Achtsamkeit und ein nachhaltiges Leben

Von Dani W.

wow wow, was für ein ereignisreiches Wochenende auf der Spielwarenmesse in Nürnberg, von der ich euch sicherlich noch separat berichten werde. Ich vermisse ja meine Lieben immer sehr, wenn ich über Nacht weg bin aber mein Mann macht das toll und die 2 Männer haben dann auch mächtig Spaß.

Heute habe ich eine ganz faszinierende Frau zu Gast. Maria von Widerstand ist zweckmässig hat mich mit ihrem Blog sofort in ihren Bann gezogen und ich musste Sie sofort anschreiben. Gefunden hat Sie mich bei Facebook und Sie schrieb mich an. Ich sagte sofort ja und freute mich auf das Interview. Ich will hier auch gar nicht viel vorweg nehmen und euch nun viel Spass mit Maria wünschen.

Liebe Maria, stell doch dich und deinen Blog kurz vor.

Ich schreibe auf meinem Blog „widerstandistzweckmaessig" über Müllreduktion, Plastikvermeidung sowie nachhaltiges Leben und gebe Tipps, wie man das im Alltag umsetzen kann. Unter anderem gelingt es mir mit einfachen DIY-Projekten, von denen es mittlerweile einige Anleitungen gibt. Daneben beschäftige ich mich mit Konsumkritik, Postwachstumsökonomie, Minimalismus, gesunder Ernährung und Achtsamkeit.

Widerstand ist zweckmäßig lautet dein Blogname. Das hat ursprünglich was mit Star Trek zu tun, richtig?

„Ich will mich nicht mehr anpassen, ich will nicht mehr alles hinnehmen, ich will endlich so leben, wie es meinen Werten entspricht und wie ich es für richtig halte." Wie kam es dazu, dass du dein Leben so völlig ändern wolltest und wie fühlt es sich nun an?

Du bist Mama von 2 Kindern. Was sagen die denn zu deinem Lebenswandel?

Achtsamkeit, also den Dingen im Leben mehr Aufmerksamkeit schenken, ist dir eine besonderes Anliegen. Du hast sogar ein Jahresprojekt daraus gemacht. Das klingt total spannend. Erzähl mir etwas mehr davon.

Wir leben in einer Zeit, wo sehr viel von außen auf uns einstürmt. Nicht nur der Beruf ist meist sehr stressig, es ist auch schwierig das Familienleben, den Haushalt und die Freizeitangebote unter einen Hut zu bringen. Das führt manchmal dazu, dass mancher fast ein wenig den Kontakt zu sich selbst und den eigenen Bedürfnissen verliert. Mit Hilfe von Achtsamkeitsübungen kann es gelingen, dass man stärker mit sich selbst in Kontakt kommt. Achtsamkeit strebt nichts an, sie sieht einfach was bereits da ist. Dass mir das Thema so wichtig ist, hängt auch mit meiner unmittelbaren Vergangenheit zusammen. Um selbst auch wirklich am Ball zu bleiben habe ich das Thema zum Jahresprojekt erklärt und eine Linkparty gestartet.

Du versuchst im Alltag komplett auf Plastik und Aluminium zu verzichten. Wenn ich mir unseren Plastikmüll anschaue dann wird mir regelmäßig sehr mulmig und ich versuche wirklich es zu reduzieren. Es gibt tolle Alternativen aber in Deutschland hinken wir da noch sehr hinterher. Hast Du Tipps für mich, wie ich noch mehr auf Plastik verzichten kann?

Ich unterscheide zwischen „Gebrauchsplastik" und „Wegwerfplastik". Darunter verstehe ich einerseits z.B. Haushaltshilfen aus Plastik, die immer wieder verwendet werden und andererseits Verpackungsmaterial, das nur für den einmaligen Gebrauch bestimmt ist.

Persönlich versuche ich beides zu vermeiden, ich habe meinen Haushalt vor ca. 2,5 Jahren nach der Lektüre von „Kein Heim für Plastik" weitgehend „entplastisiert". Alternativen sind u.a. Glas, Edelstahl und Keramik. Man kann in Glas sogar einfrieren. Meine Jausendose ist aus Edelstahl und ich habe ein Trinkflasche aus Glas und eine aus Edelstahl. Beim Einkaufen nehme ich selbstverständlich eine Einkaufstasche mit, aber auch Edelstahldosen, Flaschen und Gläser um möglichst viel in selbst mit gebrachte Gefäße abpacken zu können. Einen kleinen Einblick in meine Einkaufsausrüstung erhält man in meinem Beitrag „Müll reduzieren beim Einkauf".

Der wichtigste Schritt zur Vermeidung von Plastikverpackungen ist nicht mehr in Supermarkt sondern am Wochenmarkt einzukaufen. Das fördert nicht nur die Landwirte der Umgebung (=regional) sondern zieht nach sich, dass nur noch saisonal gekauft wird. Neben der Vermeidung von Verpackungsmaterial hat man als weiteren Vorteil, dass man genau die Menge kaufen kann, die man braucht („bitte 2 Karotten") und man dadurch auch aktiv etwas gegen Lebensmittelverschwendung tut, was auch ein Thema ist, das mir sehr am Herzen liegt.

Du hast auf deinem Blog ein Buch vorgestellt, indem es um zuckerfreie Ernährung geht. Verzichtest Du inzwischen komplett auf Zucker und welche Alternative hast Du dafür gefunden, die nicht auf anderen Kontinenten wächst?

Nein, ich verzichte nicht gänzlich auf Zucker aber liege weit unter der von der WHO empfohlenen Höchstmenge von 25 gr Zucker pro Tag. In meinem Haushalt befindet sich auch Haushaltszucker, ich lebe ja nicht alleine. Selbst versuche ich jedoch hauptsächlich mit Obst zu süßen. Auf meinem Blog ist z.B. ein Kuchenrezept ganz ohne Zucker zu finden, das durch die Zugabe von Bananen gesüßt wird. Auch Trockenfrüchte geben viel Süße, man kann z.B. den Griesbrei mit ein paar Rosinen süßen oder eine zerdrückte Banane dazu geben, was sehr lecker schmeckt. Wenn man sich vom Zucker entwöhnt hat, dann werden schon kleine Mengen an Zucker als süß wahrgenommen. Als kleine Nascherei zwischendurch liebe ich z.B. getrocknete Apfelspalten. Zuckeraustauschstoffe, Stevia und andere Zuckeralternativen wie Ahornsirup etc. verwende ich gar nicht. Zucker ist für mich zu einem Gewürz geworden, d.h. ich verwende es ähnlich sparsam wie Salz, Muskatnuss oder Oregano.

Du hast über die freie Menstruation geschrieben. Es geht darum keinerlei Hygieneartikel zu verwenden und sich ganz auf den Körper und seine Signale zu verlassen. Ich hatte nie zuvor davon gehört finde es aber sehr interessant da es doch ähnlich mit der windelfreien Erziehung bei Babys ist. Kannst Du es vollends empfehlen?

Im letzten Jahr habe ich mich sehr intensiv mit Alternativen bei der Monatshygiene auseinander gesetzt, da ich mit den Tampons nicht mehr zurecht kam und auch meinen Müll weiter reduzieren wollte. Unter anderem habe ich Stoffbinden getestet und damit auch gleichzeitig die freie Menstruation ausprobiert, was sofort super funktioniert hat. Wie das mit der freien Menstruation funktioniert, kann man in meinem Beitrag „Müll reduzieren während den Tagen" lesen. Ich bin drauf gekommen, dass ich das sogar bereits seit längerer Zeit ohne es so benannt zu haben, praktiziert habe. Während den Tagen verwende ich daher selbst genähte Faltbinden und praktiziere gleichzeitig die freie Menstruation. Die Faltbinden sind vor allem als „Backup" gedacht, da man ja nicht ständig ein WC verfügbar hat oder in manchen Situationen wie z.B. während eines Telefonats nicht einfach davonlaufen kann. Für mich ist das der perfekte Weg. Durch die freie Menstruation benötige ich durchschnittlich lediglich 2-3 Stoffbinden pro Tag obwohl meine Regel wirklich sehr stark ist.

Du hast keinen Geschirrspüler mehr, da dieser kaputt gegangen ist. Inzwischen habt ihr euch bewusst gegen einen neuen entschieden, da ihr nachgewiesen weniger Strom verbraucht. Fehlt er Dir wirklich nie? Gerade wenn Besuch da ist und die Töpfe und Teller sich türmen, bin ich sehr dankbar dafür.

Würdest Du heute noch in ein anderes Land fliegen um Urlaub zu machen oder ist das nicht mehr mit deinen Idealen zu vereinbaren?

„Die Herstellung von neuer Bekleidung ist mehr als fragwürdig, daher verwende ich Kleidung so lange es geht und ergänze aus dem Gebrauchtmarkt, was nötig ist." Du kaufst also nur noch Second Hand Kleidung?

Bist Du glücklich mit deinem „neuen" Leben und wie reagiert dein Umfeld darauf?

Ja, ich bin sehr glücklich mit meinem neuen Leben. Durch meinen neuen Lebensstil brauche ich viel weniger Geld als vorher, dadurch konnte ich meine Erwerbsarbeitszeit auf weniger als die Hälfte reduzieren. Ich habe viel mehr Zeit für das, was mir wirklich Freude bereitet. Zusätzlich engagiere ich mich bei den Dingen, die mir wichtig sind wie z.B. auf meinem Blog Informationen zu einem nachhaltigen Leben weiterzugeben aber auch Lebensmittel vor dem Müll zu retten, indem ich bei foodsharing mitarbeite. Insgesamt arbeite ich viel mehr als vorher, aber ich empfinde das nicht als Arbeit sondern es bereitet mir Freude. In meinem Umfeld befinden sich mittlerweile nur noch Menschen, die ähnlich wie ich denken, da ergibt sich ein Synergieeffekt.

Ich habe durchs Bloggen viele „Gleichgesinnte" getroffen. Geht es dir da genauso und gibt es eine „Begegnung" die Dir für immer in Erinnerung bleiben wird?

Durch das Bloggen habe ich viele großartige Menschen „virtuell" kennen lernen dürfen. Es besteht ein sehr reger Kontakt über die Kommentare auf den Blogs aber teilweise auch per Mail. Persönlich kennen lernen durfte ich zwei ganz liebe Bloggerinnen. Daniela vom Blog „Greenbird" habe ich bei der „zero waste challenge" das erste Mal getroffen und seitdem sind wir immer wieder in Kontakt. Ganz besonders gefreut habe ich mich darüber, den Blog „made with Blümchen" entdeckt zu haben. Gabi hat zu ihrem 1. Bloggeburtstag eine ganz tolle Veranstaltung organisiert, bei der Herzkissen für den „Verein Herzkissen" genäht wurden. Sowohl Daniela als auch ich haben uns da sehr gerne angeschlossen und in 5 Stunden sind gemeinsam mit vielen anderen Frauen fast 150 Herzkissen genäht worden, die an Brustkrebspatientinnen verschenkt werden.

Liest Du „nur" Blogs die sich mit deinen Themen befassen bzw. liest Du überhaupt regelmässig Blogs?

Liebe Maria, wow ich bin total begeistert und voll mit tollen neuen Informationen, die ich sortieren und sicherlich einiges auch für mich und meine Familie umsetzen werde. Ich bewundere Dich, für dieses ganzheitliche neue Leben und bin so froh deinen Blog gefunden zu haben. Ich freue mich auf viele neue Artikel von Dir.

Würdet ihr auch gerne etwas an eurem Umweltbewusstsein ändern? Wenn ja was und vielleicht findet ihr ein paar Anregungen bei Maria.

Wir lesen uns nächsten Montag wieder.

Eure Glucke


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