Against Me!
„Shape Shift With Me“
(Xtra Mile)
Die Musik von Against Me! läßt sich, soviel steht fest, nicht von der so leidvollen wie bemerkenswerten Geschichte ihrer Sängerin Laura Jane Grace trennen. Die Umbesetzungen der letzten Jahre resultieren daraus, die Texte der Band kreisen fast ausschließlich um dieses eine Thema und selbst zu Zeiten, als sie noch er war und Tom Gabel hieß, lassen sich genügend Anhaltspunkte für angestautes Unglück, Angstpsychosen und krankhafte Verweigerung des eigenen Ichs im Werk finden. Nach „Transgender Dysphoria Blues“ ist „Shape Shift With Me“ nun das zweite Album nach Grace‘ offizieller Transition, der mutigen Selbstbefreiung aus knapp drei Jahrzehnten anerzogenem und gesellschaftlich aufgezwungenem Geschlechterdiktat. So jedenfalls wurde es von ihr und wird es von vielen Betroffenen schmerzlich empfunden, man muß kein promovierter Psychoanalytiker sein um zu ahnen, was das über so lange Zeit mit einem Menschen macht, wie unbedingt es einen bestimmt und auch weiterhin bestimmen wird.
Die aktuelle Platte handelt dann auch auf eindrückliche Weise von der Sehnsucht nach der normalen Liebe, nach Alltäglichkeit, vom Wunsch nach einem Stück mehr öffentlicher Akzeptanz und dem nötigen Respekt. Grace hadert zu Recht mit der Engstirnigkeit und Zögerlichkeit ihrer Umwelt, schließlich bewältigt sie alltägliche Probleme (sie hat gemeinsam mit ihrer früheren Partnerin eine Tochter) unter gewiß nicht alltäglichen Umständen. Schon der Einstieg macht klar, wie schwer Normalität zu haben ist – „Pro Vision L-3“ ist der Name des Körperscanners, der üblicherweise an amerikanischen Flughäfen steht und der sie immer wieder an die eigene Besonderheit erinnert. Auch „Boyfriend“ nimmt den Bezug auf, thematisiert ihre Erfahrung, selbst nach erfolgter Transition noch als Mann betrachtet, beurteilt und sogar geliebt zu werden (“You treated me like a boyfriend, like some dumb fucking boyfriend…“).
Die Wut bleibt also, hält sie wach und auch die Arbeit der Band unter Spannung – Grace bezeichnet sich selbst als „transgender anarchist“ (DIY) und liefert das passende Statement im Song „Delicate, Petite And Other Things I’ll Never Be“ natürlich gleich mit – man hätte es ohnehin nicht anders erwartet. Der Sound dazu, auch das keine Überraschung mehr, ist nicht ganz so spektakulär wie der Inhalt – wie auch auf den Vorgängeralben gut abgehangener, solider Punkrock, mal melodisch angereichert und mit schmissigen Refrains ausgestattet, dann wieder rauh, sperrig und knüppelhart herausgebrüllt. Daß das gelegentlich mal in Richtung Pogues, Pixies oder gar frühe Placebo kippt, ist einerlei, schweißtreibend bleibt es trotzdem und hat nach all den (mittlerweile knapp zwanzig) Jahren nichts an Druck und Intensität verloren. Eigenartig: So sehr man Grace nun wünscht, ihre Hoffnung auf ein geregelteres Leben möge sich bald einstellen – auf Against Me! in dieser Form möchte man dann aber auch nicht verzichten. http://www.againstme.net/
15.12. Zürich, Dynamo
16.12. München, Backstage
17.12. Leipzig, Conne Island
18.12. Wien, WUK
19.12. Linz, Posthof
20.12. Köln, Live Music Hall
21.12. Hamburg, Fabrik
22.12. Berlin, SO36
„Shape Shift With Me“
(Xtra Mile)
Die Musik von Against Me! läßt sich, soviel steht fest, nicht von der so leidvollen wie bemerkenswerten Geschichte ihrer Sängerin Laura Jane Grace trennen. Die Umbesetzungen der letzten Jahre resultieren daraus, die Texte der Band kreisen fast ausschließlich um dieses eine Thema und selbst zu Zeiten, als sie noch er war und Tom Gabel hieß, lassen sich genügend Anhaltspunkte für angestautes Unglück, Angstpsychosen und krankhafte Verweigerung des eigenen Ichs im Werk finden. Nach „Transgender Dysphoria Blues“ ist „Shape Shift With Me“ nun das zweite Album nach Grace‘ offizieller Transition, der mutigen Selbstbefreiung aus knapp drei Jahrzehnten anerzogenem und gesellschaftlich aufgezwungenem Geschlechterdiktat. So jedenfalls wurde es von ihr und wird es von vielen Betroffenen schmerzlich empfunden, man muß kein promovierter Psychoanalytiker sein um zu ahnen, was das über so lange Zeit mit einem Menschen macht, wie unbedingt es einen bestimmt und auch weiterhin bestimmen wird.
Die aktuelle Platte handelt dann auch auf eindrückliche Weise von der Sehnsucht nach der normalen Liebe, nach Alltäglichkeit, vom Wunsch nach einem Stück mehr öffentlicher Akzeptanz und dem nötigen Respekt. Grace hadert zu Recht mit der Engstirnigkeit und Zögerlichkeit ihrer Umwelt, schließlich bewältigt sie alltägliche Probleme (sie hat gemeinsam mit ihrer früheren Partnerin eine Tochter) unter gewiß nicht alltäglichen Umständen. Schon der Einstieg macht klar, wie schwer Normalität zu haben ist – „Pro Vision L-3“ ist der Name des Körperscanners, der üblicherweise an amerikanischen Flughäfen steht und der sie immer wieder an die eigene Besonderheit erinnert. Auch „Boyfriend“ nimmt den Bezug auf, thematisiert ihre Erfahrung, selbst nach erfolgter Transition noch als Mann betrachtet, beurteilt und sogar geliebt zu werden (“You treated me like a boyfriend, like some dumb fucking boyfriend…“).
Die Wut bleibt also, hält sie wach und auch die Arbeit der Band unter Spannung – Grace bezeichnet sich selbst als „transgender anarchist“ (DIY) und liefert das passende Statement im Song „Delicate, Petite And Other Things I’ll Never Be“ natürlich gleich mit – man hätte es ohnehin nicht anders erwartet. Der Sound dazu, auch das keine Überraschung mehr, ist nicht ganz so spektakulär wie der Inhalt – wie auch auf den Vorgängeralben gut abgehangener, solider Punkrock, mal melodisch angereichert und mit schmissigen Refrains ausgestattet, dann wieder rauh, sperrig und knüppelhart herausgebrüllt. Daß das gelegentlich mal in Richtung Pogues, Pixies oder gar frühe Placebo kippt, ist einerlei, schweißtreibend bleibt es trotzdem und hat nach all den (mittlerweile knapp zwanzig) Jahren nichts an Druck und Intensität verloren. Eigenartig: So sehr man Grace nun wünscht, ihre Hoffnung auf ein geregelteres Leben möge sich bald einstellen – auf Against Me! in dieser Form möchte man dann aber auch nicht verzichten. http://www.againstme.net/
15.12. Zürich, Dynamo
16.12. München, Backstage
17.12. Leipzig, Conne Island
18.12. Wien, WUK
19.12. Linz, Posthof
20.12. Köln, Live Music Hall
21.12. Hamburg, Fabrik
22.12. Berlin, SO36