Achtsam durch den Tag [Woche 9-13]

Achtsam durch den März

Aufgrund der Blogpause kommt mein Rückblick auf die letzten Wochen von meinem Achtsamkeitsprojekt etwas verspätet, dafür aber gleich mit fünf Achtsamkeitswochen.

#9 Auf Klänge lauschen

In dieser Woche ging es darum, mehrmals am Tag inne zu halten und aufmerksam zu hören. Man sollte den Geräuschen des Alltags lauschen, als ob man sie noch nie zuvor gehört hat.

Ein wenig hatte ich mich schon vor dieser Übung gefürchtet. Nachdem ich hochsensibel bin und sowieso immer wieder einmal von den Geräuschen meiner Umgebung überwältigt werden, war ich mir nicht sicher, wie ich damit umgehen soll.

Dazu kommt, dass ich fallweise einen leichten Tinnitus am linken Ohr habe und daher auch in der tiefsten Stille immer wieder einmal von einem Geräusch umgeben bin.

Ich mag es, wenn es ruhig um mich ist, im Gegensatz zu vielen Menschen höre ich keine Musik im Hintergrund, wenn ich etwas anderes mache. Multitasking fängt bei mir bereits damit an, wenn mehrere Sinne gleichzeitig beschäftigt sind.

Trotz meiner Vorbehalte habe ich mich darauf eingelassen und festgestellt, dass es mir vor allem in der Natur gut getan hat, meine Ohren zu öffnen. Das Rauschen vom Bach, das Zwitschern der Vögel, der knirschende Kies unter meinen Füßen, all das tut mir gut.

Besonders das plätschernde Geräusch von Wasser liebe ich sehr, es hat eine unglaublich beruhigende Wirkung auf mich. Am schönsten ist es natürlich direkt in der Natur neben einem Bach spazieren zu gehen.

Übrigens sind unter dem Stichwort “Naturgeräusche” jede Menge Videos auf YT zu finden.

Sehr interessant fand ich im Kapitel “Entdeckungen” die Aussage, dass wir mit einem unglaublich gutem Gehör geboren werden, aber sehr rasch lernen, die Wahrnehmung von vielen Geräuschen zu unterdrücken, damit wir uns auf das Wesentliche konzentrieren können. Scheinbar funktioniert dieser Mechanismus bei mir nicht so gut und mein Gehirn ist dadurch immer in alarmbereitschaft.

ich höre was, was Du nicht hörst

ich höre was, was Du nicht hörst

Unsere Ohren sind auch eine Verbindung zur Außenwelt. Wenn man sich zwischen Menschen bewegt fällt auf, dass sehr viele Kopfhörer an den Ohren tragen und Musik hören. Dadurch wird die Welt plötzlich ganz eng, die Geräusche von außen werden ausgeschaltet, man unterbricht die Verbindung mit den anderen Menschen und zieht sich in seine eigene Welt zurück. Oft sieht man auch jemanden mit einem Handy und Kopfhörern telefonierend umher gehen.

Obwohl ich das nie mache ist mir durch meine erhöhte Aufmerksamkeit diesem Thema gegenüber in dieser Woche aufgefallen, wie viel man dadurch verpasst.

#10 jedes Mal, wenn das Telefon klingelt

Die Aufgabe klang sehr einfach, immer wenn das Telefon klingelt, soll man inne halten und 3 tiefe Atemzüge nehmen, bevor man das Gespräch entgegen nimmt.

Geklappt hat das bei mir gar nicht. Nicht etwa deshalb, weil ich ständig darauf vergessen habe, sondern weil ich kaum telefoniere. Mein Telefon klingelt vielleicht 1 – 2 x pro Tag und auch in der Arbeit benötige ich mittlerweile kein Telefon mehr.

Ich bin ganz zufrieden damit, dass ich so wenig telefoniere. Mein Handy ist uralt, kann gerade einmal SMS schicken und ich bin nur über die Sprache mit den anderen Menschen verbunden, kein Internet.

Vielleicht wird da am deutlichsten sichtbar, dass ich halt schon ein wenig älter bin. Als ich 13 Jahr alt war, bekamen wir unseren ersten Telefonanschluss am Festnetz. Es war nur 1/4-Anschluss für das Telefon, wir mussten ihn mit 3 anderen teilen. Und wenn von den anderen jemand telefoniert hat, waren wir weder erreichbar noch konnten selbst telefonieren.

so ungefähr hat unser Telefon ausgesehen

so ungefähr (nur in beige) hat unser Telefon ausgesehen

Das kann sich heute vermutlich niemand mehr vorstellen von der jüngeren Generation. Abgegangen ist uns nichts, selbst als wir noch kein Telefon hatten. Wenn wir doch einmal telefonieren wollten, durften wir den Apparat von unseren Nachbarn verwenden. Darüber konnten wir auch angerufen werden, wenn es sehr dringend war (wie modern “man muss nicht alles besitzen um es zu benutzen…”).

Jetzt bin ich ein wenig abgeschweift, Fakt ist, diese Woche hat gar nicht geklappt und ich habe die schöne Achtsamkeitsübung total in den Sand gesetzt. Dabei war angeraten worden, wenn man zu wenig Anrufe bekommt, eine Erinnerung zu stellen und diese Übung dann unabhängig von Telefon durchzuführen.

Ein bisschen zu viel Stress hat mich davon abgehalten, es anders zu versuchen. Die Tage waren zu kurz und unser Baby, der neue Blog einfach.nachhaltig.besser.leben, hat seinen Tribut gefordert.

#11 Liebevolle Berührung

Es geht um den achtsamen Umgang mit Dingen. Auch mit unbelebten Dingen sollen wir genau so liebevoll umgehen, als wären sie Lebewesen. Wie oft werden die Schuhe einfach in die Ecke gekickt, die gebrauchte Kleidung achtlos auf dem Boden liegen gelassen oder die Türe wütend zu geknallt?

Bei dieser Übung habe ich erkannt, dass ich seitdem ich denken kann sanft mit allen Dingen umgehe. Es liegt vermutlich daran, dass ich laute Geräusche nicht mag und daher sehr vorsichtig mit allem umgehe. So war es für mich keine große Umstellung, die es in der Woche zu bewältigen gab. Mehr ein Erkennen, dass es gut so ist, wie es ist.

Vielleicht ist es auch hilfreich das kleine Kind in sich lebendig zu halten, mit seiner Neugier auf die Dinge, dem Wunsch, diese zu erkunden, zu erfahren, zu erfühlen.

zärtlich hält das Mädchen den Teddy im Arm

zärtlich hält das Mädchen den Teddy im Arm

Für das kleine Kind ist ihr Teddybär lebendig und will umsorgt werden. Vermutlich spricht das Mädchen auch mit ihm und hat das Gefühl, einen lieben Freund zu umarmen.

Haltet mich für schrullig oder verrückt, ich rede auch manchmal mit meinen Blumen, lobe sie, wenn sie besonders schön gedeihen oder bedanke mich bei einem Ding, das mir gerade besonders gute Dienste geleistet hat.

#12 Warten

Ich hasse es zu warten. Herr Widerstand ist der Meinung, dass es nur wenige Menschen gibt, die noch ungeduldiger sind als ich. Oder vielleicht sogar niemanden.

Und dann steht da dieses böse Wort als Überschrift für die Woche 12. Warten. Eine Herausforderung für mich also. Eigentlich endlich wieder. Denn die letzten beiden Wochen habe ich im Grunde eh ziemlich runter geleert.

bitte warten...

bitte warten…

Immer, wenn man warten muss, soll man die Gelegenheit nützen, um Achtsamkeit, Meditation oder ein Gebet zu praktizieren. Man kann z.B. die Aufmerksamkeit auf die Atmung lenken. Das habe ich meist gemacht. Wenn also die Bildschirmseite sich nicht und nicht aufgebaut hat, dann habe ich mich ganz bewusst entspannt und auf meine Atmung geachtet.

Das hat mir sehr gut getan muss ich gestehen. Plötzlich zeigen sich kleine Schlupflöcher im Alltag. Es steht nicht mehr im Vordergrund, dass die Zeit vergeudet wird durch das Warten, sondern ich bekomme ein paar Momente der Ruhe geschenkt.

Auch vor dieser Woche habe ich Wartezeiten für mich genutzt, aber deutlich aktiver. Während ich darauf gewartet habe, dass der Kopierer alle Kopien anfertigt, habe ich ein paar Auflockerungsübungen für die Schultern gemacht. Meist lüfte ich mein Zimmer, während der PC hoch fährt.

Aber diese kleinen Achtsamkeitsübungen während dem Warten haben schon eine ganz andere Qualität. Die Zeit des Wartens wird nicht mit allerlei Nützlichem gefüllt, sondern wird mir höchst persönlich geschenkt.

Plötzlich zeigt sich sehr viel Freiraum für mich selbst. Dieses ständig etwas Sinnvolles tun lässt mich immer unter Strom stehen. Nur keine Minute verschwenden, die todo-Liste muss abgearbeitet werden.

Ich habe die geschenkt Zeit auch dazu genutzt, um mich einfach umzusehen, die Sonne zu betrachten und neugierig zu schauen, wie viele Blumen den Frühling verkünden.

Warten hat definitiv seinen Schrecken verloren, ganz im Gegenteil – ich freue mich auf die geschenkten Minuten seitdem ich meine Einstellung dazu verändert habe. Das Problem war scheinbar vor allem im Kopf. Seitdem ich das Warten nicht mehr als verschwendete Zeit betrachte, bin ich viel ruhiger geworden.

#13 Ein Medien-Fasten

Die gestellte Aufgabe war, eine Woche lang keine Medien zu nutzen. Gar keine nämlich. Noch nicht einmal ein Buch lesen. Keine Zeitung, keine Zeitschriften, keine Bücher, kein Fernsehen, keine Filme, kein Video, kein Radio, keine CD, kein MP3-Player und natürlich kein PC, kein Internet, keine social media und auch keine Blogs.

Medienfasten

Medienfasten

Bei der Überschrift denke ich noch, was für ein Glück, dass ich gerade Blogpause mache! Das ist ja wirklich ein toller Zufall, passt genau.

Aber als ich dann die gesamten Rahmenbedingungen gelesen habe, spüre ich einen deutlichen Widerstand. Ich will das einfach nicht. Meine Blogpause wollte ich dazu nutzen, um neue Beiträge zu schreiben und mehr Zeit zu haben, um Bücher zu lesen.

Das mit dem Blog schreiben hätte ich ja noch in die Regeln hinein bekommen finde ich. Ich konsumiere dabei keine Medien sondern gestalte aktiv. Das wäre wohl im Rahmen gewesen. Aber keine Bücher lesen?

Nein, das möchte ich nicht. Ganz einfach nein, ich mache das nicht.

Natürlich hätte ich nun die Regeln einfach ein wenig adaptieren können, schließlich ist es ja meine Selbsterfahrung und ich kann daher auch selbst bestimmen, wie das aussehen soll.

Entschieden habe ich mich letztendlich ganz anders. Die Übung wurde zurück gestellt und statt dessen habe ich mir eine Woche lang den Raum genommen, die bisherigen Übungen noch einmal zu vertiefen.

Insbesondere habe ich immer wieder kurze Pausen im Alltag eingelegt #10 und die Sache mit dem Warten #12 weiter verfolgt.

Die kleine “Auszeit” mit den Wiederholungen der letzten Wochen hat mir sehr gut getan. Eigentlich ein sehr passender Zeitpunkt, denn es ist genau 1/4 der Zeit verstrichen und ein guter Zeitpunkt um ein wenig zurück zu blicken und ein erstes Resümee zu ziehen.


achtsam durch den Tag [#Jahresprojekt 2016]

achtsam durch den Tag Jahresprojekt 2016Der Rückblick ist Teil von meinem Jahresprojekt.
Nähere Informationen dazu findest Du im Beitrag “Achtsam durch den Tag [Jahresprojekt]”, in welchem auch alle Links der Linkparty gesammelt werden.

Ergänzend dazu sind alle verlinkten Beiträge auf meinem Pinterest-Board “Achtsamkeit” zu sehen.


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Im Gesamtindex “Beiträge” findest Du eine Übersicht über alle bisher veröffentlichten Beiträge.


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