Wir trafen uns mit Olga, Fabi und Fini so früh wie möglich, damit wir etwas Zeit miteinander hatten, bevor Jere und ich wieder zurück zu Pip fuhren, um mit ihr noch ein wenig Deutsch zu üben. Auch an diesem Tag entspannten wir uns wieder, gingen durch Chinatown, spazierten durch die Stadt und ließen es uns erneut gut gehen. Leider mussten wir uns dann doch verabschieden und Jere und ich gingen zurück zum Bahnhof. Auf dem Weg entschieden wir, noch eine Kleinigkeit bei McDonalds zu essen. Auf der halben Bahnstrecke nach Hause fiel uns plötzlich auf, dass die Kamera weg war. Wir sprangen aus der Bahn und fuhren schnell zurück zum McDonalds, wo sie eine Mitarbeiterin wieder an uns übergab. Das war ein Schreck! Puh, da hatten wir (und auch ihr) echt Glück gehabt, dass die in dem belebten McDonalds in der Innenstadt noch da war!
An einem Nachmittag fragte uns Pip, ob wir in mit ihr in die Blue Mountains fahren wollten. Nach autralischen Maßstäben waren sie „ganz in der Nähe“. Die Blue Mountains mit den „Three Sisters“ (3 Felsen) sind ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Die Berge bekamen ihren Namen, weil das Eukalyptusöl die Luft blau färbt und die Berge dadurch blau zu sein scheinen. Das gibt es auch in vielen anderen Wäldern, aber hier hat man es wohl das erste Mal entdeckt. Wir fuhren also eine Weile und Pip zeigte uns einen netten Aussichtspunkt, an dem nicht so viele Touristen rumlungerten und von dem aus man am Horizont Sydney erkennen konnte. Die Three Sisters sparten wir uns.
Auf dem Rückweg kehrten wir noch bei Pips Arbeitskollegen Rob ein und tranken einen Tee zusammen.
In den nächsten Tagen setzten wir Pips Wohnzimmerpläne in die Tat um. Zuerst entwarfen Jere und ich am Computer ein 3D Modell von ihrem Wohnzimmer und färbten dann die Wände ein. Pip entschied sich für eine Variante und wir kauften die Farben und Zubehör. Am nächsten Tag klebten wir die Wände ab und strichen, was das Zeug hielt. Das Ergebnis war wirklich total schön und das bisherige helle Gelb an den anderen Wänden wurde durch das neue Grün an zwei der Wände aufgewertet. Am Abend des ersten Streich-Tags gab’s noch ein BBQ mit gegrillten Garnelen und Känguruh-Fleisch, welches sehr sehr lecker schmeckte. Arme süße Känguruhs
Als eine Art Abschiedsausflug plante Pip mit uns einen ganzen Tag. Zuerst fuhren wir in die Stadt an einen schmalen Strand, von dem aus man die Flugzeuge auf dem Sydneyflughafen starten und landen sehen kann. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu einem richtig großen Strand. Hier gingen Jere und ich dann auch in die großen Wellen. Gwen und Jordan, die ebenfalls mitgekommen waren, tauchten nur ihre Füße ins Wasser. Die Wellen waren wirklich riesig und ich hatte richtig Probleme, mich auf den Beinen zu halten. Oft schlugen sie über mir zusammen und rissen mich mit zum Strand. Auch als ich versuchte unten drunter durch zu tauchen wurde ich mitgerissen. Ziemlich bald brauchte ich eine Pause. Jere hatte so viel Spaß, dass ich dann doch noch einmal rein ging. Als ich auf Jeres Höhe ankam und mich eine Welle umspühlte, zwickte mich auf einmal etwas in den Oberschenkel und im nächsten Moment brannte das ganze Bein. Ich lief schnell hinaus und auch das andere Bein fing an zu brennen. Ich konnte zuerst nichts erkennen, dann sah ich sie: Einzelne kleine dünne durchsichtige Fäden mit blauen Punkten drin waren um meine Beine gewickelt. Als ich sie abriss, brannte es auch an meinen Fingern. Ich lief mit Jordan zusammen den Strand hinauf zum Lebensretterzentrum. Dort stand dann auch schon eine Tafel mit Sofortmaßnahmen bei Blue Bottle Stichen. Ich war erst mal beruhigt, dass so etwas anscheinend häufiger hier vorkommt. Ein Liveguard kam auch gleich heraus und gab mir die einfachen Anweisungen zu duschen und danach die betroffenen Stellen etwas mit Eis zu kühlen. Das ganze tat dann noch eine Stunde weh, aber das Eis half etwas.
Wir setzten uns dann noch unter einen Baum und aßen Fish&Chips zu Mittag – eine der wenigen Speisen, die ich an Australien und Neuseeland vermissen werde. Danach fuhren wir zum South Head und zu „The Gap“ einer Felsformation am Eingang zum Hafen von Sydney. Hier kann man auf das offene Meer hinaus schauen und viele nutzen die steilen Klippen leider für ihren Selbstmord. Deswegen gibt es hier auch Sorgentelefone und hohe Begrenzungszäune. Das Wetter war bullig warm, so dass es uns schnell zum Klimaanlage-gekühlten Auto zurück zog. Auf dem Rückweg fuhren wir durch die ganz reichen Gegenden Sydneys und machten hier und dort etwas langsamer, um die riesigen Villen anzuschauen. Insgesamt ein sehr schöner Ausflug! Die Blue Bottle Stiche waren auch die nächsten Tage noch sichtbar in Form von dicken gepunkteten Streifen.
Am Samstag, den Tag vor unserem Abflug gingen Jere und ich noch ein letztes Mal in die Stadt, denn zwei Programmpunkte hatten wir noch auf unserer Liste: Die Sydney Oper und das Museum of Contempoary Arts. Für die Eintrittskarten der Tour im Museum konnten wir Gutscheine aus dem Touristenbuch nehmen, das Roland und Yvi uns hinterlassen hatten. Diese Touristencoupons bekommt man wohl kostenlos in allen Touristeninformationen der Stadt. Dadurch bekamen wir zwanzig Prozent Rabatt auf die „Essential-Führung“. Hierbei bekommt man Kopfhörer aufgesetzt und ein Führer läuft mit der Gruppe durch das Gebäude und erklärt ein paar Sachen. Durch die Kopfhörer kann man ihn jeder Zeit gut hören. In einem der Säle lief gerade die Oper Carmen und wir schauten eine Weile auf einem Bildschirm zu. Wir sahen uns außerdem den „alternativen“ Konzertsaal an, der z.B. für kritische Satire und Politikaktionen benutzt wurde und den großen Saal des Sydney Synphonieorchesters, wo zur Zeit John Malcowich in einer Produktion auftritt. Dieser Saal ist wirklich beeindruckend und sehr schön, genau wie die Sydney Oper an sich!
Der Architekt Jörn Utzon hatte damals bei einem Wettbewerb gewonnen, obwohl er die Wettbewerbsregeln nicht eingehalten hatte. Er reichte eigentlich nur sehr grobe Handskizzen ein und war als Kandidat schon aussortiert worden, als ein Jurymitglied dann doch seinen Entwurf noch mal herausholte und sich dafür entschied. Als das Fundament gebaut wurde, war noch nicht klar, wie diese Segelkonstruktionen halten sollten, ganze Arbeitsgruppen befassten sich mit der Aufgabe und das Gebäude wurde als unbaubar verurteilt. Der Architekt selbst fand eine Lösung. Die geplanten 3 Jahre Bauzeit und 7 Millionen Dollar konnten bei weitem nicht eingehalten werden (am Ende 120 Millionen Dollar und 16 Jahre) und an einem Punkt verlor der Architekt wohl die Unterstützung der Stadt, verließ Autralien und kam nie wieder zurück. Als kleine Versöhnung gestaltete er aus der Ferne kurz vor seinem Tod noch einen Veranstaltungsraum der Oper, den wir uns auch ansahen. Leider durften wir in den Konzertsälen keine Fotos machen. Videoaufnahmen waren generell verboten. Am Ende der Führung konnte man Bilder der Säle mit uns reinmontiert kaufen… nicht so toll.
Die Führung fand ich trotzdem gut, denn man bekommt mal einen generellen Eindruck der Oper. Im Nachhinein hätte ich doch gerne ein Stück hier gesehen. Leider sind die Veranstaltungen oft recht teuer. Nächstes Mal!
Das Museum of Contemporary Arts muss eigentlich nicht groß erwähnt werden. Wir waren nur 20 Minuten drin. Es ist kostenlos und nicht besonders groß. Die einzige wirklich interessante Ausstellung (Fotos) hätte Extra-Eintritt gekostet. Ansonsten gab es ein Stockwerk mit Aboriginal Kunst und eines mit ganz abgefahrener komischer Kunst, wie Holzbalken mit Toastbrot drauf. Oder ein halbes Brot mit einem sich bewegenden Fellbündel davor.
Als Abschied aßen wir noch in einem leckeren italienischen Restaurant am Hafen und fuhren zurück zu Pip, um uns auf unseren nächsten Kontinent vorzubereiten.