Was ist schon dagegen zu sagen, wenn einem Hotel der höchsten Traditionskategorie der rote Teppich ausgerollt wird? Die Berliner Renommier-Absteige Adlon steht das schon durch, auch wenn in seiner Geschichte kein Stein auf dem anderen geblieben ist : während des II. Weltkriegs brannte das Hotel aus, den noch intakten Seitenflügel ließen die DDR-Bonzen dann 1984 abreißen. 1997 wurde der rekonstruierte Hotelbau eröffnet.
Auch im ZDF-Dreiteiler "Das Adlon" bleibt kein Stein auf dem anderen. Wir hätten gewarnt sein können, hatte doch die Drehbuchautorin Rodica Döhnert trutzig festgestellt: „Wenn mich Fakten interessieren würden, wäre ich Journalistin geworden? Ich bin Geschichtenerzählerin.“ Und so verplappert sie auch den zweiten Teil ihrer Seifenoper , in der sich das Schicksal der fiktiven Familie Schadt wieder vor das der Familie Adlon schiebt. Natürlich bedarf es einer Rahmenhandlung, um die zahlreichen mehr oder weniger bekannten Episoden und Anekdoten, die sich um das Luxushotel ranken, zu bündeln und zu verdichten. Nur haben die Verfasserin des Drehbuchs und der Regisseur Uli Edel den uns vor allem interessierenden Haupt-Erzählstrang vernachlässigt. So füttern die Filmmacher das Halbwissen mit Halbwahrheiten auf dem Niveau der bunten Klatschmagazine.
Bereits im Anschluss an den ersten Teil (Sonntagabend) zeigte das ZDF "Hotel Adlon - die Dokumentation" . Gero von Böhm bewies , dass das geradlinige Erzählen von Fakten aus der Geschichte des Berliner Adlon, von der Kaiserzeit über den Naziterror und die DDR-Diktatur bis zur glanzvollen Wiedereröffnung nach der Wende auch ohne kitschromanhafte Ausschmückung sehr spannend ist . Gewappnet mit den in der Doku sorgfältig illustrierten Tatsachen werden wir nun auch den dritten Teil der Familiensaga heute Abend nachsichtig lächelnd und mit geschärften Augen für märchenhafte Abschweifungen überstehen.