Tchibo hat es die vergangenen Tage geschafft, sich mit einer mindestens unglücklichen Artikelgestaltung von Schuhen prächtig in die Nesseln zu setzen. Auf einem angebotenen Paar Kinderschuhe prangte die Zahl „18“, was in einschlägigen Kreisen auch als Kürzel für „Adolf Hitler“ verstanden wird. Der in der Folge entstandene Social-Media Shitstorm führte schließlich dazu, dass die Schuhe aus dem Verkauf genommen wurden.
Wirklich naheliegend ist es wohl nicht, die Zahl „18“ mit den Buchstaben des Alphabets und dann mit „AH“ zu assoziieren, wenn man nicht gerade das gleiche feine Gespür für Symbolik hat wie die sonst eher nicht für ihren Feinsinn bekannte rechte Szene. Welcher Geistesblitz nun auch immer die Designer bei Tchibo dazu bewogen haben mag, diese und keine andere Zahl auf die roten Kinderschuhe zu pinnen, nachdem diese Assoziationskette in Gang gesetzt war, zeigte sich das Unternehmen recht schnell einsichtig, dass man keine Lust auf die Nähe zu diesem Gedankengang hat und zog die entsprechenden Schuhe wieder aus dem Verkauf zurück.
Wenn es also vorab etwas an Sensibilität gemangelt haben mag, wurde doch recht zügig dem Treiben um diese Schuhe ein Ende gesetzt. Immerhin hätte man sich wohl auch auf den Standpunkt zurückziehen können, dass diese Verbindung etwas arg weit hergeholt ist. In den meisten Zusammenhängen wird die Zahl „18“ wohl als unschuldig und unbelastet gelten dürfen, rote Kinderschuhe dürften da dazugehören. Den Verkauf zu stoppen ist natürlich trotzdem richtig, denn kein Unternehmen wird sich freiwillig in die rechte Ecke stellen lassen wegen der Assoziationskette einer Gruppe, die definitiv nicht die Deutungshoheit über die Zahl „18“, noch irgend einer anderen beliebigen Zahl hat. Und insofern ist dieser Vorfall nicht zuletzt auch ein spannendes Anschauungsobjekt für Linguisten.