit der Monte Bianco Seilbahn ab Courmayeur kurz und die Tour deshalb auch als Halbtagesunternehmung möglich. Kein Wunder also, dass auf der Überschreitung der Aiguille d’Entrèves an schönen Tagen einiges los ist.
Wer schlau ist, startet später und geht die Route wie hier beschrieben entgegengesetzt der üblichen Richtung. So kann man am späten Vormittag oder frühen Nachmittag nicht nur überraschend luftige, sondern auch einsame Schritte hoch über dem Aostatal genießen.
Traverse der Aiguille d’Entrèves von Nordost nach Südwest
Zustieg in grandioser Kulisse. Im Angesicht von Mont Maudit und Mont Blanc du Tacul steigen wir von der Punta Helbronner über den Glacier du Géant zunächst leicht absteigend und dann etwas ansteiggend zur Aiguille d’Entrèves auf. Vom Gletscher auf den Fels. So schnell haben wir einen Zustieg in den Westalpen noch nie hinter uns gebracht. Auf etwa 3.500 m können wir die Steigeisen abschnallen und am trockenen Fels zu Klettern beginnen.Eingrooven im Mont-Blanc-Massiv. Der erste Abschnitt des Grates ist einfach – das Seil kann noch im Rucksack bleiben. Über Felsblöcke steigen wir höher, bis die Aiguille d’Entrèves ihre scharfen Zähne zeigt.
Im Angesicht von Peuterey Intégral, Dent du Géant und Grandes Jorasses kommen wir Stück für Stück im wilden Teil der Alpen an.
Gratschnuppern. Zwischen einigen Rissen, Kaminen und einigen ausgesetzten, mit Bohrhaken versicherten Passagen, tänzeln wir hoch über dem Aostatal leichtfüßig über den Grat. Wir sind uns einig: die Traverse der Aiguille d’Entrèves ist die perfekte Tour, um sich nach einer längeren Pause, wieder ans Bergsteigen in den Westalpen zu gewöhnen. Oder, um überhaupt die ersten Schritte in diesem Gelände zu tun. Ganz schön luftig – wird der Grat der Aiguille d’Entrèves im Mittelteil. Von einem schroffen Zahn geht’s hinüber zum nächsten. Da greifen wir doch gerne aufs Seil zurück. Eine kurze Passage (hier im mittleren Bild) müssen wir abklettern. Die Stelle wäre aber auch zum Abseilen eingerichtet. Laut Führer wird hier Schwierigkeitsgrad 5b gefordert. Selbst abkletternd kommt mir die Passage aber einfacher vor.Welch ein Genuss. Besser kann man sich nicht ans Hochgebirge gewöhnen. Und die nächsten, großen Ziele sind bereits in Sichtweite. Nach einem Stopp bei dieser fotogenen Schuppe (man könnte auch unterhalb vorbeigehen, aber das sagt dir natürlich niemand) verbreitert sich der Grat.
Das Seil wandert wieder in den Rucksack und wir gemütlich zum Gletscherrand. Von dort aus steigen wir in einem weiten Rechtsbogen zur Aufstiegsspur ab.
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