Ägypten, Tag 1

Von Silke @rohmachtfroh

Nun schreib ich doch hier, soviel in meinem Kopf, das sortiert werden will … und das geht beim Schreiben einfach gut für mich.

Ich bin in Afrika. In einer faszinierenden fremden magischen aufregenden Welt. Ägypten. Nach 16 Reisestunden, die letzten vier davon mit dem Auto durch die Wüste. Sternenhimmel in der Wüste. Und dann Sonnenaufgang. Wow. Unbeschreiblich. Soviel Schönheit.

Der Strassenverkehr hier ist auch ein Abenteuer. Eselskutschen, dreirädrige Laster, Autos, die der deutsche TÜV sofort aus dem Verkehr ziehen würde. Chaos, doch jeder scheint zu wissen, wie es funktioniert. Checkpoints entlang der Strecke, an denen ich mich mit meinem Sitz mal eben in Liegeposition begebe, um weniger aufzufallen. Touristen dürfen erst ab 6 Uhr früh chauffiert werden & weder mein Fahrer Tayeb noch ich haben Lust auf eine zweistündige Rast. Unterwegs die ersten Lektionen in Sprache und Landeskunde. Moscheen und katholische Kirchen gibt es hier, nah beieinander. Katholiken und Moslems leben friedlich miteinander. Überhaupt, so Tayeb, ist Ägypten ein friedvolles Land.

Um 8 Uhr früh erreichen wir das Boot in Esna, die luxuriöse Dahabiya meiner Kunden (ich bin ja auch zum Arbeiten hier ;)), wo ich herzlichst empfangen werde. Und mich, total erschlagen, erstmal in meine Kabine zurückziehe. Nach 1,5 Stunden Ruhe, Meditation und Dusche fühle ich mich wieder lebendiger und bereit, meine Mitreisenden kennenzulernen. Gemeinsam ziehen wir dann auch gleich los, zum ersten Tempel. Dem Tempel von Esna. Mit 2000 Jahren für ägyptische Verhältnisse nicht allzu alt. Unser Guide heisst, wie scheinbar jeder zweite Mann hier, Mohammed. Ein seinen Beruf offensichtlich liebender Ägyptologe, der so grossartig erzählen kann, dass ich nach einer Stunde mehr gelernt habe als in Monaten des Geschichtsunterrichts damals in der Schule. Nebenbei gerade in der Umstellung auf vegan (was in Ägypten noch eine wesentlich grössere Herausforderung ist als in Deutschland), und in Tempeln Yoga praktizierend. 🙂

Ein paar faszinierende Wissenshäppchen altägyptischer Geschichte:

– Die alten Ägypter verehrten keine speziellen Götter. Für sie war die Natur göttlich. Daher auch die vielen Abbildungen heiliger Tiere. Auch der Mensch gehört natürlich zur Natur, doch anders als die Tiere muss er erst lernen. Sich verbinden. Um göttlich zu sein bzw seine Göttlichkeit zu leben. Klingt vertraut, nicht wahr 😉

– In Tempeln gab (& gibt) es sogenannte Energiepunkte. Sie verstärken die Energie desjenigen, der sich dort aufhält. Auch Happy-Spots, die einfach positive Energie abgeben. Leider will die Regierung scheinbar nicht, dass diese Punkte wieder ausfindig gemacht werden.

– Im alten Ägypten wurde bei der Mumifizierung der gesamte Körper behandelt, jedes Organ mumifiziert. Nur das Gehirn wurde entfernt, weil die Ägypter es als Quelle allen Bösens betrachteten. Das Herz hingegen wurde durch einen darauf platzierten Skarabäus besonders beschützt. 

Und und und. Soviel wow, soviel Magie.

Den Rest des Tages sind wir auf dem Nil südwärts, flussaufwärts, gesegelt. Bis nach Edfu, wo wir jetzt für die Nacht anliegen. So herrlich, so friedvoll. Und wie ich es vermisst hatte, den ganzen Tag draussen zu sein, leicht bekleidet. Das ist eine ganz andere Lebensqualität.

Glücklich, verzaubert und total überwältigt von all dem (und dazu total übermüdet), hab ich den Nachmittag und Abend überwiegend meditierend, atmend (war in den Tagen davor deutlich zu kurz gekommen) und einfach seiend, den Nil, die Landschaft geniessend, verbracht. 
Unendlich dankbar für alles, was das Leben mir gerade wieder schenkt. 


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