Ahmad Fardid und manche Auswirkungen seiner Thesen auf die Politik im Iran

03.08.2013Politik & Gesellschaft erstellt von Helmut N. Gabel

Mehriran.de - Die meisten westlichen Beobachter haben wenig bis keinen Zugang zu den ideologischen Auseinandersetzungen in Irans Öffentlichkeit. Sie sprechen kein persisch, können persisch nicht lesen und wenn sie Zugang zu Übersetzungen haben, fehlt oft das Hintergrundwissen, um die Zusammenhänge richtig einzuordnen.

Ahmad Fardid und manche Auswirkungen seiner Thesen auf die Politik im Iran

Einige der verurteilten Derwische

Mehriran.de - Wenig bekannt im Westen ist unter anderem eine Persönlichkeit, die auf einen Teil des Establishments im Iran großen Einfluss und die Ideologie einer bestimmten Machtgruppe entscheidend geprägt hat.

Ahmad Fardid war in den 70ern ein viel bewunderter Mann, der regelmäßig seine philosophischen Gedanken und Visionen im iranischen Fernsehen darstellen durfte. Sein Schüler Reza Davari, Professor für Philosophie und Kultur, gehörte zu jenen, die Fardids Ideen nach seinem Tod 1994 mit der Ideologie des Regimes verknüpften und in die Köpfe der nachwachsenden Ideologen des Establishments pflanzte. Fardid hat nicht viel geschrieben, dafür umso mehr gesprochen. Martin Heidegger's Gedanken  haben Fardid sehr beeinflusst. Die "schiitische Existentialphilosophie" Fardid's, die von vielen Philosophen im Westen und Osten als unausgereifter Brei aus westlichem und östlichem Gedankengut beschrieben wird, betont die Notwendigkeit eines geistigen "Führers" und das Prinzip des Gehorsams. Dies sind Elemente, die das Establishment im Iran gerne aufnimmt. Fardids Lieblingsterminologie dreht sich um fünf Zeiteinteilungen, von denen das Übermorgen entscheidend ist. Angelehnt an Fardids Zeitenschema haben vor kurzem Schüler Fardids ein neues philosophisches Journal herausgegeben: Roozegar e- Now (Das Neue Morgen).

Ahmad Fardid und manche Auswirkungen seiner Thesen auf die Politik im IranAhmad FardidAhmad Fardid und manche Auswirkungen seiner Thesen auf die Politik im IranReza Davari mit einem Schüler

Die Hauptartikel stammen stets von Ahmad Fardid und Reza Davari, der im Juli 2013 achtzig Jahre alt wurde. Manche Iran Kenner halten den Zeitpunkt der Herausgabe für einen wichtigen Hinweis, wie sich ein Teil des Establishments angesichts der Präsidentschaft Rohanis positionieren will: nicht zu viel Einfluss aus der Hand geben, die Ideologie des rosigen Übermorgens, wenn nötig auch unter Gewaltanwendung vorantreiben.

Ein weiteres Feld, das von Regimeideologen im Rahmen von Säuberungen zum Zweck des Machterhalts vorbereitet  wird, ist die Verfolgung religiöser Minderheiten. Der Oberste Führer Khamenei warnte vor dem Umgang mit Baha'i. Er bezeichnete die Baha'i als "Unreine". Gleichzeitig bereitet ein Artikel in der vom Geheimdienstministerium betriebenen Website Fegheh die nächste Verschärfung der Kampagne gegen Nematollah Gonabadi Derwische vor. Dort stellt der Autor des Artikels eine krude These für die Zunahme der Mitgliederzahl des Nematollah Gonabadi Derwisch-Ordens im Iran auf. Zunächst geht der Autor auf die spirituelle Tradition der Derwische ein und beschreibt die starke Wirkung gewisser Anrufungen, mit denen sich die Derwische vor Verfolgung und Entdeckung schützen. Dann stellt er die Behauptung auf, dass immer mehr Drogenhändler in den Orden eintreten, um sich mit Hilfe dieser Anrufungen bei ihren Schmuggelgeschäften besser zu schützen. Es ist ein bekannter Trick des iranischen Geheimdienstes mit Hilfe solcher Anschuldigungen in der iranischen Gesellschaft Stimmung gegen eine Gruppe zu machen, um nachher Menschen zu verhaften, sie ohne jegliche Beweise zu beschuldigen und zu verurteilen. Auf Drogenhandel steht die Todesstrafe. Derwische mit dem Tod durch den Strang zu bestrafen würden manche Regimeverantwortliche gerne sehen, denn in den letzten acht Jahren haben sich die Derwische immer wieder gegen Angriffe und Kampagnen des Regimes gewehrt und haben sehr viel Beachtung auch im Westen erhalten.

Ahmad Fardid und manche Auswirkungen seiner Thesen auf die Politik im IranWebsite Fegheh

Diese absurden Beschuldigungen hat die Internationale Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran im Westen veröffentlicht und auf die Absurdität der Vorwürfe hingewiesen.

Originalquelle: http://www.mehriran.de/artikel/datum///ahmad-fardid-und-manche-auswirkungen-seiner-thesen-im-iran/

Weitere Informationen:

www.mehriran.de/artikel/datum///giftige-beigabe-fuer-rohani/

www.mehriran.de/artikel/datum///rede-des-obersten-fuehrers-ali-khamenei-vom-30042013-das-hehre-ziel-der-herrlichen-zivilisation-e/

www.mehriran.de/artikel/datum///sie-wollen-nicht-aufgeben/

www.mehriran.de/artikel/datum///haeresie-und-tyrannei-aquitanien-und-iran/

www.mehriran.de/artikel/datum///ein-beispiel-fuer-mut-derwische-gehen-voran/

www.mehriran.de/artikel/datum///nehmt-uns-fest-derwische-vor-dem-evin/

www.mehriran.de/artikel/datum/2009/03/iran-kaempft-einen-zerfahrenen-kampf-gegen-mystische-sufis/

www.mehriran.de/artikel/datum///pressemitteilung-des-auswaertigen-amtes-menschenrechtsbeauftragter-besorgt-ueber-repression-gegen-s/

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