Griechische Weihnachten: Kerzen in der Kirche
Wie feiert man Weihnachten in Griechenland?
Meine Familie und ich haben zusammen über 6 Jahre in Griechenland – genauer gesagt auf Kreta – gelebt. Durch meinen griechischen Mann kommt auch viel griechische Verwandtschaft dazu. In unserer zweiten Heimat durften wir viele Feste und Feiertage miterleben. Die Bräuche sind leicht anders zu unseren hier in der Schweiz. Deswegen möchte ich euch gerne etwas über die Traditionen und unsere persönlichen Erfahrungen und Gedanken weitergeben.
Tradition und Brauchtum stehen über allem
Im ganzen Land geht es in Griechenland an Weihnachten sehr traditionell zu. Die Kinder sind dabei immer im Vordergrund. Während dem Advent gibt es keine grösseren Feierlichkeiten oder Bräuche, dafür streckt sich die Weihnachtszeit vom 24.Dezember bis zum 6.Januar hin. Die Griechen sind meist griechisch-orthodox und zählen somit zu den Christen. Ihre Feste orientieren sich nach dem neujulianischen Kalender – also oft gleichzeitig zu den Westkirchen. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde feiert Weihnachten mit uns und nicht wie die serbisch- oder russisch-orthodoxe Kirche erst am 7. Januar.
Ein uns unbekannter Brauch kündet Weihnachten an und läutet sie aus: Die sogenannten «Kalanta». Dies sind Lobgesänge und per se das typische Weihnachtslied. Kinder ziehen von Haus zu Haus an Heiligabend und singen das Weihnachtslied. Begleiten tun sie es mit Trommeln, Glocken und Triangeln. Mithilfe dieser Tradition künden sie die Geburt Christi an, segnen Häuser und bringen den Anwohnern Glück. Für dies erhalten sie viele liebe Worte und Gaben von den Menschen: Dabei erhaschen sie traditionellerweise Obst, Süssigkeiten, «Christopsomo» (Christusbrot = Weihnachtsgebäck) und modernerweise auch Geld. Wer an diesem Tag als erster bei einem Haus vorbeigeht, erhält die meisten Gaben.
Das Weihnachtsessen
Am 24. Dezember gibt es sonst kaum Festlichkeiten. Gemäss der griechischen Kultur zählt der 25. Dezember als Feiertag und kennzeichnet für die griechisch-orthodoxen Christen ebenfalls das Ende der vorweihnachtlichen 40-tägigen Fastenzeit. Da viele die Fastenzeit noch einhalten, ist die Freude umso grösser mit der ganzen Familie beim festlichen Weihnachtsessen zu schlemmen und zusammen Zeit zu verbringen. In vielen Gebieten Griechenlands gehört ein gefüllter Truthahn zum gängigsten Weihnachtsessen, wir auf Kreta folgten jedoch der Tradition Lamm-Frikasse. Nicht selten werden auch Fleisch mit Orangensauce oder Spanferkelbraten aufgetischt.
Griechische Kourambiedes und Melamakarona
Erst jetzt zu Weihnachten gibt es auch die Weihnachtsgutsli: Hier sind die Griechen sehr traditionell. Vorwiegend zwei Sorten werden gebacken: Die Melamakarona («Meli» heisst Honig) – also Mandelgutzi – und Kourambiedes – ähnlich wie Vanillekipferl mit Nüssen und einem Berg von Puderzucker.
Die Griechen sind etwas abergläubisch
Die Griechen glauben daran, dass während 12 Nächten, also vom 24. Dezember bis zum 6. Januar die «Kallintzarakia» (Kobolde) ihr Unwesen treiben. Eigentlich versuchten die Kobolde einer Sage nach übers Jahr hinüber den Baum «der die Erde stützt» zu fällen. Doch kurz vor ihrem Erfolg, wird Jesus Christus geboren. So verlassen die Kobolde ihre Unterwelt und kommen zur Strafe zu den Menschen, um sie zu ärgern, zu belästigen und zu stören. Sie kommen in die Häuser, rutschen den Kamin herunter und machen Streiche. So wird nicht selten berichtet, dass die Milch versauert worden ist, die Flammen ausgegangen sind oder der Schweif eines Pferdes geflechtet worden ist. Genau deswegen werden jede Nacht Weihnachtsfeuer angezündet. So sollten die Feuer scheuen «Kallintzarakia» fernbleiben.
Griechische Weihnachtsdekoration
Die Griechen kennen den Weihnachtsbaum nur aus der westlichen Welt. Einen echten kann man sich kaum ergattern, sind doch die klimatischen Bedingungen nicht gerade gut für Weihnachtsbäume. In meinen Augen besteht kein Bezug zum geschmückten Weihnachtsbaum, doch vom Westen beeinflusst, stellen viele Geschäfte und Familien schon im November einen üppig dekorierten künstlichen Weihnachtsbaum auf.
Griechische Weihnachten: Geschmücktes Schiff
Doch in Griechenland werden traditionellerweise Schiffe geschmückt. Die Tradition muss auf die byzantinische Zeit zurück gehen. Genauso wie das Weihnachtsfeuer, welches am Abend des 23. Dezembers entzündet wird, um das unbeschützte Christuskind in dieser kalten Nacht zu wärmen. Eine kleine Gabe einer jeden christlichen Familie ist also das „Christoxilo“ (gr. für Christusholz), das Weihnachtsscheit. So wird das beste und grösste Stück Holz das ganze Jahr aufbewahrt, um an dieser Nacht zu brennen. Wenn das Feuer lodert, formen die Kinder einen Kreis und beginnen zu singen und zu tanzen.
Die Boote werden geschmückt, da die Griechen einen engen Bezug zum Meer haben. Viele Menschen arbeiten direkt oder indirekt in der Schifffahrt. Die Familien stellen ein kleines geschmücktes Schiff auf, um damit an Familienmitglieder auf See zu denken.
Trotz den westlichen Einflüssen und der Modernisierung Griechenlands, halten die Menschen an ihrem Brauch fest. Und deswegen werden die prachtvoll dekorierten Boote überall aufgestellt und mit Lämpchen versehen.
Geschenke und das Glück
Weihnachten ist ein Fest für Christus. Geschenke werden dort keine verteilt. Gemäss dem griechischen Brauch bringt der Heilige Basilius an Neujahr die Geschenke. Für ihn bäckt man ein Basiliusbrot, welches unserem Dreikönigskuchen ähnelt. Eine Münze wird mit eingebacken und bringt dem, der sie findet Glück. Übrigens überlassen die Griechen jeweils auch ein Stück Christus und dem Haus. Somit könnte das Glück auch diese Parteien treffen. Die Tradition geht auf einen Bischoff zurück, der für die Armen Spenden sammelte.
Auch Silvester steht unter dem Thema Glück: Die Griechen versammeln sich nämlich zu Glücksspielen. Die ganze Nacht werden überall unter Freunden Karten gespielt. Wer gewinnt, soll im kommenden Jahr besonders viel Glück erfahren.
Am 6. Januar wird die Theothania (gr. Für Gotteserscheinung und Taufe) gefeiert. An diesem Tag werden die Kallikantzarakia wieder in die Unterwelt vertrieben und die Taufe Christus gefeiert. Der Pfarrer wirft während einer Zeremonie ein Kreuz ins Wasser (in Zürich in die Sihl) und die tapfersten jungen Männer springen ins Wasser, um das Kreuz herauszuholen. Es ist ein ehrenhafter Wettkampf zwischen allen Teilnehmern, die mutig ins eiskalte Wasser springen. Findet diese Zeremonie in einem Hafen statt, läuten alle festlich dekorierten Glocken, Schiffspfeifen und Nebelhörner vom Dampfer bis zum Fischerboot. Auch Kriegsschiffe feuern Salut und die Kirchenglocken läuten.
Unsere Erfahrungen
Lässt man den vom Westen beeinflussten Handel mal aussen vor, ist die Weihnachtszeit in Griechenland eine ruhige besinnliche Zeit mit viel Zusammensein. Im Zentrum steht immernoch sehr stark die Kirche und das traditionelle Essen und Beisammensein. Bei den Kindern stehen die «Kalanta» im Vordergrund. Die Geschenke kommen erst an Neujahr. Einfach war für mich jeweils die Frage nach dem Essen: ich musste nie überlegen. Es standen einfach zwei Menus fest: Lamm-Frikassee oder gestopfter Truthahn.
Hier meine zwei Lieblingsrezepte für griechische Weihnachten:
LAMM-FRIKASSE
6 Portionen, Vorbereitungszeit: 1 Stunde, Garzeit: 1 Stunde und 30 min. (kann auch mit Huhn oder Schwein zubereitet werden)
Zutaten
- 1 Tasse Olivenöl
- 2 kg Lammfleisch, in Portionen geschnitten
- 6 Bund Lauchzwiebeln (1 kg)
- ½ grüner Blattsalat (am besten Lattich, möglich auch Endivien oder Kopfsalat)
- ½ Tasse fein gehackter Dill (ca. 200gr)
- ½ Tasse fein gehackte Petersilie (ca. 200gr)
- 2 Eier
- ½ Tasse Zitronensaft (Saft von ca. 2 Zitronen)
Zubereitung
Olivenöl in einen grossen Topf geben und bei starker Hitze Lamm darin anbraten während 5 Minuten. Mit Salz und Pfeffer würzen und eine halbe Tasse Wasser hineingeben. Topf zudecken und bei schwacher Hitze solange garen lassen, bis das Fleisch weich wird (mind. 40 Minuten) In der Zwischenzeit Lauchzwiebeln und Salat putzen, waschen und in grobe Stücke schneiden. Die Lauchzwiebeln können vorher kurz in heißes Wasser gelegt werden, um weicher zu werden, anschließen gut abtropfen lassen. Auf diese Weise wird das Essen leichter. Zusammen mit der Petersilie und dem Dill in den Topf mit dem Fleisch geben und kochen lassen, bis das Gemüse zerfällt. Wenn das essen fertig ist, Eier mit Zitronensaft in einer Schale schlagen, ein wenig von der Sauce aus dem Topf hinzugeben, umrühren und zum Topfinhalt geben, Topf ein paar Mal hin und her schwenken, damit sich die hinzugefügte Flüssigkeit gut verteilt. Nicht umrühren, das würde das Aussehen des Essens beeinträchtigen. Auf einen Servierteller geben und sofort servieren. Falls Sie das Ei-Zitronen-Soße nicht mögen, können Sie nur Zitronensaft zum Essen geben und ansonsten auf die gleiche Weise fortfahren.
Gefüllter Truthahn
Griechische Weihnachten: Gefüllter Truthan
Zutaten
- 1 Truthahn ca. 4kg
- 2 κ.σ. Olivenöl
- Salz & Pfeffer
Für die Bouillon (falls du die selber machst)
- Hals und Flügel des Truthahns
- 2 Löffel Olivenöl
- 1 kleine Zwiebel geviertelt
- 1 Stück Sellerie
- 1 Bund Petersilie
- 1 Lauchstange
- 1 Rüebli
- 1 Lorbeerblatt
Für die Sauce
- Flüssigkeit vom Truthahn
- 3 Suppenlöffel Mehl
- 1 Tasse Rotwein
- 1 Tasse Weisswein
- 1 Liter Bouillon
- 1 Zweig Rosmarin
Für die Füllung
- 1/4 Tasse Olivenöl
- 300 gr Hackfleisch (vom Schwein)
- 300 gr Hackfleisch vom Rind
- 1 grosse Zwiebel gehackt
- 1 Tasse Cognak
- 15 Pflaumen gehackt
- 15 Marroni
- 2 Äpfel geschnitten in kleine Stücke
- 1/2 Tasse Paniermehl
- 1/2 Tasse Pinienkerne
- 1/2 TL Orangenzeste
- 2 Tassen altes Brot
- Salz & Pfeffer
Zubereitung
Falls du die Bouillon selbst machen möchtest, Zwiebeln anbraten, Fleisch und übrige Zutaten hineingeben und mit 1 L Wasser während einer Stunde kochen lassen. Wenn nicht, diesen Schritt überspringen. Zuerst die Füllung zubereiten. Dafür Olivenöl erhitzen, Zwiebeln anschwitzen, Hackfleisch zugeben und nach 5 Minuten mit Cognak ablöschen. Alle restlichen Zutaten zugeben und 5 Minuten braten. Beiseite legen.
Den Truthahn bei Bedarf innen reinigen, wenn er beim Hals offen ist mit Küchengarn nähen. Dann Füllung hineingeben. Ofen vorheizen auf 220 Grad. Truthahn zusammenbinden, damit die Flüssigkeit drinnen bleibt.
Truthahn rundherum einölen, salzen und pfeffern. Für 40 Minuten im Ofen rösten. Danach Temperatur auf 160 Grad herunterstellen (Ofen öffnen bis Temperatur herunterkommt) und für ca. 3 Stunden weiterrösten. Alle 20 Minuten den Trutzhahn mit einem Pinsel mit dem Öl vom Blech bestreichen, damit er nicht austrocknet. Falls die Haut anfängt einzutrocknen, einfach umdrehen.
Das Fleisch ist bereit, wenn beim Einstechen ins Bein die austretende Flüssigkeit klar ist. Falls du ein Thermometer benutzt, sollte das Fleisch bei 82 Grad bereit sein (Achtung nicht direkt am Knochen messen). Truthahn herausnehmen und mit Backpapier oder Alupapier abdecken.
Für die Sauce nehmen wir die Flüssigkeit vom Blech und mischen den Wein mit dem Mehl. Alles zusammen mischen und für 10 Minuten köcheln lassen. Mit Reis oder anderer Garnitur servieren
Einen guten Appetit und Frohe Festtage!
Wie feiert ihr Weihnachten? Was kocht ihr an den Festtagen?
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Dieses Jahr haben wir für euch zusammen mit zahlreichen weiteren Familienbloggerinnen und – blogger einen besonderen Adventskalender vorbereitet! Gemeinsam haben wir 24 wundervolle Inspirationen für euch zusammen getragen, um die Adventszeit als Familie mit allen Sinnen zu geniessen. Die 24 Beiträge kommen von Familien und sind für Familien gedacht.
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- Weihnachtsmarkt zu Hause – runningmami
- Glücksmomente – Mit Strich und Faden
- Ein Liebesbrief ans Kind – kleinstadt
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- Blick hinter die Kulissen des Bloggens – Die Angelones
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- Kerzenexperiment – keinsteinskiste
- So feiern wir Weihnachten – Die Angelones
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