Adieu Niedlichkeit: Frauen und Bewerbungsfotos

Von Frauenblog @frauenblog

Es ist eine typische Bewerbungsgeschichte: Anna, Katrin und Jan, drei Akademiker Anfang 30, bewerben sich um einen verantwortungsvollen Posten in einem großen Unternehmen. Anna und Jan bringen identische Voraus-setzungen mit, ihre Qualifikationsprofile entsprechen exakt den Ansprüchen. Katrin erfüllt ebenfalls fast alle Anforderungen, sie hat aber weniger Führungserfahrung. Zum Vorstellungsgespräch werden Jan und Katrin eingeladen. Jan bekommt den Job. Annas Unterlagen werden mit einer freundlichen Absage zurückgeschickt. Sie kann es nicht begreifen – es passt doch alles so wunderbar!

Dieses fiktive Szenario ist kein Klischee, sondern spielt sich regelmäßig in den Personalabteilungen ab. Dass Frauen allgemein im Bewerbungsprozess häufig schlechter abschneiden als die männliche Konkurrenz, ist eine Tatsache. Und dass für Führungspositionen bei gleicher Qualifikation Männer bevorzugt werden, ist ebenfalls Fakt. Bleibt beim konkreten Beispiel die Frage: Was hat Anna falsch gemacht? Warum erhält sie trotz ihrer Führungserfahrung noch nicht einmal die Chance, sich persönlich vorzustellen, während Konkurrentin Katrin eingeladen wird, obwohl sie diese spezielle Anforderung nicht erfüllt?

Rollenklischees auf dem Bewerbungsfoto

Ein Blick in Annas und Katrins Bewerbungsunterlagen beantwortet mir – und Ihnen! – die Frage. Beide haben Bewerbungsfotos in guter Qualität angefügt. Doch die laut Lebenslauf toughe und fähige Anna wirkt auf dem Foto auffallend mädchenhaft. Blond, süß und zweifellos nett anzuschauen – aber eben alles andere als kompetent. Die ebenfalls hübsche, weniger erfahrene Katrin blickt vergleichsweise neutral, aber offen in die Kamera. Sie wirkt präsent, fokussiert und sympathisch, obwohl sie nur kaum wahrnehmbar lächelt.

Ganz klar: Anna ist in die Niedlichkeitsfalle getappt – ebenso wie der Personalverantwortliche. Auch wenn Personaler geschult sind und Bewerbungen effektiv nach fachlichen Fähigkeiten scannen, werden manche Entscheidungen instinktiv aus dem Bauch heraus gefällt. Hier geht es dann nicht mehr um die Frau an sich, die als geeignete Bewerberin grundsätzlich eine reelle Chance hätte, sondern um das Frauenbild, das Rollenklischee, das ihr Bewerbungsfoto bedient.

Weibliche Körpersprache und Mimik durchbrechen

Unbewusst erfüllen Frauen unterschiedlichen Alters beim Fotografen sehr oft geschlechtsspezifische Rollenklischees. Sie wollen als Frau und nicht als kompetente Person wahrgenommen werden. Charmant, attraktiv und nett können Sie sehr gerne überall auf privaten Fotos wirken, aber bitte nicht auf einem Bewerbungsfoto! Ein betont weibliches Posieren vor der Kamera ist bei Bewerbungsfotos absolut kontraproduktiv. Niemand muss sich verstellen oder bewusst verkniffen dreinschauen, um nur ja nicht anmutig zu wirken – das wäre der falsche Weg. Als Frau können Sie meiner Erfahrung nach auch ohne finsteren Blick sehr gut steuern, wie Sie wahrgenommen werden. Es braucht nur ein wenig Mut, sich selbstbewusst und emanzipiert zu zeigen.

Typische Abläufe von Frauen-Shootings

Die meisten Bewerbungsfoto-Shootings für Frauen folgen einem bestimmten Muster. Kaum fühlt die Frau sich von der Kamera „beobachtet“, wandelt sich die Körperhaltung in Richtung klein und unscheinbar. Die Gesichtszüge verändern sich simultan, indem mit charmantem Lächeln die Augen zu Kulleraugen aufgerissen werden. Da sich der Kopf dabei leicht nach unten neigt, wird schüchtern von unten nach oben in die die Kamera geschaut – wie einst die englische Prinzessin Diana alias Lady Di. So kann durchaus ein recht hübsches, sympathisches Foto entstehen, aber keines, das in irgendeiner Weise die für eine erfolgreiche Bewerbung wichtigste Eigenschaft ausstrahlt – Kompetenz.

Gutes Beispiel

Markantes Profil zeigen statt schüchtern lächeln!

Zu diesem Schluss gelangt auch Diplom-Soziologin Anke von Rennekampff. Ihre Studie zum Thema „Bewerbungsfotos“ (Quelle: http://d-nb.info/974031933/34) belegt, dass markante, männliche Merkmale die Chancen von Bewerberinnen signifikant erhöhen. Das Unterbewusstsein hat anscheinend auch bei den routiniertesten Personalern ein Mitspracherecht, da sie sich unterschwellig von äußeren Merkmalen beeinflussen lassen.

Nun sind weiche, feminine Gesichtszüge weder markant noch männlich – wie also können Frauen ihre „männliche Seite“ betonen? Gelingen kann es nur mit der bewussten Entscheidung, sich als Frau beim Shooting zurückzunehmen – auch was Styling, Bekleidung und Farbwahl betrifft. Dann ist es letztlich eine Frage der Ausstrahlung – und des bewussten Verzichts auf Selbstunterschätzung und weibliche Bescheidenheit vor der Kamera. Die für den Beruf relevanten fachlichen Fähigkeiten müssen durch ein stimmiges, sympathisches Foto unterstrichen werden. Statt mit einem Übermaß an belanglos lächelnder Freundlichkeit sollten sich Frauen selbstbewusst und mit positiver Ausstrahlung in Szene setzen.

Schlechtes Beispiel

Auf den Punkt gebracht

Was Sie als Frau auf dem Bewerbungsfoto beachten sollten:

  • Blicken Sie auf Augenhöhe mit dem Betrachter direkt in die Kamera – also nicht von unten nach oben.
  • Zeigen Sie wenig Zähne, sondern lächeln Sie lieber mit den Augen. Ein zu strahlendes Lächeln lenkt von Ihrer Kompetenz ab.
  • Wählen Sie die Kleidung passend zum angestrebten Job. Die schlichte und förmlichere Variante ist grundsätzlich angemessener als zu legerer Freizeitlook, schrille Farben oder ein tiefes Dekolleté.
  • Wenn Sie ein hellblonder, sehr jung und mädchenhaft wirkender Typ sind, können Schwarz-Weiß-Fotos ein wirksames Ablenkungsmanöver sein.

Denken Sie immer daran, dass Sie eingestellt werden möchten, weil sie fachlich die richtige Kandidatin für diesen Job sind! Nettigkeit und Attraktivität sollten bei der Entscheidung des Personalers keine Rolle spielen – falls doch, könnte es sein, dass Sie es später im Unternehmen eher schwer haben, sich wirkungsvoll durchzusetzen.

Wie solche Bewerbungsfotos aussehen können Sie auf meiner Seite unter http://www.das-fotostudio-duesseldorf.de/bewerbungsfotos/ sehen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Bewerbung mit kompetenten Bewerbungsfotos.
Herzliche Grüsse
Alexander Vejnovic
Fotograf

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