Adieu, Herr Malermeister!

Von Claytec @claytec

„Unser Mann in Wittenberg“ hat Spachtel und Pinsel aus der Hand gelegt. In seiner mitteldeutschen  Wahlheimat, der Lutherstadt Wittenberg, verstarb Ende letzten Jahres der Malermeister und Restaurator Hans-Jürgen Ronicke.

In seinem Element: Auf der Messe Denkmal in Leipzig 2006 erklärt Hans-Jürgen Ronicke interessierten jungen Messebesuchern die Schablonentechnik.


Mit Herzblut, Kreativität und großem persönlichem Einsatz vertrat Hans-Jürgen Ronicke viele Jahre lang die Belange von Lehmbau und Denkmalpflege. Dazu engagierte sich der umtriebige Unruheständler für die Weitergabe von überliefertem Handwerkswissen an nachfolgende Generationen. Für Claytec entwickelte Ronicke, der sich im Alter von 72 Jahren noch zum Restaurator im Handwerk weitergebildet hatte, einige echte Dauerbrenner: Seine Lehmputz-Schablonen mit afrikanisch und japanisch inspirierten Motiven sind Klassiker im Claytec-Sortiment.

Als Ronicke in den frühen 1990er-Jahren zu einer dreiwöchigen Reise in den damals durchaus noch ‚wilden‘ Osten Deutschlands aufbrach, ahnte er nicht, dass sich sein Aufenthalt um viele Jahre verlängern würde. Auf Bitte der Handwerkskammer sollte er damals helfen, den Aufbau des Prüfungswesens für Auszubildende in den neuen Bundesländern zu organisieren. Die Arbeit mit dem Handwerker-Nachwuchs bereitete Ronicke so viel Freude, dass er kurzerhand in Wittenberg blieb. Im 70 Kilometer entfernten Leipzig kam es später auf der Denkmal-Messe zum Erstkontakt zwischen dem gebürtigen Ostwestfalen Ronicke und dem Lehmbau-Unternehmen vom Niederrhein. Von da an war Hans-Jürgen Ronicke mit seiner unkonventionellen Art, seiner großen Kreativität, seinem unermüdlichen Einsatz für den Erhalt von Baukultur und seinem über Jahrzehnte angehäuften Fachwissen für Claytec ein wertvoller Mittler zwischen Tradition und Innovation.

Claytec-Klassiker: Schablonentechnik nach Hans-Jürgen Ronickes Entwürfen

Ich selber lernte Hans Jürgen Ronicke in zahlreichen Telefonaten als fachlich versierten, lebenserfahrenen und humorvollen Gesprächspartner schätzen. Anlass zur Kontaktaufnahme war meist eine Nachfrage zur Nutzung von Bildmaterial aus dem Claytec-Fundus für einen seiner zahlreichen Artikel in den einschlägigen Fachzeitschriften. Die sich daraus entwickelnden Unterhaltungen uferten nicht selten aus. Dann gab es Anekdoten und Bonmots aus Malermeister Ronickes reich gefüllter Erfahrungsschatztruhe aber auch pointierte Schilderungen seiner Erlebnisse mit den unterschiedlichen Mentalitäten der Menschen, denen er durch seine Arbeit begegnete. Wir hier bei Claytec werden diese Gespräche vermissen.