Adios E-Plus?


Die bevorstehende “Fusion” von Telefonica o2 und E-Plus bewegt die Gemüter. Insbesondere Handy-Nutzer mit einem emotionalem Verhältnis zu “ihrem” Anbieter sind tief betroffen. Carlos Slim “die Hoffnung” kauft KPN jetzt doch nicht. Wie geht es weiter?

E-Plus-Logo

Logo aus den Anfangstagen von E-Plus

Hier die o2-Jünger, die z.T. seit VIAG Interkom Ihrem Anbieter die Treue gehalten haben. Er war vielleicht ihr erster Anbieter, sie fieberten nach dem Häuschen, optimierten ihre bundesweite Homezone und hoffen nun inständig, daß der Zukauf von E-Plus die Netzqualität in Sachen Kapazität und Flächenversorgung verbessern möge, ansonsten soll sich aber möglichst nichts ändern, vor allen Dingen preislich nicht.

Da die treuen E-Plus-Fans, die sich immer dann bestätigt sahen, wenn E-Plus der Branche wieder einmal mit neuen Marken und Tarifen und Tiefstpreisen das Fürchten lehrte. Sie zittern, denn sie glauben genau zu wissen, was diese “Fusion” bedeuten wird:

E-Plus wird (früher oder später) “assimiliert”. “Startrek” / Raumschiff Enterprise läßt grüßen. Die Sendestandorte von E-Plus werden “ausgewertet” die “Guten” ins o2-Netz, die schlechten stillgelegt oder vielleicht an andere Anbieter verkauft, wenn sie nicht schon vor Ort sind.

Die Sendetechnik von E-Plus kann vielleicht ins o2-Netz integriert werden, vielleicht aber auch nicht. Denn o2 setzt seit einiger Zeit auf Huawei und E-Plus verstärkt auf zTE, diese beiden chinesischen Hersteller sind sich aber – so Branchenkenner – gegenseitig nicht sonderlich “sympathisch”. ZTE hat Verträge über den E-Plus-Netzbetrieb, Huawei kümmert sich um das o2 Netz, das wird lange Nächte für Manager und deren Hausjuristen geben.

Der Idealfall wäre ein voller Parallelbetrieb von E-Plus und o2 mit gegenseitigem Roaming. So etwas scheint es in England nach der Fusion von T-Mobile.uk und Orange.uk gegeben zu haben. Seitdem bietet die neu gebildete “Everything Everywhere” (EE) offenbar eine für unsere Verhältnisse “traumhafte” Netzversorgung an.

Doch den hierzulande von den Fans heiß ersehnten Parallelbetrieb von E-Plus und o2 wird es schon aufgrund der Vorgaben der Bundesnetzagentur nicht geben (können) und die verbleibenden Mitbewerber werden dazu noch genau aufpassen, daß die neue o2-plus-e-plus nicht zuviele Frequenzvorteile bekommt.

Dann muß das Euro- und/oder Bundeskartellamt den Fall “von beträchtlicher Marktmacht” untersuchen. Sie werden dazu sicher Auflagen machen. Vielleicht muß E-Plus oder o2 einen oder mehrere Discounter-Marken samt Kunden vorher “verkaufen”, wie kürzlich Yesss in Österreich, bevor Hutchison “Drei” die Orange.at kaufen durfte. Seitdem berichten betroffene Kunden aus Österreich über wenig Begeisterndes.

Die Manager bei Telekom resp. Congstar oder Vodafone resp. otelo werden etwaige Auflagen der Kartellbehörde zur “Aufnahme” eines “Konkurrenzdiscounters” nicht ablehnen, falls es ihnen gemacht wird, aber auch Service-Provider wie Freenet/Mobilcom-Debitel oder vielleicht die Drillisch Gruppe rechnen sich im Stillen Kämmerlein neue Chancen und Möglichkeiten durch diese “Fusion” aus.

Sollen wir nun unsere Handys Karten heulend in die Ecke werfen, gar aus Frust alle Verträge wegen fehlendem Vertrauen in die neuen Anbieter kündigen?

Nein, dazu besteht kein Anlass. Aber eine kritische Durchsicht aller bestehenden Verträge, ob sie noch gebraucht werden und ob sie noch “richtig” sind, ist schon angebracht. In jedem Netz wenigstens eine Karte und sei es Prepaid, dann können wir dem was da kommt, gelassen entgegen sehen.

Die Mitarbeiter bei E-Plus in Kundenbetreuung (Hotline) , Verwaltung, die Netztechniker und Planer und die MItarbeiter in den E-Plus Shops dürften zittern. Ihre Tage bei E-Plus könnten gezählt sein.

Offiziell wird vieles dementiert. Da klingt das so, also ob E-Plus als Anbieter weiter leben und den Markt “bewegen” möchte, aber halt kein “eigenes Netz” mehr hat. Das mag anfangs sogar so sein. Aber auf die Dauer macht diese “Fusion” nur richtig Sinn, wenn man mit den bisherigen “eigenen” o2-Leuten und den gleichen Betriebskosten wie gehabt quasi mehr als doppelt so viele Kunden “versorgen” könnte. Das freut den Kostenrechner. Und mit rechnerisch 43 Millionen Karten wäre man Marktführer.

Da fragen sich nicht nur die Insider, was passieren wird. Werden bisherige E-Plus Kunden einfach weiter Kunde von o2 unter neuem Namen (?) bleiben, weil sie es gar nicht interessiert oder weil sie auch gar nicht verstehen, was da hinter den Kulissen passiert?

Was ist, wenn im Zuge der Netz-Konsolidierung, d.h. der Umschaltung und Abschaltung von Sendestationen, das gewohnte Netz nicht mehr wie früher zur Verfügung steht oder immer wieder gestört ist? Was wird an den Hotlines während der Zusammenlegung passieren? Wird die Kunden das stören, setzen sie sich dadurch in Bewegung?

Wieviele Kunden sind zugleich Kunden von E-Plus und o2? Werden sie beide Karten (Prepaid oder Postpaid) am Leben erhalten oder eine davon still legen (oder gleich kündigen)?

Wird der Leidensdruck so hoch sein, dass die enttäuschten Kunden gleich zu den “D-Netzen” wechseln werden, in der Hoffnung dort für wenig mehr oder sogar das gleiche Geld bessere Netzqualität und/oder besseren Service zu bekommen?

Carlos Slim wurde als Messias gewesen, der die E-Plus Jünger erlösen sollte. Massiver Netzausbau aber weiter Discount-Tarife, die der Konkurrenz das Fürchten lehren und den Kunden zeigen “es geht auch für weniger Geld”. Tolles Gefühl. Wird aber nix.

Dabei hat es so schön ausgesehen. Slim hat schon 28% der Telekom Austria und rund 30% der holländischen KPN erworben, sein Ziel, die gesamte KPN zu kaufen. Das hat ihm die “KPN Stiftung” vermasselt, denen war das Angebot zu “feindlich” oder nicht gut genug oder sie haben (verständliche) Bedenken, dass Carlos Slim mit radikalem Kostenmanagement das traditionsreiche Unternehmen, das auf die ehemalige Königliche Postbehörde der Niederlande zurück geht, durcheinander wirbeln würde, was Arbeitsplätze kosten dürfte.

Warum Carlos Slim ausgerechnet KPN kaufen wollte? Wahrscheinlich wegen E-Plus. Doch er konnte nicht rechtzeitig genügend KPN Aktien zusammen bekommen, also fand er im KPN Vorstand keine Mehrheit und somit mußte er zähneknirschend zustimmen, daß E-Plus an den Rivalen verkauft wurde, nicht ohne vorher den Kaufpreis noch etwas hoch zu treiben.

Slim ist Chef und Inhaber von America Moviles, einem der größten Telefonanbieter in Südamerika und sein stärkster Konkurrent ist die spanische Telefoncia, die dort unten ebenfalls sehr aktiv ist.

Dadurch macht das Engagement von Carlos Slim in Europa schon Sinn. Er kann seinen Rivalen “ärgern”, indem er ihn auch in Europa angreift. E-Plus Fans hatten sich erhofft, Slim würde E-Plus aufkaufen, die Fusion abblasen und o2 weiter tariflich das Fürchten lehren und natürlich das Netz perfekt ausbauen, zum Discountpreis bitteschön. Siehe oben.

Nun also wirds aus dem Kauf der KPN erst mal nix. Berichte sprechen davon, daß Slim stattdessen in Lateinamerika mit AT&T einem der größten (und ältesten) Telefongesellschaften der Welt der amerikanischen AT&T kooperieren wollte.

Von AT&T erzählen die Marktkenner, daß sie vielleicht Interesse am Kauf von Vodafone (weltweit) haben könnten, nachdem Vodafone seine Verizon Anteile kürzlich verkauft hat, könnte AT&T das Unternehmen problemlos kaufen.
Mit AT&T wäre Carlos Slim dann vielleicht auch bei Vodafone mit dabei und Telefonica hätte schon wieder Konkurrenz? Da die Mobilkom Austria (Mobiltochter seiner Tochter Telekom Austria) schon länger mit Vodafone befreundet ist, würde das sogar richtig Sinn machen. Sei es wie es sei, von Carlos Slim werden wir sicher noch hören.

In Deutschland müssen wir uns langsam mit dem Gedanken anfreunden, was eine “fusionierte” “o2-plus-e-plus” an Impulsen für den Markt bringen könnte. Vielleicht sogar einiges. Die Vodafone Deutschland werden sich nach dem Deal auf Platz 3 wieder finden. Das wird die Ehre der Vodafone-Manager ankratzen und sie werden sicher alles dran setzen, von diesem dritten Platz herunter zu kommen. Aber die Deutsche Telekom wird genauso darauf achten, vom zweiten Platz nicht abzurutschen und so werden beide den neuen Rivalen o2-plus-e-plus angreifen und versuchen, ihm möglichst viele Kunden abzujagen.

Wenn dann die Marktverhältnisse eines Tages in etwa “gleich” sind, könnte dieser Elan zum Erliegen kommen und dann könnte es einiges Tages auf nur noch zwei Anbieter hinauslaufen. Eines Tages. Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Drei gleiche Anbieter bedeuten, dreimal die gleichen Angebote zu in etwa gleichen Preisen. Nach welchen Kriterien werden die kunden dann “ihren” Anbieter wählen? Ob es die “Marke E-Plus” dann noch gibt?

Schlagwörter: America Moviles, assimilieren, AT&T, Carlos Slim, E-Plus, Fusion, Telefonica, Telefonica o2, Telekom, Vodafone


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