Aids-Viren wieder loswerden: Ziel einer neuen Gentherapie


Bisher haben HIV-Infizierte keine andere Chance, als lebenslang eine Menge Medikamente einzunehmen, die eine weitere Verbreitung des heimtückischen Erregers im Körper verhindern. Damit bleiben diese Patienten einigermaßen gesund, leiden allerdings an den Nebenwirkungen der Therapie.
Nun gibt es aber einige wenige Menschen, die gegen das HI-Virus von Natur aus resistent sind. Und Mediziner kennen den Grund dafür: Den Betreffenden fehlt aufgrund einer Genmutation ein Molekül auf ihren Immunzellen, das die Viren benutzen, um diese Zellen zu infizieren.
Jenen Gendefekt versuchen amerikanische Mediziner von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia nun nachzuahmen, um HIV-Infizierte womöglich damit zu heilen. In der Mai-Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft" beschreiben der Arzt und Forscher Carl H. June und der Immunologe Bruce L. Levine ihre ersten Erfolge mit einer von ihnen übernommenen neuen gentechnischen Methode. Mit verschiedenen molekularen Tricks lassen sich spezifische Genscheren herstellen. Damit gelingt es inzwischen, ganz gezielt Stücke aus Genen auszutauschen oder herauszuschneiden. So lassen sich gewünschte neue genetische Eigenschaften erzeugen.
Bisher verlaufen die Studien der beiden Forscher erfolgversprechend. Es gelang im Labor tatsächlich, Immunzellen wunschgemäß so zu verändern, dass ihnen das Pförtnermolekül für HIV fehlt. Die Frage ist nun, ob sich die veränderten Immunzellen für eine Therapie eignen. Wie die Forscher schreiben, erhielten bisher eine Handvoll HIV-Infizierte, die an den allerersten Sicherheitsstudien der Methode teilnahmen, manipulierte Immunzellen. Eigentlich kam es zunächst nur darauf an, mögliche Risiken solch einer Behandlung zu erkennen.
Erst im nächsten Schritt wäre zu prüfen, ob die veränderten Immunzellen im Körper mit der Zeit die Oberhand gewinnen können. Falls ja, ließe sich das Aids-Virus womöglich mit der Zeit im Organismus völlig besiegen – einfach, weil von ihm immer weniger übrig bliebe. Anzeichen dafür, dass dies gelingen könnte, gibt es offenbar schon bei den Testpersonen. Doch diese Studien stehen noch ganz am Anfang.
Aus: Spektrum der Wissenschaft, Mai 2012


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