“Mit nackten Fingern zeigt man nicht auf angezogene Leute!”
Diese Regeln sind Konventionen. Sie erleichtern den Umgang mit Menschen, denn sie helfen Missverständnisse zu vermeiden.
Wer weiß, was der gerade sagt, der mit Fingern auf mich zeigt?
Doch Halbwissen regiert in Osteuropa. Die Höflichkeit gebietet – glaubt man wohl – niemals mit Fingern irgendwohin zu zeigen.
Es war gestern.
“Da ist die Bank – dahin musst du nun gehen!”
Ich nahm den Finger zu Hilfe und traf auf einen entsetzten Blick.
“Du hast mit Finger gezeigt!”
Große Diskussion anschließend.
Ich versuchte den Sinn <nur was Sinn macht, setzt sich auch durch> der Kniggeschen Intentionen zu erklären, nehme uns den Knigge der Wikipedia zu Hilfe und übersetze.
„… Wenn die Regeln des Umgangs nicht bloß Vorschriften einer konventionellen Höflichkeit oder gar einer gefährlichen Politik sein sollen, so müssen sie auf die Lehren von den Pflichten gegründet sein, die wir allen Arten von Menschen schuldig sind, und wiederum von ihnen fordern können. – Das heißt: Ein System, dessen Grundpfeiler Moral und Weltklugheit sind, muss dabei zum Grunde liegen. …”
Im Gegenzug verstopft sie mir nun – immer noch! – meinen Postkasten mit Links voll, die mir beweisen sollen: Sie hat recht. Weil: So steht es geschrieben. Im Internet. Auf zahlreichen Heimseiten der Ukraine und der Russischen Föderation.
Ich gebe auf. Lasse das Spiel Unentschieden enden.
Es gibt schließlich wichtigere Themen.
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