Eine Tour im Nationalpark Gesäuse. Abwechlungsreich, fordernd und schön.
Eine Wanderung im Gesäuse ist eine Reise in die Vergangenheit. Und eine Reise zu sich selbst. Selten wird die Kraft der Natur so deutlich spürbar. Die Kraft des Wassers der Enns, die den Nationalpark wild durchfließt. Die Kraft der Erosion und der längst wieder verschwundenen Gletscher, die die steilen, charakteristischen Berge des Gesäuses geformt haben. Ein solcher charakteristischer Berg ist der Admonter Reichenstein (2.251 m).
Die Gebirgsgruppe um den Admonter Reichenstein erhebt sich im äußersten Westen des Nationalparks Gesäuse. Von der Mödlinger Hütte erreicht man den Gipfel in gut zweieinhalb Stunden und überwindet dabei 950 Höhenmeter. Die Herausforderung liegt nicht in der Länge der Tour. Für die Herausforderung sorgen Hindernisse aus geformtem Kalk, die den Reichenstein einkleiden.
Was macht den Reiz des Admonter Reichensteins aus?
Der Reichenstein, das ist der zu Fels gewordene Traum eines jeden Hobbybergsteigers. Sein Gesicht zeigt der Berg erstmals, wenn man auf die Mödlinger Hütte zuschreitet. Direkt dahinter reckt er seine steilen Felsflanken gegen den Himmel. Zunächst ist unklar, wo genau da nun ein Weg hinaufführen soll.
Die Tour auf den Admonter Reichenstein erfüllt die wichtigsten Grundbedürfnisse eines jeden ambitionierten Bergwanderers: Freiheit, Erholung und Abenteuer. Für das Abenteuer sorgen Kletterstellen bis in den zweiten Schwierigkeitsgrad. Für die Entschleunigung die einzigartige Bergkulisse des Gesäuses. Die Freiheit macht hier wohl die Kombination aus anspruchsvoller Bergtour, gemächlichen Abschnitten und der Umgebung aus, die so nur im Gesäuse zu finden ist.
Diese Voraussetzungen solltest du für den Reichenstein mitbringen
Eine klassische Wanderung ist die Tour auf den Admonter Reichenstein nicht. Genau das macht den Gipfel für erfahrene Berggeher aber so reizvoll. Auf dem Weg nach oben warten gleich mehrere Stellen, die Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und die Grundkenntnisse einfacher Klettertechnik erfordern.
Du solltest zumindest den zweiten Schwierigkeitsgrad nach UIAA problemlos und ohne Seilsicherung meistern können. An der Schlüsselstelle sind zwar Bohrhaken angebracht und viele gehen die Tour auch mit Seil – wer dem Gipfel wirklich gewachsen ist, schafft es aber ohne Sicherung.
So kommst du auf den Gipfel
Ausgangspunkt der Tour ist der Parkplatz der Mödlinger Hütte, den man mit dem Auto oder dem Rad über eine Mautstraße von Gaishorn aus erreicht. Auf der Mautstraße marschiert man zunächst bis zur Hütte. Alternativ kann man auch von Johnsbach aufsteigen. Die Tour verlängert sich so um zwei Stunden.
Ab dort durchwandert man zuerst durch enge Gassen ein Latschenfeld, dann freies Almgelände bis man auf einen weitläufigen Grasrücken gelangt. Der Weg wird mit zunehmender Höhe immer schroffer und biegt etwa am höchsten Punkt der grasigen Anhöhe stark nach links ab. Auf den Gipfel gelangt man, indem man anfangs die Südseite des Reichensteins quert.
Schon nach dem Grasrücken beginnt das Gelände stark abzufallen. Der Weg führt zunächst oberhalb einer steilen Rinne vorbei, durch die immer wieder loses Geröll in die Tiefe poltert. Jetzt beginnt der spannende Teil der Tour! Immer wieder legen sich abschüssige Platten in den Weg, die in Ier- bis IIer-Kletterei überwunden werden müssen. Die Schlüsselstelle lauert hinter einer Felsnase und bleibt versteckt, bis man über die Kante dieser markanten Felsformation tritt.
Und dann liegt sie vor dir. Die Herzmann-Kupfer-Platte (UIAA II). Die Schlüsselstelle hinauf auf den Reichenstein. Obwohl sie blank geschliffen ist durch die Kräfte der Natur, bietet sie viele schöne Tritte und Griffe, die den Quergang zum absoluten Highlight der Tour machen. Ein Fehltritt wäre hier trotzdem fatal. Zur Linken fällt das Gelände mehrere Hundert Meter weit ab. Achtsam klettert man zuerst gerade aus weiter – der Routenverlauf ist gut ersichtlich mit roter Farbe markiert. Kurz vor dem Ende der Platte muss man einige Meter abklettern, bis man wieder geraden Boden unter den Füßen hat.
Nach der großen Platte erreicht man über ein Band die Südschlucht in der man anhaltend steil in leichter Kletterei aufsteigt. Obwohl die Herzmann-Kupfer-Platte als eigentliche Schlüsselstelle gilt, gestaltet sich besonders eine Stelle im weiteren Aufstieg als deutlich schwieriger. Das Gelände in der Südschlucht ist um einiges steiler und zusätzlich liegt viel loses Geröll in der Wand.
Tritt man aus der Südschlucht, umrundet man die steile Südwand des Reichensteins links und gelangt über eine flacher werdende Flanke auf den Gipfel. Wundert euch nicht, wenn ihr das Gipfelkreuz nicht sehen könnt. Es liegt momentan am Boden.
Das erwartet dich am Gipfel
So spektakulär wie der Aufstieg ist auch die Aussicht, wenn man endlich am Gipfel steht. Die umliegenden Berge ragen wie Pyramiden aus den schattigen Tälern hervor. Am auffälligsten wirken wohl die steilen Nordwände der Hochtorgruppe, an deren Fuße die Enns das Gesäuse teilt. Dem Verlauf des Flusses kann man mit dem Blick bis nach Schladming folgen. Über dem Ennstal liegt häufig eine dünne Nebelschicht, aus der sich etwa der Grimming abhebt. Dahinter blitzt der Gletscher des Dachsteins hervor. Besonders beeindruckend wirken die umliegenden Berge, wenn in den Nordwänden noch Schnee liegt und die Sonne ihre Südseiten zum Strahlen bringt.
Der Berg gehört dir erst, wenn du wieder unten bist. Das gilt insbesondere für den Reichenstein. Die Kletterstellen in der Südschlucht verlangen speziell im Abstieg deine gebündelte Aufmerksamkeit. Dafür fällt die Herzmann-Kupfer-Platte am Rückweg leichter, da man dann bergauf klettern kann.
Tourdaten
- Höhenmeter: 950
- Dauer Aufstieg: 2,5 Stunden
- Dauer Abstieg: 1,5 Stunden
- Schwierigkeit: II UIAA