Affenphilosophie/Monkey Philosophy

wpid-20130217_172144.jpgIn meinem Elternhaus in unserer Altberliner Wohnung mit den überwältigend hohen Zimmern gab es einen großen Eingangsraum, genannt “die Diele”.  Besucher standen etwas hilflos in dieser Weite während sie ihre Mäntel auszogen und sahen sich um, auf der Suche nach einem Orientirungspunkt.  Meist fiel ihr Blick  auf etwas, das oben an der Decke am Lampenkabel baumelte.  Die meisten brauchten einen zweiten, ungläubigen Blick, um sich zu vergewisssern, dass das, was da so  albern hing, tatsächlich das war, was es zu sein schien. Denn wer zu uns kam, kannte meinen Vater als Hochschullehrer und war der Meinung, in einen seriösen, vielleicht vornehmen Haushalt zu kommen. Kollegen meines Vaters hatten echte oder falsche Ming-Vasen im Flur oder Marmorstatuen oder zumindest einen Orientteppich.  Bei uns gab es ein paar geerbte Bauernmöbel, Teppichfliesen aus dem Baumarkt, eine abgeschabte Tischtennisplatte – und den Holzaffen an der Decke, der Besucher albern und herausfordernd angrinste und aussah, als wollte er die kleine Flasche mysteriösen Inhalts auf ungebtetene Gäste fallenlassen.  Irgendwann einmal hatte meine Mutter dieses alte Holzspielzeug an das Kabel gehängt, weil sich das so langweilig nackt unter der Decke spannte. Und weil niemand das Likörfläschen leeren wollte, das Oma als Schnäppchen ergattert hatte, bekam es der Affe in die Hand.

Wer fragte, warum da der Affe hing, bekam zur Antwort: “Warum nicht?” oder “Ach, das ist unser Wachhund.”

Die Gäste, oft erst verunsichert, fühlten sich am Ende bei uns stets wohler als in den Haushalten mit den Ming-Vasen.  Für mich war der Affe ein Symbol dafür, dass meine Eltern uns lehrten, dass man erstens nicht wie alle anderen sein muss, im Gegennteil, zweitens es egal ist was diese anderen denken und drittens, dass man nichts zu ernst nehmen darf.

Mein Vater ist nun schon zwei Jahre tot, aber der Affe hängt noch immer da, jetzt schon 45 Jahre,  und hat ein Auge darauf, wer meine Mutter besucht. Und ich finde es  beruhigend, dass er noch da ist.

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In my childhood home we had a  large entrance hall. Rooms are high in old german houses. Visitors would stand a little helpless in its vastness while they took off their coats, looking around for a point of orientation. Often, their glance alighted on a strange figure that hung from a lamp cord under the ceiling. They looked twice before believing their eyes. Because my father was a renowned scientist and they expected a serious, elegant household. Colleagues of my father had ming vases and marble statues in their entrance halls. Not so my parents. There was hand-me-down furniture, a shabby ping-pong-table and – the wooden monkey that hung on the ceiling and greeted people with a silly grin, looking as if it might drop the small bottle it held on unwelcome visitors. – My mother had hung the old toy there because she thought the lamp cord looked so boring. And since nobody wanted to empty the little bottle my grandma had bought becuase it was cheap, she gave it to the monkey. – Some visitors asked: “Why the monkey?” and would get the answer: “Why not?” or “Oh, it’s our watchdog!”

Guests in the end felt more welcome in our house than in the houses with the ming vases. For me, the monkey is the symbol of what our parents taught us: First, you don’t have to be like everybody else. Second, it doesn’t matter what other people think. Third, don’t ever take anything more serious than it is.

Today, after 45  years, the monkey still hangs there, keeping an eye on who visits my mother. And it feels good to see it there still.



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