Es ist schon ganz gut so, dass ich dieses Projekt auf meinem Blog führe und hier in meinen Beiträgen quasi protokolliere. Seit meiner Blogpause habe ich genau eine Achtsamkeitsübung gemacht.
Die allerdings tatsächlich rund 4 Monate lang. Zufall, dass es genau die Übung ist, die ich am nötigsten habe? Nicht wirklich, denn sie ist mir zwar zugefallen, aber ich hätte sie ja nicht so lange machen müssen. Denn die darauf folgende Aufgabe ist in Wirklichkeit auch wieder sehr spannend für mich.
Jedoch ist mir genau diese Übung so wichtig, dass es mir auch heute noch schwer fällt, diesen Beitrag zu schreiben um endlich doch zur nächsten Übung weiter zu gehen.
#44 Ungeduld
Bei der Achtsamkeitsübung, die mich so lange beschäftigt hat und es noch immer tut, geht es darum, sich seiner Ungeduld bewusst zu werden. Aufmerksam soll man die Signale im Körper beobachten wie z.B. Unruhe oder Gedanken wie „Jetzt mach doch endlich weiter!“ oder „Warum muss das nur so lange dauern?!“.
Eine Möglichkeit, dem Problem auf die Spur zu kommen ist sich zu fragen, warum man denn so in Eile ist. Oder auch was man denn statt dessen lieber machen würde.
Der Körper kann mitunter sehr heftig auf Ungeduld reagieren. Symptome wie Beschleunigung des Herzschlages, erhöhte Atemfrequenz, Verengung von Brust oder Magen, Zappeligkeit, Trommeln mit den Fingern bis hin zu Aggressivität sind sehr häufig zu beobachten.
Selbst bin ich ein sehr ungeduldiger Mensch. Ich hatte immer schon ein etwas schnelleres Tempo als viele andere Menschen und bin mit meinen Gedanken meist schon 2 Schritte voraus.
Damit habe ich so locker aus der Hüfte geschossen auch schon das Hauptproblem meiner Ungeduld auf den Punkt gebracht. Nachdem ich meinen Alltag (notgedrungen) sehr gut durch strukturiert habe, machen mich Verzögerungen sehr nervös. Weil das natürlich bedeutet, dass mein schöner Zeitplan den Bach runter geht.
Wenn also etwas länger dauert als erwartet neige ich dazu, das Tempo noch weiter zu erhöhen, um doch noch alles zu schaffen. Und bin mit meinem Gedanken ständig bei dem, was als nächstes oder gar übernächstes zu tun ist.
Ganz schlecht!
Wirklich ganz schlecht!
Dabei bin ich doch genau damit vor einigen Jahren ganz gehörig auf die Nase gefallen. Und habe mich in Wirklichkeit noch gar nicht richtig erholt davon.
Scheinbar habe ich nichts gelernt daraus. Obwohl, das denke ich gar nicht. Gelernt habe ich sogar sehr viel daraus. Aber es fällt mir halt im Alltag sehr schwer, aus den alten Mustern aus zu steigen.
Nun mach doch schneller, ich will auch noch über die Kreuzung!
Aber es ist nicht immer nur der Zeitplan, der mich ungeduldig werden lässt. Beobachtet habe ich, dass ich auch bei bestimmten Arbeiten sehr ungeduldig werde. Mit Hilfe dieser Achtsamkeitsübung habe ich heraus gefunden, dass es sich meist um sehr langweilige Arbeiten handelt, die ich eigentlich nicht machen mag. Oder zumindest Momente, wo ich eigentlich in Wirklichkeit ganz etwas anders machen möchte.
Wenn mir das bewusst wird (und das habe ich nun wirklich SEHR ausgiebig geübt in den letzten 4 Monaten), dann ist es an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Entweder ich mache mit dem weiter, was mich gerade ungeduldig gemacht hat und kann dadurch die Situation dazu nutzen, um Achtsamkeit zu üben. Dazu reduziere ich das Tempo und führe die Arbeit bewusst im Hier und Jetzt aus. Besonders wichtig ist es gleichzeitig die Gedanken zu diesem Moment zu führen und zu halten.
Am Anfang ist mir das unglaublich schwer gefallen! Aber je länger ich geübt habe, desto einfach wurde es für mich, die Situation zu verändern.
Die zweite Möglichkeit der Entscheidung ist, die Arbeit zu unterbrechen oder ganz damit aufzuhören und statt dessen das zu machen, was man gerade lieber machen möchte. Auch dieser Weg ist mir nicht immer leicht gefallen. Ganz im Gegenteil, die Sache mit der Pflicht und „man sollte ja doch…“ etc. ist mir ganz schön im Weg gestanden.
Du kannst vielleicht schon erkennen, warum ich so lange für diese Übung gebraucht habe. Es gab wirklich jede Menge Übungsbedarf für mich!
Letztendlich geht es bei dieser Achtsamkeitsübung darum, von Moment zu Moment Achtsamkeit in alle Aspekte des Lebens zu bringen. Dadurch können auch Aktivitäten, die wir ganz schnell hinter uns bringen wollen, interessant werden. Ich sage nur achtsames Gemüse schneiden oder Geschirr abwaschen!
Wenn es nicht mehr darum geht, den ganzen Berg Geschirr abzuwaschen, sondern einen Teller zu säubern, verändert sich die Wahrnehmung sehr deutlich. Probier es doch gerne einmal aus!
Hinter der Ungeduld steckt die Emotion Angst und das macht die Ungeduld so explosiv. Es ist die Angst, nicht genug Zeit zu haben.
Das Fatale an der Angst, nicht genug Zeit zu haben, ist, dass sie sowohl realistisch aber auch gleichzeitig völlig unrealistisch ist. Sie ist realistisch, weil wir nie wissen, wann unser Leben zu Ende ist und wir noch so viele Dinge tun oder erfahren wollen. Und wenn man diesen Punkt einmal berührt hat, dann wird es mit der Ungeduld noch schwieriger, das kann ich Dir verraten.
Unrealistisch ist die Angst deshalb, weil Zeit eine Schöpfung unseres Geistes und relativ ist.
Wenn es uns möglich ist, den Geist ruhigzustellen, in reines Gewahrsein einzutreten und mit dem Fluss der Ereignisse zu fließen, dann verschwindet die Zeit. Die Stille des Ewigen öffnet sich, und wir sind in Frieden.
(Jan Chozen Bays)
Ungeduld ist davon abhängig, dass der Geist in die Zukunft voraus eilt und versucht, die Zeit willentlich zu zwingen, schneller abzulaufen. Doch wenn man dieses Ablehnen des Moments und das „Warten auf die Zukunft“ in letzter Konsequenz durchdenkt, stiehlt uns die Ungeduld unser Leben. Denn das Leben spielt sich nie in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft ab, sondern immer nur im Hier und Jetzt, im Augenblick, der gerade geschieht.
Das einzige Mittel gegen die Ungeduld ist daher, sich in den gegenwärtigen Augenblick fallen zu lassen – das Atmen, Lauschen und Fühlen von Empfindungen.
achtsam durch den Tag [#Jahresprojekt 2017]
Nähere Informationen dazu findest Du im Beitrag „Achtsam durch den Tag [Jahresprojekt]“, in welchem auch alle Links der Linkparty gesammelt werden.
Ergänzend dazu sind alle verlinkten Beiträge auf meinem Pinterest-Board „Achtsamkeit“ zu sehen.
Weiters verlinkt zu ANL von Rostrose
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