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„Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!“ pflegte meine leider viel zu früh verstorbene Mama immer zu sagen – heute war mal wieder ein solcher Tag, an dem sich dieser Spruch bewahrheitete!
Der Mandant war mit einem Sozialhilferückforderungsbescheid erschienen, es sah stark nach Verfristung aus; der vorher tätige Anwalt habe nicht genug getan, und einen selber träfe keine Schuld – ich war gewarnt. Deswegen liess ich mir auch mehr als nur eine Vollmacht im Original unterzeichnen, meine Mitarbeiterin notierte die Aushändigung der Beratungshilfeformulare, wir schickten diese auch vorsichtshalber per Post noch einmal hinterher – und bekamen sie nie wieder…
Die Sache selbst war völlig aussichtslos, der Mandant hatte – wie auch bei mir – bei seinem ehemaligen Anwalt keine der erforderlichen Informationen erteilt. Ich stellte ihm den Sachverhalt nach Lage der inzwischen angeforderten Akten dar und bat noch einmal um Übersendung der Beratungshilfeunterlagen – keine Reaktion.
Gut, bekommt er eben eine ordnungsgemässe Rechnung, und tatsächlich, dann meldete er sich telefonisch: Ich hätte ja nichts erreicht, dann müsse er auch nichts zahlen! Gut – oder nicht gut – gibt es eben ein Gerichtsverfahren um meine Kosten; und heute war mündliche Verhandlung vor dem AG Hannover.
Wer die Gerichtsgebäude der Zivil- und Strafgerichtsbarkeit in Hannover kennt, der weiss: ein durchschnittlicher Ameisenhaufen ist ein übersichtliches Bauwerk im Vergleich zu diesem Sammelsurium an Gebäuden und Gebäudeteilen. Aber ich bin ja schliesslich seit fast 20 Jahren dort unterwegs, dann wird es schon nicht so schwierig sein, den - mir bis heute – völlig unbekannten Raum 2128 zu finden… Die Gänge wurden immer abwegiger, meine Hoffnung, noch rechtzeitig zum Termin einzutreffen, immer geringer, aber plötzlich stand ich vor dem so intensiv und verzeifelt gesuchten Raum 2128:
EIN AKTENRAUM!
Jawohl, einen Gerichtssaal hatte ich gesucht und eine Besenkammer gefunden!
Nun, ein Besuch beim „Info-Point“ – früher hiess das Auskunft, aber anglizistische Besen (wahrscheinlich die aus Raum 2128) kehren eben besser – klärte das Missverständnis auf, und so kam ich fast noch zur anberaumten Zeit im richtigen Saal an; aber von meinem Ex-Mandanten und nunmehrigem Beklagten keine Spur…
Ich bin dann auf Anordnung des Gerichts (was tut man nicht alles für sein Versäumnisurteil!) erneut zu meiner zwischenzeitlich liebgewonnenen Besenkammer gespurtet und habe auch an der Auskunft nachgefragt – in der vagen Hoffnung, der „Info-Point“ sei inzwischen zum „Meeting-Point“ mutiert: Nichts! Der Beklagte schien sein bisheriges Verhalten, sich nicht um seine Angelegenheiten zu kümmern, fortzusetzen.
All meine vergeblichen Versuche des Auffindens meines Gegners sowie die sich aus der Akte ergebende ordnungsgemässe Ladung des Beklagten (jedenfalls was Zeit und grober Ort – Hannover, Amtsgericht – betraf) nahm die Richterin zu Protokoll und ich bekam mein ersehntes VU.
Ein bisschen hoffen jetzt das Gericht und ich, dass uns kein Einspruch ins Haus flattert – und wenn, dann könnte man ihn ja in Raum 2128 des AG Hannover bearbeiten lassen….