Ahmad Fardid und die Ideologie von der Zeit nach dem Morgen

In den 50er, 60er und 70er Jahren förderte der Schah die Beschäftigung mit der glorreichen Vergangenheit Persiens und der Zeit Zarathustras. Stipendien und Studienaufenthalte im Ausland zu diesen Themen standen großzügig zur Verfügung. In den 60ern öffnete Seyed Hossein Nasr einer Person aus Yazd mit Namen Ahmad Mahini Yazdi, der in den Genuss solcher Mittel gekommen war, die Türen zu einer Universitätskarriere. Später nannte sich diese Person Ahmad Fardid[i] (1909-1994). Ahmad Mahini alias Fardid war so eine Art geistiger Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Er wurde in die besondere Atmosphäre der alten Zarathustrischen Stadt Yazd hineingeboren. Als er viele Jahre später starb, hatte er Paris und Heidelberg kennen gelernt und lehnte die Demokratie ab, lehnte Menschenrechte ab, lehnte Bürgerrechte ab und hatte nichts übrig für Toleranz oder individuelle Entwicklungen. Seine Lehren gründeten auf dem Konzept eines charismatischen Führers, der im Rahmen eines orientalischen Selbstverständnisses seine Nation zum Licht führt. Der Name Fardid ist eine Zusammenfügung aus char=far=Charisma und did=sehen, also 'der das Charisma Sehende'. Fardid beschäftigte sich viel mit Etymologischen Ableitungen und hat sich auch vieles in dieser Hinsicht aus den Fingern gesogen. Er behauptete, bei Heidegger gehört zu haben und von Heidegger selbst autorisiert zu sein, seine Werke auszulegen. Spuren von Heideggers Ideen lassen sich allerdings in Fardids Gedankenwelt nicht leugnen. Fardid konzentrierte sich auf Heideggers Kritik an der Technologiegläubigkeit des Westens und an der Entfremdung der Menschen von seiner geistigen Lichtquelle. Er übersteigerte Heidegger mit seiner Theorie einer ungültigen Jetzt-Zeit-Geschichte. Bei einer Konferenz über den Aufbau des Erziehungswesens Irans im Jahre 1962 sprach Fardid zum ersten Mal über Gharbzadegi. Jalal Al-e-Ahmad (1923-1969) schrieb später, sich auf diese Bezeichnung Fardids berufend, ein Buch mit diesem Titel (Gharbzadegi // Westtoxication // Occidentosis // Deutscher Titel: "Geplagt vom Westen"). Das sozialkritische Buch fand viele Leser. Al-e-Ahmad berief sich nur auf den griffigen Begriff Fardids, entwickelte aber eigene Ideen, da ihm Fardids Ideenwelt zu konfus und wirr erschien. Ahmad Fardid kannte den Schriftsteller Sadeq Hedayat. Sie hatten in seiner Pariser Zeit (30er Jahre) viele Gespräche. Der Avantgardist und spätere Nihilist Hedayat, der den Islam ablehnte und sich mit der Zeit Zarathustras beschäftigte, war auf der Suche nach einer nationalen Identität. Hedayat war von Kafka beeinflusst und einige seiner Werke zeigen Kafkaeske Züge. Zu Zeiten wurde er sehr depressiv. Einmal schrieb er in seinem Buch "Boufé kour": "Selbst wenn diese Eisenpfanne eine Zunge hätte und gestehen würde, sie sei aus Eisen, könnt ich es nicht glauben. Ich habe mein Vertrauen in alles verloren." Je älter Hedayat wurde, umso pessimistischer und negativer wurde er und nahm sich am Ende in seiner Pariser Wohnung das Leben. In seinen frühen Jahren war er sehr an Geschichte interessiert und betrachtete Geschichte von einem philosophischen Standpunkt aus. Aus dieser Zeit stammen zwei Bücher über die Zarathustrische Zeit, die er Fardid zum Lesen gab. Bei seinem Aufenthalt in Paris übersetzte Fardid ein Werk des französischen Philosophen Henry Bergson. Bergson war ein Vertreter unmittelbarer Erfahrung und gab der Intuition eine wichtigere Stellung als der Ratio und der Wissenschaft beim Verständnis der Wirklichkeit. Später ging Fardid nach Heidelberg, wo er wohl auf die Arbeit von Heidegger[ii] gestoßen ist. Es lässt sich nicht nachweisen, dass er bei Heidegger wirklich studiert hat. Doch er hat Nietzsche übersetzt. Fachleute bezeichnen die Qualität der Übersetzungen als eher gering. Fardid ist nicht mit einem Abschluss in den Iran zurückgekehrt. Persönlichkeiten wie Heidegger, Corbin oder Carl Gustav Jung, die der Westlichen Körper- und Egoverhaftung einen Gegenentwurf bereitet hatten, waren für Fardid Vorbild, um seine eigene Kritik gegen den Westen vorzubringen. Als Fardid wieder in den Iran fuhr, konnte er etwas Französisch und Deutsch und wurde Dozent für Philosophie an einem Institut, das Lehrer ausbildete (Danesh-sary é Âli-Tehran). Schließlich wurde er dann mit Nasrs Hilfe Professor an der Teheraner Universität, Fakultät für Literatur. Fardid besaß ein Diplom für Literatur und es gab in jenen Zeiten nicht viele Personen mit Abschlüssen. Es war der Moment, als aus Ahmad Mahini Yazdi, Dr. Ahmad Fardid wurde. Fardid hatte viele enthusiastische Hörer. Er hat seine Gedanken nie in einem Buch veröffentlicht. Er störte sich an der Limitierung seiner Gedanken durch die Einschränkungen von Sprache. Aber es scheint ihm wohl mit seiner enthusiastischen Art sehr gut gelungen zu sein, in seinen Reden das Unterbewusstsein der Zuhörer zu erreichen und ihnen gewisse Ideen einzupflanzen. Seine Gefolgschaft betrachtete Fardid nicht als Philosophen oder als Universitätsprofessor, sondern sah in ihm viel mehr eine Art Guru(Ostad). Fardid soll in den 40er-Jahren bei Heidegger in Deutschland gehört haben[iii] und behauptete eine Autorisierung Heideggers erhalten zu haben seine Werke auszulegen. Kritiker, die Fardid reden gehört haben, bezeichnen ihn als großen Wirrkopf, der viele Themen miteinander vermischt habe und sich in vielen Themen als Fachmann begriff, zum Beispiel als Etymologe. Fardid, der sich als Heidegger-Spezialist verstand, versuchte Interpretationen von Heideggerschen Gedanken mit Schriften von Shabastari[iv] zusammen zu bringen. Seine Bemühungen galten dem Versuch altes iranisches Gedankengut mit westlichem Gedankengut zu verbinden. Es gelang ihm nur marginal mit fatalen Folgen. Martin Heidegger gilt als kontroverser Philosoph[v]. Manche Wissenschaftler sehen in seiner Philosophie den Samen für eine nazistische und totalitäre Gesellschaftsordnung. Genau diesen Samen hat Ahmad Fardid aufgegriffen und in die Köpfe seiner Zuhörer eingepflanzt. Seine Ideen liegen nicht in einem Buch vor, doch gibt es Zeugnisse von Zeitzeugen. Ebrahim Nabavi hat in seinem Buch 'Khesht-e-Kham' ein langes Interview mit Ehsan Naraghi geführt und da erfahren wir einiges über Fardid. Ein weiteres Dokument aus der Zeit der Fernsehauftritte Fardids ist erhalten. Alireza Meyboudy interviewte Fardid und Henry Corbin in einem TV Programm und schrieb Artikel über ihn in der Zeitung Ayandegan[vi]. Der charismatische Führer und die Prinzipien von Fardid[vii] Heideggers Aussage über die Dekadenz des Westens stellte Fardid mit seiner Idee von der "Verdunkelung der Welt" vor. Ausgehend von diesem Konzept begründeten Fardid und sein Schüler Reza Davari Ardakani[viii] nach der Revolution im Iran eine neue Variante eines Heideggerschen Fundamentalismus. Heidegger hatte von einer "Verdunkelung der Welt" gesprochen, womit er den Verlust der Menschlichkeit oder das Wegdrängen des Geistigen zugunsten des Körperlichen und die Vernachlässigung des Seins in der modernen Welt meinte. Im Anschluss an Heidegger lokalisierte Fardid den Anfang der westlichen Dekadenz mit der griechischen Philosophie, die das Herausfallen des Menschen (wojoud) aus dem "Einssein" des spirituellen Bewusstseins (del-agahi) markierte. Der westliche Mensch ist ganz mit Technik beschäftigt und kümmert sich mehr um sein Wohlergehen, als um seine geistige Berufung in der Welt. In einer Welt der Trennung zwischen Dasein und spirituellem Bewusstsein betrachtete er die liberale Konzeption von Zivilgesellschaft und Demokratie als Illusion. Fardid sah in der Islamischen Revolution von 1979 das Vehikel für eine Rückkehr zum authentischen geistigen Ethos des Orients. Mit dieser Anschauung gelang es Fardid in Bildungskreisen, unter den Geheimdiensten und in der Redaktion der großen Tageszeitung Kayhan, sowie in Zeitschriften wie Saura, Hawza-ye-andisha und Honar-e-eslami überzeugte Anhänger zu finden. In Fardids Weltanschauung ist die charismatische Person ein Mensch, der die Paradigmen der Geschichte ändern will und auch die Fähigkeit hat dies zu tun. Diese charismatische Person ist ein lebender Mensch, der wie alle anderen in der Welt aufgewachsen ist und ist kein metaphysischer Mensch. Er hat die Mission und Fähigkeit den Wechsel der Paradigmen in der Geschichte zu bewirken und ist daher der Imam. Seine Vorstellungen von Gott enthalten folgende drei Prinzipien: 1.   Die Zeit nach dem Morgen, die mit dem Erscheinen des Führers anbricht und den lichten Gott wieder erhebt 2.   Die Zeit vor dem Gestern, als die lichte Zeit eines lichten Gottes 3.   Die Jetzt-Zeit, die bedeutungslos ist, die nicht existiert, weil sie dunkel ist und einen satanischen Scheingott anbetet Eine Besonderheit in Fardids Weltsicht ist seine völlige Ablehnung der Geschichte und der Philosophie. Er beklagte den Verlust der Metaphysik seit der Philosophie Aristoteles' und der nachfolgenden Griechen und betrachtete auch die Islamische Philosophie nur als  Abzweig dieser Entwicklung. Er sehnte sich nach der neuen Gesellschaft der metaphysischen Menschen, in der das Licht des wahren Gottes scheint. Sein Schlagwort für diese Anschauung lautet "von der Zeit vor dem Gestern zur Zeit nach dem Morgen". Die Jetzt-Zeit hatte aus seiner Sicht keine Bedeutung. Er verglich die Philosophie der Griechen aus dem Okzident mit dem Sonnenuntergang: die Welt ward dunkel. Der Gott der Jetzt-Zeit war für ihn nur eine satanische Ersatzgestalt des wahren Gottes. Der Gott der Jetzt-Zeit war kein guter Gott, sondern ein mächtiger Gott (Ta'rut=Anti-Gott). Diese Ersetzung hatte sich laut Fardid mit der Okzidentalisierung der Geschichte, einer lichtlosen Geschichte, zugetragen. Die Morgenröte des Ahmad Fardid Fardid wartete auf die neue Morgenröte. Nach seinem Bild würde die Geschichte erst wieder einsetzen, wenn ein charismatischer Führer käme. Der einzige Weg zu einer neuen Gesellschaft ging über die totale Zerstörung der westlichen Welt und jeder Spur der westlichen Welt im Orient, tabula rasa. Aufgabe der Menschen der Jetzt-Zeit sei es mit Hilfe einer Revolution das Ende der dunklen Zeit herbeizuführen und die Grundlagen zu schaffen für einen Anführer, der ein Mann mit farreh = Charisma sein würde. Die Ankunft dieses Messias würde der Anbeginn einer glorreichen Geschichte sein. Den Messias hielt Fardid für die einzige Möglichkeit der Dekadenz ein Ende zu bereiten. Was die Vorstellungen einer zukünftigen Gesellschaft anbelangt, bezog er sich auf Lehren von Scheich Mahmoud Shabestary und Ibn Arabi und entwickelte eine Art Pantheismus. Die Welt der Zeit nach dem Morgen wäre die Welt der Namen Gottes. Es wäre eine Zeit der wahren Dinge an sich und nicht der Vorstellungen. Das Dasein stellt für Fardid eine Art Gefängnis für das Wesen dar, jedes Wesen ist im Dasein gefangen. Fardid machte die Gleichung 'estgh = Gefängnis = être = Dasein' auf. Er entlehnte von Ibn Arabi und Heidegger eine ähnliche Idee von Entwicklung zu einer Einheit aller Wesen und Dinge. In unserer dunklen Zeit sei es nicht möglich Gottes Namen zu sehen, behauptete Fardid. Letzenendes wollte Fardid zu einer neuen Gesellschaft durch Konfrontation gelangen. Er machte Freimaurerei, Imperialismus und Zionismus für die Situation der Menschheit verantwortlich. Seither wird dieser Vorwurf von Vertretern des Regimes im Iran immer wieder vorgebracht. Freimaurerei, Imperialismus und Zionismus stehen als Synonym für die Westlichen Gesellschaften im Allgemeinen. In der Zeit von Mohammed Reza Shah Pahlavi schien diese Ideologie eine persönliche Utopie von Ahmad Fardid zu sein. Er fand viele Zuhörer an der Universität von Teheran. Als Khomeini kam, sah er eine Chance für seine Vision. Hafez, das ewige Feuer und die Traditionen von Yazd Das Interesse Fardids am Koran und an der arabischen Sprache erwachte erst nach der Islamischen Revolution. Er betrieb einige vergleichende Sprachstudien. Das Motiv des Messias und das Ende der Zeit hatte er bei Zarathustra gefunden. Dort ist die Rede von Syushants als dem vorhergesagten Messias und nicht von Imam Mehdi. Wir hatten schon erwähnt, dass Fardid in Yazd, dem Zentrum der Zoroastrier während vieler Jahrhunderte, aufgewachsen war. Der Feuerplatz von Yazd wird der Zeit Zarathustras zugerechnet, wohin das Feuer aus der Gegend um Balkh in Zeiten der Bedrohung gebracht worden war und erhalten blieb. Yazd ist eine sehr traditionsreiche Stadt mit vielen erhaltenen Gebäuden aus frühen Jahrhunderten und einer besonderen Atmosphäre. Manufakturen, die traditionelle Schals, Tücher oder Teppiche herstellen, sind dort angesiedelt. Die alten Friedhöfe der Zoroastrier, die alten Wasser-Systeme (Qanat), die Windtürme, die früher für Kühlung in den Häusern sorgten, sind bekannt und ziehen wegen ihrer Besonderheit Touristen aus der ganzen Welt an. Sehr alte Traditionen aus den Zoroastrischen Zeiten hatten sich erhalten und wurden zu Fardids Zeiten sicher noch praktiziert. Hafez lebte in Shiraz. Er war einer der berühmtesten Dichter, der auch Goethe zu Dichtungen inspiriert hat. Er mochte Shiraz und war nicht sehr reisefreudig. Doch als Schah Nematollah Vali, ein weiterer Mystiker und Dichter, in Yazd lebte, reiste Hafez nach Yazd und verbrachte vier Jahre seines Lebens neben Schah Nematollah Vali. Hafez kehrte sehr inspiriert von diesem Aufenthalt zurück nach Shiraz. In seinen Gedichten spricht er auch vom Feuerplatz. Er lokalisiert den Feuerplatz im Herzen eines jeden Menschen. Und so schildern alle Sufis wie Hafez das Herz eines jeden Gottessuchers als ewigen Feuerplatz. Sufitum ist im Iran tief verwurzelt und hat viele Kulturleistungen inspiriert. Sufis haben sich durch die Jahrhunderte hindurch als Denkschule der Toleranz und persönlicher Gottesbeziehung betätigt, waren aber gleichzeitig immer wieder Angriffsfläche für fundamentalistische Kleriker. Fardid und die Politik Nach der Islamischen Revolution wurde Fardid in einem Interview über seine Beziehung zu Henry Corbin befragt. Es war bekannt, dass er sich in einem Zirkel von Philosophen um Corbin bewegt hatte. Kurz vor der Islamischen Revolution war Henry Corbin verstorben. Fardid ließ in diesem Interview wissen, dass er zunächst Corbin gemocht habe, da er ihn für einen guten Menschen gehalten habe und erst viel später entdeckt hatte, dass er ein Freimaurer war. Nach der Revolution distanzierte sich Fardid von seinen französischen Verbindungen, die ihm die Karriere an der Universität ermöglicht hatten. In Fardids Denken hat es eine Entwicklung gegeben, die mit starken Eindrücken einer Zoroastrischen Umgebung begann. Die Vorstellung eines charismatischen Führers, der eine neue lichtvolle Zeit bringen wird, ergänzt von einer scharfen Kritik an der westlichen Zivilisation, die sich auf Heidegger stützt und in einer Anti-Imperialistischen, Anti-Zionistischen und Anti-Freimaurerischen  Haltung mündet, die er vermutlich in seiner Zeit in Frankreich und Deutschland mitbekommen hat. Er argumentierte damit, dass alle bedeutenden Philosophen und Soziologen (Bergson, Marx, Gourvitch, Spinoza und so weiter) der "dunklen Zeit" jüdischen Ursprungs seien. Ihnen warf er vor, für das Andauern der "dunklen Zeit" verantwortlich zu sein. Die Zeit der lichtvollen Geschichte hielt er für die Zeit der persischen Kulturepoche vor 6.000 Jahren, wie sie von Suhravardi in der Philosophie des Lichts dargestellt wurde. In jenen Zeiten sorgte ein einzelner glänzender Held für Gerechtigkeit, alle Fäden liefen bei ihm zusammen. Laut Fardid waren es griechische und jüdische Denker, die für die Entstehung von Bürgerrechten und den Pakt der Menschenrechte verantwortlich waren. Hier setzte seine Sozialkritik an: er lehnt die Vorstellung ab, jedem Individuum das Recht einzuräumen für sein eigenes Schicksal verantwortlich zu sein. Bürgerrechte und Selbstverantwortung waren ihm ein Dorn im Auge, da er bei jedem Individuum unterschiedliche Entwicklungsstufen sah und nicht daran glaubte, dadurch eine gerechte Gesellschaft schaffen zu können. Er hielt es für die Entwicklung der Menschheit als hinderlich, jeden an der Gesellschaftsbildung zu beteiligen. Fardid schloss daraus, dass der Beste über die Gesellschaft herrschen solle. Dieser Beste sei die charismatische und glorreiche Person. Diese glorreiche Person erhält ihr Licht von einer göttlichen Quelle, die der wahre und lichte Gott selbst ist. Hier bezog er sich auf die Zeit vor dem Gestern (Zarathustras Zeit), die wiederkehren wird. Es ist Fardid's Gedankenwelt, doch hat er einige Anregungen dafür bei Heidegger gefunden. In der Zeit vor der Revolution versuchte Fardid im Zusammenhang mit der Rastakhiz-Partei in die Politik einzusteigen und lies sich für die Wahl in das Regionalparlament in Yazd aufstellen. Er wurde nicht gewählt. Nach der Schah-Zeit ließ er seine Idee fallen, im Schah diese glorreiche Person zu sehen und reihte sich in die Scharen der Revolutionäre hinter Khomeini ein. Er begann alle seine Ideen mit dem Koran und mit Islamischen Denkern wie Ibn Arabi zu verbinden. Aber es war mehr eine intellektuelle Arbeit als innere Überzeugung oder Zuwendung zum Islam. Ayatollah Khomeini gab Fardid keinen Spielraum. Fardid war nicht Teil des Netzwerks von Khomeini und Khomeini hatte seine eigene Ideologie. Doch viele der Studenten Fardids scharten sich hinter Khomeini. Als 1980 die Universitäten geschlossen wurden, hielt Fardid seine Vorlesungen in seinem Haus. Diese Termine wurden in Kayhan bekannt gegeben. In jener Zeit veröffentlichte Kayhan viel über Fardid. Wieder versuchte Fardid politisch aktiv zu werden und ließ sich für das Parlament (Majles) und auch für den Expertenrat (Majlese Khobregan) aufstellen. Doch er hatte zu wenig Unterstützer. Somit zog er sich darauf zurück, seine Lehren weiterzugeben. In einem Brief an Khomeini versicherte Fardid dem Obersten Führer bis zur Rückkehr des Mahdi seine Unterstützung und Loyalität der Revolution gegenüber und sah die Islamische Revolution in der Folge von Heideggers Philosophie. Ebenso warnte er Khomeini in seinem Brief vor Leuten wie Abdolkarim Soroush, den er für eine nahe Wiederkunft Mehdis als hinderlich bezeichnete. Soroush war in jener Zeit Mitglied der von Khomeini eingesetzten Kommission der Kulturrevolution, die sich um die Reorganisation der Universitäten kümmern sollte. Abdolkarim Soroushs Enthüllungen Als Khomeini im Iran an die Macht kam, wurde ihm Fardid vorgestellt, doch Khomeini hielt ihn für einen Opportunisten und vertraute ihm nicht. Er legte die Kulturrevolution in die Hände des Mannes, der Direktor der Islamischen Kultur Abteilung geworden war: Abdolkarim Soroush[ix]. Dieser religiöse Intellektuelle hatte andere Gedanken über eine zukünftige Gesellschaft als Fardid. Er war ein Bewunderer Karl Poppers[x]. Später stellte sich heraus, dass Fardid und Soroush beide Führer zweier antagonistischer Strömungen waren. Fardids Studenten hielten sich zunächst bedeckt, sie waren noch wenige. Sie mussten um die 20 Jahre warten, bevor sie allmählich die Erneuerung des Landes in die eigenen Hände nehmen konnten, um Gewalt und Hass zu schüren. Soroush zog sich nach diversen Meinungsverschiedenheiten aus der Kommission für die Kulturrevolution zurück und arbeitete am Institut für Forschung und Wissen in Kulturfragen, bevor er Iran den Rücken kehrte.
Er kennt die Protagonisten des Regimes und seine Strukturen aus eigener Anschauung. In einem Interview mit dem Iranischen Sender Homa-TV aus dem Jahr 2005 (1384) enthüllte er einige Details über die Gruppierung hinter Fardid. Interview mit A. Soroush mit Homa-TV im Februar, 2005 (18. Esfand 1384[xi]): Soroush: "...Ich habe jetzt über 27 Jahre lang weder ein Wort über Fardid noch über seine Adepten und ihre Gefährten verloren. Erst vor einigen Monaten habe ich hie und da etwas über ihn gesagt. Warum rede ich überhaupt über ihn? Weil ich ganz klar sehe, dass seine Parteigänger der Theorie von Gewalt und Zerstörung heute dabei sind, wichtige Schlüsselpositionen des Systems unter ihre Kontrolle zu bringen... Fardid wurde von einem Kreis bestimmter Leute als Führer betrachtet. Zu diesen Leuten zählten erst wenige, die aber nach und nach immer zahlreicher wurden. Auch einige Beinahe-Intellektuelle Tollab (Studenten der Islamischen Theologie), Mullahs und Einzelne, die sich als religiös betrachteten, gehörten dazu. Einzelne dieser Leute hatten sogar die Kulturredaktionen einiger Zeitungen wie Kayhan oder Soureh... infiltriert. Wir sind jetzt in einer Phase angekommen, wo klar ist, dass diese Leute ganz oben in den Schaltzentralen der Macht angekommen sind. Wir müssen jetzt über Fardid sprechen, denn es gibt da einige Verwechslungen, die der Sache nicht dienlich sind. Diese Fardid Anhänger werden mit der Hodschiateh verwechselt. Was der Präsident der IRI (Ahmadinedschad) über den 'erwarteten Imam'(Imam Zaman) sagt und dass seine Ankunft nahe sei und dass er politische Positionen nach dieser Vorhersage ausrichtet, hat nichts mit Hodschiateh zu tun. Hodschiateh waren nie an Gewalt interessiert, sie haben nie zu Gewalt aufgerufen und hatten auch kein politisches Ziel oder Konzept vor Augen. Mit Fardid ist das aber etwas ganz anderes. Erst gestern (17. Esfand 1384) debattierten einige Bassidschi Studenten bei einer Veranstaltung über den Idee, dass die Demokratie ein System sei, das die Entwicklung des Egos der Individuen fördert (und dann über alles Kontrolle erlangt). Dies ist haargenau Fardids Standpunkt, der in den Köpfen der Bassidschi weiterlebt. Es ist kein Hodschiateh Gedankengut. Es sind Ideen von Fardid. Durch solche Argumente stellen sie sich gegen alle positiven Erkenntnisse und Leistungen des Westens. Sie (die Basssidschi) verwenden Worte, die auch Fardid häufig in den Mund genommen hat: Egoismus, Freimaurerei, Imperialismus, Westvergiftung, sprechen herablassend über Toleranz...sie wollen sich dadurch ohne vernünftige Argumentation lustig über den Westen machen und alles durch Anwenden von Gewalt verändern. Da liegt das Problem und die Quelle dieser Gedanken ist Fardid. Einer von Fardids Studenten, Reza Davari, hat eine TV Serie produziert mit dem Titel Hoviat (Identität) und Sie erinnern sich, was da alles gesagt und getan wurde, um die Intellektuellen zu diskreditieren. So etwas arbeitet zu Gunsten dieser Gruppe von Gewaltideologen. Während einer Freitagsansprache griff Ahmad Dschannati den Inhalt des Buches "Offene Gesellschaft" von Karl Popper an, obwohl ich mir sicher bin, dass er es nie gelesen hat. Das deutet auf die Verbindung des Fardid Kreises (Reza Davari, Ahmad Ahmadi...) mit diesem Freitagsprediger. Über Dschannati erweitern sie ihr Netzwerk und bekommen Kontakt zu anderen religiösen Führern, denen sie ihre Ansichten unterjubeln. Was als Westphobie bekannt ist oder als Kampf gegen den Westen gilt, kommt aus der Denkfabrik derer, die mit Fardid verbunden sind. Sie stellen sich gegen alle Aspekte westlicher Kultur und Zivilisation, sie hassen den Westen im Allgemeinen und sie hassen Demokratie und Menschenrechte. Mir liegt ein Brief von Ayatollah Khalkhalis Sohn vor, in dem er schildert, dass sein Vater regelmäßige Termine mit Fardid hatte. Das stützt meinen Eindruck, dass die Ideologie der Gewalt nicht nur in den Köpfen religiöser Mullahs wurzelt, sondern vor allem aus der faschistischen Philosophie von Fardid Eingang in die Anschauungen dieser Mullahs gefunden hat. Das negative Erbe derer, die Fardids Ideologie und Philosophie verbreiten, ist der Hass auf den Westen, die Gegnerschaft zum Westen, der Kampf gegen den Westen, Gewalt gegen den Westen und wir sehen, dass es mehr und mehr willige Mitläufer werden. Dies offenzulegen und die Beteiligten beim Namen zu nennen, ist eine Notwendigkeit, gerade weil wir sehen, wie sie sich im Machtgefüge festsetzen. Sie sind in Medien aktiv, sie sind unter den Pasdaran und sie sind in bestimmten Ebenen der Sepah[xii]. Sie verbreiten Antijüdische Ressentiments im Iran; das ist Schlimm. Die Iraner waren nie Anti-jüdisch. Durch die falschen Lehren, die sie aus Deutschland importiert haben, haben diese Leute andere im Iran damit infiziert und Antisemitismus unter Studenten der Philosophie und anderen jungen Leuten im Iran verbreitet. Es ist unklug und hat fatale Folgen. Diese Philosophie von Fardid kann man nur eine Übelkeit erzeugende Version von Religion nennen. Im Fernsehen hat man einen Film über einen jungen Mann gezeigt, der gewaltsam Gerechtigkeit in die Welt bringen will. Er war inspiriert von einem Bildnis Heideggers, das an seiner Wand hing." Was Soroush hier in Bezug auf Fardids Philosophie ganz klar auf den Punkt bringt, ist der Hass auf den Westen, der sich in Gewalt gegen jeden verwandelt, der als Westlich oder vom Westen beeinflusst, betrachtet wird. Dieser Kreis ergreift mehr und mehr Macht und hat starken Einfluss auf die kulturelle und intellektuelle Entwicklung im Land.
[i] http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E62395D39ED6249CD831120F77C26BFB5~ATpl~Ecommon~Scontent.html Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 01.10.2006, Nr. 39 / Seite 13, AP [ii] Martin Heidegger: http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Heidegger [iii] Es ist nicht klar, ob er wirklich bei Heidegger gehört hat oder ob er Schriften Heideggers studiert hat. [iv] Mahmud Shabastari: Sufi Meister aus dem 13./14. Jahrhundert. http://www.facebook.com/pages/Sheikh-Mahmoud-Shabestari/108422742521608 [v] http://de.wikipedia.org/wiki/Heidegger_und_der_Nationalsozialismus [vi] Herausgeber von Ayandegan zu jener Zeit war Dariush Homayoun, Informationsminister (Etela'at). Es heißt die Pro-Israel Fraktion in den USA habe dem Schah Homayoun aufgedrängt. Dariush Homayoun war seit vielen Jahren in der iranischen Politik. Er handelte auf der Seite derer, die gegen Mohammed Mossadegh im Jahre 1953 einen Coup durchführten, war Mitbegründer der Paniranischen Partei, wurde Mitglied der Rastakhiz und wurde Chef der Konstitutionalistischen Partei, nachdem der Schah den Iran verlassen hatte. Er wehrte sich vehement gegen Islam. [vii] " Vorbereitung auf das Übermorgen", Ali Sadrzadeh, vom 10.06.2006 in der TAZ, http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2006/06/10/a0057 [viii] Reza Dawari Ardakani: http://www.ias.ac.ir/pages/president.htm [ix] http://en.wikipedia.org/wiki/Abdolkarim_Soroush [x] http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/feuilleton/zwischen_popper_und_oestlicher_weisheit_1.820582.html [xi] پخش شده در برنامه از نگاه ميهمانان ـ تلويزيون هما
پنج شنبه 18 اسفند 84
http://www.drsoroush.com/Persian/Interviews/P-INT-13841218-HomaTV.html [xii] http://www.bpb.de/themen/69W1SQ,0,Die_Macht_der_W%E4chter.html

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