Kaum gelandet in Ägypten, schon lass mir eine Tour aufschwatzen und das noch während dem Transfer zum Hilton Hurghada Resort, direkt von der Reiseleitung. Das muss man den Ägyptern echt lassen: Verkaufen und Verhandeln können sie, das liegt ihnen im Blut!
Ehrlich gesagt war ich noch ziemlich genervt, denn bereits am Flughafen München hatte die Boeing der Condor technische Probleme und wir hoben mit eineinhalb Stunden Verspätung ab. Mal sehen ob die Condor mir mein Weißwurstfrühstück dafür erstattet…
Der Flug dauerte nur gut dreieinhalb Stunden, damit holten wir dann eine halbe Stunde der Verspätung wieder rein. Dann kamen aber die Einreiseformalitäten beim Zoll in Ägypten. Ganze drei Zöllner für gefühlt tausend Deutsche und Russen, wobei letztere Weltmeister im Drängeln sind – egal ob unauffällig oder ganz dreist. Lässt Du einen vor, zieht der gleich die ganze Familie hinterher… *argh* Und dafür zahlt man 25,— Euro Visagebühr? Wobei auf dem Visa-Aufkleber der Betrag in US-Dollar steht, die Zwischensumme landet dann sicher bei der Reiseleitung und ist da gut aufgehoben. Bei so etwas frage ich mich immer wieder, ob man wirklich die Touristen im Land möchte, denn so etwas hält mich persönlich eher davon ab noch einmal zu kommen.
Aber sei es drum, nun war ich drin im schönen Land zwischen Nil und Rotem Meer, noch nicht mal im Hotel und schon verplant für den kommenden Tag. Auch gut! Ich sitz eh nicht gern in einem fremden Land nur auf dem Zimmer oder an der Poolbar rum, ich will raus und was erleben. Und meine Tour mit Badawya war dafür bestens geeignet, wie ich im Laufe eines wirklich sehr kurzweiligen Nachmittags feststellen durfte…
Abholung bei angenehmen 30 Grad gegen Mittag vom Hotel. Mit im Land Cruiser auf dem oberen Bild saßen noch zwei weitere deutsche Gäste. Übrigens ging es dann später noch mit diesem Gefährt Querfeldein durch die Wüste, mit bis zu 120 Sachen über den harten aber staubigen Boden… die Fahrer haben echt was drauf!
Nach nur 15 Minuten Fahrzeit im Camp von Badawya angekommen wurden wir von unserem recht gut deutsch sprechenden Guide freundlich empfangen. Da wir anfangs nur drei Deutsche waren, warteten wir einige Zeit auf eine weitere Gruppe deutschsprachiger Touristen und konnten uns in der Zwischenzeit in Ruhe umsehen.
Gleich nebenan stand eine kleine Moschee, auch Andenkenläden und ein Cafe waren natürlich nicht weit. Gott sei Dank hatte ich mir am Vorabend noch ein Baumwolltuch gekauft. Die Kufiya, auch Palästinensertuch genannt, gehört unbedingt zur Grundausrüstung eines jeden Ägypten-Urlaubers. Seit Jahrtausenden hat sich dieser ganz einfache Schutz vor Sand und Sonne bewährt, auch wenn man damit aussieht wie ein kleiner Arafat.
Ein einzelnes Tuch sollte aber nicht mehr als drei Euro kosten, zwei davon bekommt man oft schon für fünf Euro. Einfach verhandeln, das macht sogar ein bisschen Spaß, wenn man die Regeln kennt und erst einmal mit 40 bis 50 Prozent des vorgeschlagenen Preises anfängt. Lachen dazu ist ganz wichtig! Fachgerecht eingewickelt wurden wir dann von unserem Guide. Das ist hier in der Wüste etwa das selbe, wie bei der Krawatte des Herren von der Bank – wer hier aufwächst beherrscht das aus dem FF…
Auch die in den arabischen Ländern übliche Shisha mit Apfelgeschmack wurde später natürlich noch angeboten. Als Nichtraucher reizte mich das allerdings weniger…
Die erste Runde führte uns dann gut 40 Minuten mit dem Quad durch die Wüste. Dabei wurden wir nach ein paar Einführungsrunden in zwei Gruppen aufgeteilt, einmal die etwas vorsichtigeren Fahrer und dann die etwas flotteren… ratet mal in welcher ich wohl war? Voigas, wie man in Bayern so schön sagt! Streckenweise ging es mit Tempo 60 in der Karawane über den harten Wüstenboden – was für ein Spaß! Bereits nach den ersten fünfzehn Minuten hab ich meinen Gasgeberdaumen schon nicht mehr richtig gespürt… ich will zuhause auch so ein Teil!!!
Anschließend durften wir zu viert in einem Wüstenbuggy ein paar Kilometer fahren, was etwas weniger Adrenalin zur Ausschüttung brachte, denn die mit einem 1600ccm Motor ausgerüsteten Fahrzeuge waren stark gedrosselt und alle zehn Minuten wechselten sich die Fahrer ab.
Dennoch ging mir die ganze Zeit ein Song nicht aus dem Kopf: Oliver Onions – Dune Buggy aus dem Film “Zwei wie Pech und Schwefel” mit Bud Spencer und Terence Hill… Ohrwurm!
Wer danach Lust hatte konnte mit dieser modernen Kutsche fahren…
…oder auf Pferden und Eseln reiten. Sieht lustig aus und ist es auch – Yalla, Yalla Habibi!
Natürlich durfte auch der obligatorische Ritt auf einem echten Wüstenschiff nicht fehlen,
wobei die Kamele in Ägypten meist Dromedare mit nur einem Höcker sind.
So ein Shadow-Selfie vom Rücken eines Kamels hat doch was, oder?
Das Auf- und Absteigen ist jedoch sehr gewöhnungsbedürftig…
Anschließend wurde uns gezeigt wie der bunte Sand in die typischen Souvenir-Flaschen aus Ägypten kommt. Natürlich will man auf solchen Touren immer noch etwas extra an den Mann und die Frau bringen, was in dem Fall auch recht gut klappte, denn man konnte sich eine bärsönliche Buddel mit dem gewünschten Namen rieseln lassen. Da konnte mein Maskottchen Jack Bearow natürlich nicht widerstehen und ist nun stolz wie Bolle auf seinen neuesten Schatz!
Zurück im Camp musste ich dann etwas sehen, was mein kleines DJ-Herz zum Bluten brachte:
Zwei arme, kleine JBL-Lautsprecher voller Sand, Staub und Taubendreck –
dazu haben wohl schon die Pharaonen getanzt, aber er läuft immer noch!
Zur goldenen Stunde dann die bereits oben erwähnte flotte Fahrt mit dem Geländewagen durch die Wüste zu den Beduinen. Was für eine bezaubernde Landschaft, auch wenn dort scheinbar nichts wächst. Die einzelnen Berge haben hier im Land der Pharaonen übrigens keine Namen, es ist immer nur das ganze Gebirge betitelt.
Zum Empfang bei den Beduinen gab es erst einmal köstlichen Schwarztee, eine ziemlich starke Mischung. Dazu wurde uns einiges über das Leben der Nomaden erzählt und auch frisches Fladenbrot für uns zubereitet. Alleine das Zusehen und der köstliche Duft machten uns allen Hunger auf eine Kostprobe…
Das hauchdünne Fladenbrot besteht aus einem einfachen Teig mit Wasser, Salz und Mehl und wird unter ständigem Wenden auf der heißen Stahlplatte geröstet. Nicht nur uns Touristen schmeckte das vorzüglich, obwohl das Feuer der Nomaden auch mit trockenem Kameldung angeheizt wurde…
…auch das Kamel nebenan liebte es und zur Belohnung gab es schlabbrige Küsse dafür!
Aber die freche Dame hatte noch mehr drauf: Oans, zowa, Gsuffa! Prost!
Dann der Sonnenuntergang in der Wüste – was für eine Kulisse!
Zurück im Camp von Badawya war dann bereits das Abendessen angerichtet. Es gab verschieden Salate, Gemüse, Kartoffel, Reis und Fladenbrot vom Buffet, sowie Lamm-Hackfleisch vom Spieß über dem Holzkohlegrill. Dazu wurde wahlweise Wasser oder Limonade angeboten – eine lokale, sättigende Mahlzeit, wie in der Beschreibung versprochen – nicht mehr und nicht weniger. Auf den guten Rat meines lieben Reiseblogger-Kollegen Udo Weisner von http://jo-igele.de werde ich jedoch so gut es geht während der gesamten Ägypten-Reise Rohkost vermeiden, man will schließlich gesund bleiben.
Ein kurzer Besuch im Schlangenhaus war der nächste Programmpunkt, hier konnte man nicht nur giftige Wüstenbewohner wie diese Kobra hier bewundern, sondern sich auch mit einer Anakonda um den Hals fotografieren lassen, wenn man so etwas mag! Ich brauch das nicht…
Zum Abschluss wurde nun aufgespielt – traditionelle ägyptische und arabische Lieder.
Klang gut, wirkte aber dank fehlender Präsentation eher wie eine planlose Jam-Session.
Immerhin tanzten die Tour-Guides und klatschten die Kellner im Takt mit,
das Publikum kam erst nach und nach dazu, Stimmung kam kaum auf.
Den ganzen Tag über wurden bereits Fotos gemacht und ein Video gedreht, was man nun am Abend kaufen konnte. Auch hier natürlich wieder ein Zusatzverdienst, das Bild für 2-4 Euro, der Film mit zwei DVD’s für 16 Euro. Auch hier ist wieder Verhandeln angesagt.
Wer Lust hatte konnte sich auch noch ein filigranes Hennatattoo (Mehndi) malen lassen…
…während auf der Bühne ein Fakir auf Nagelbrett und Glasscherben lag,
zusätzlich beschwert von ein paar Damen aus dem Publikum – autschn!
Ein arabischer Sufi-Tänzer, auch Derwisch genannt, dreht sich und dreht sich und dreht sich… ein toller Anblick, wenn dazu dann auch noch jongliert wird. Der war echt gut, aber sehr unspektakulär, stand plötzlich auf der Bühne, ohne große Ankündigung, einfach so.
Die Bauchtänzerin hingegen war mehr mit ihren Haaren im Gesicht als mit dem Tanz beschäftigt. In Sachen Bauchtanz habe ich da sogar in Deutschland schon bessere erlebt, darum spare ich mir hier das Foto.
Ein letzter angekündigter Programmpunkt wurde nun einfach ausgelassen, denn der versprochene Blick in die Sterne mit einem Teleskop fand nicht statt. Schade, denn gerade in der Wüste ist der Blick in den klaren Nachthimmel immer etwas Besonderes.
Pünktlich um 19:00 Uhr waren wir dann zurück in unseren Hotels nach diesem erlebnisreichen Tag in der ägyptischen Wüste.
Mein Fazit: Für nur 45 Euro hat man sechs Stunden Spaß in der Wüste und wird gut mit Wasser und Tee versorgt, wenn man kurz nachfragt. Selbst fahren ist jedoch erst ab 18 Jahren erlaubt, für kleinere Kinder ist ein Spielplatz vorhanden und dazu der größte Sandkasten der Welt. Alles in Allem ein kleiner, erster Einblick in die Kultur des Landes, verbunden mit einer Portion Action und Spaß. Die Abwicklung war professionell, die Künstler sehenswert, nur die Präsentation der Show war ungewohnt unspektakulär. Daumen hoch!
Disclaimer: Die komplette Reise nach Ägypten und auch dieser Ausflug wurden von mir selbst geplant und bezahlt. Es gab keinerlei Sponsoren, daher ist meine Meinung unvoreingenommen, offen und ehrlich.