Pixxi ist mal wieder zu spät… Da ich es unangenehm finde, Däumchen drehend allein in einer Bar zu sitzen und zu warten, spiele ich mit meinen Vollzeitassistenten, meinem i-Phone (Mat) und i-Pad (Trix). Als moderne Multitask-Frau tätige ich zudem gleichzeitig Fitness: Es ist nämlich eine Kunst, auf diesem halsbrecherischen, lederbezogenen Barhocker die Balance zu halten. Aber ich merke zufrieden, dass ich es unterdessen – dank zirkusartistischer Fähigkeit und jahrelanger Übung – recht gut im Griff habe. Ich sitze zentriert in der Mitte des Hockers, ein Glas Wein in der Hand, die Bauch- und Gesäßmuskeln angespannt, die Schuhe nur angelehnt auf der Fußstütze des Hockers:
Bereit für einen Notsprung, falls ich abrutschen würde. „Pixxi, Hi!“ rufe ich erfreut, als ich endlich meine Freundin erblicke und registriere sofort, wie sie aus allen Poren strahlt. Ihre Augen leuchten, ihre Haare glänzen und ihre Wangen sind gerötet. Sie ist also tatsächlich schwanger, denke ich schon fast schuldbewusst, bis anhin konnte ich es nämlich kaum glauben. Meine Pixxi? Dieselbe Person, die meine Söhne meist komplett ignoriert, weil sie eifersüchtig auf die beiden ist und die kaum mit Kindern spricht, weil sie diese unheimlich findet? Laut sage ich: „Wow, du glühst wie ein Glühwürmchen! Erstaunlich, was eine Schwangerschaft ausmacht!“ „Wieso, was hab ich denn zuvor ausgestrahlt? Diffuses Licht wie eine Glühbirne im Endstadium? Bleich im Gesicht und nur alle vierzehn Minuten schwach aufflackernd?“ fragt Pixxi schmunzelnd, sie ist nicht so leicht zu beleidigen.
„Nein, du weißt doch, wie ich es meine. Du hast diese ganz besondere Aura, die Frauen geschenkt bekommen, wenn sie in Erwartung sind.“
„Du meinst, weil sie „in Erwartung“ des ultimativen Glücks sind?“
„Genau. Alle sollen es sehen, es steht dir quasi ein Warnschild auf der Stirn: Achtung, Achtung, diese Frau ist schwanger! Passt auf! Nicht anrempeln, keine schweren Lasten tragen lassen, Alkoholausschank verboten, Flirten politisch inkorrekt, auf keinen Fall irgendwelche Kritik anbringen, sonst heult sie gleich los und haltet gefälligst den Platz frei in der Straßenbahn! Kurzum: alle umgehend Samthandschuhe anziehen!“
„Oh Gott, wie schrecklich.“
„Aber so ist es nun mal. Na ja, abgesehen vom eigenen Ehegatten…, meiner hat mir damals keinerlei Sonderstellung zugesprochen.“ Pixxi grinst und bestellt ein Mineralwasser. Ich beobachte sie dabei und versuche mich daran zu erinnern, ob ich sie jemals mit einem Glas Mineralwasser gesehen habe. Mitfühlend schaue ich sie an. „Tut mir leid, aber ich hatte Lust auf einen Schluck Wein, macht es dir was aus?“
„Hey, wir sind in einer Bar! Zieh deine Samthandschuhe aus!“
Ich rolle mit den Augen, bin aber erleichtert. Ja, sie ist noch ganz die Alte. „Jetzt schieß los!“ sage ich aufgeregt, denn ich platze vor Neugier: „Wer ist der Glückliche? Ich wusste ja nicht mal, dass du einen neuen Freund hast!“ (Hier sollte ich anmerken, dass Pixxi Sammlerin ist: Sie sammelt „Erfahrungen“ mit Vertretern des männlichen Geschlechts und katalogisiert diese in: „zu wiederholen“, „zu recyclen“ oder „zu entsorgen“.)
„Ich auch nicht. Er auch nicht. Aber er ist nun mal der Vater und nächste Woche werde ich ihm das beibringen müssen.“ Krampfhaft versuche ich, nicht besorgt zu gucken. „Ich drück dir die Daumen! Aber erzähl schon, wo hast du ihn kennengelernt? Und wie heißt er denn überhaupt?“ „Sebastian. Aber der Name gefällt mir nicht, ich hab ihn heimlich auf Sven umgetauft, das hört sich cooler an. Und nordländischer, du weißt ja, dass ich auf Skandinavier stehe.“
„Ist er das denn?“
„Nein.“
„Und wie stellst du dir das vor? Ich meine, was wirst du unternehmen, wenn er … wenn er auf einmal wegrennt?“
„Ach das ist kein Problem. Ich werde ihm das Ultrasound-Foto zeigen. Unser Kind sieht im Moment noch aus wie ein Molch, er wird sich sofort verlieben. Und außerdem werde ich ein Lasso mitbringen…“
Willst du wissen, wie es weitergeht? Fortsetzung folgt….
aus “Frauengeplapper” – by schreiberling.co.uk