(Universal)
Es ist ja nicht so, dass Bloc Party nicht zu überraschen wüßten. Gut, die Überraschung Nummer eins bestand eigentlich darin, dass es das Album mit dem Ceranfeld (Kochplatte, haha) überhaupt in Produktion geschafft hat – nach all dem Geplänkel der letzten Monate hatte man ja den Eindruck, Kele Okereke müsse sich arbeitsrechtlich in die Rolle des charimatischen Bandleaders zurückklagen – erst hatte er keine so große Lust, dann wollten die Kollegen nicht mehr so recht, man hat selten ein alberneres Verwirrspiel erlebt. Mittlerweile haben sich aber alle wieder mächtig lieb und können so auf die ihnen angelegenere Weise irritieren: Nicht wenige hatten nach den wiederholten Soloausflügen von Okereke („The Hunter“) die endgültige Hinwendung der Band zu vollumfänglicher Synthetik erwartet – Okereke mag das Dancezeugs und ist sogar richtig gut damit unterwegs, dazu haben die Kolleginnen Beth Ditto und Karen O, mit ihren Kapellen aus ähnlicher Spur gestartet, den Dreh mittlerweile vollzogen, so what?
Aber nichts da. Neben den bewährten, hyperventilierenden Gitarrenloops – sehr fein hier die erste Single „Octopus“, auch „Truth“ und „3x3“sind nach dem quirligen Muster gestrickt – stößt man aber auf „Four“ durchaus auf Schwerverdaulicheres. Stoner-Rock, Metal-Sequenzen, ist es wahr? Tatsächlich regieren bei einem Stück wie „Kettling“ unverkennbar die rauhen Saiten, „Coliseum“ wiederum holt sich den Electroblues von „Personal Jesus“ zu Hilfe, Okereke jault und kreischt psychotisch zum Herzerweichen, und auch die zweite Hälfte von „Team A“ gerät eher harsch als gefällig – textlich geht es dabei mit wütender Anklage, Autoagression und bissigem Geheul zwar rätselhaft, aber eher grob zur Sache.
Schon aus diesem Grunde hätte der krachende Synthiepunk von „We Are Not Good People“ eigentlich an den Anfang des Albums gehört („This Is A Warning“ – aha), andererseits kommen auch die Londoner nicht raus aus ihrer Haut und so muß dem Stammpublikum nicht bange werden – sie können auch noch süß. „V.a.l.i.s.“, „Day Four“ und „The Healing“, allesamt aus Zuckerwatte, mal leicht verdaulich, mal klebrig. Der Kontrapunkt dazu in Sachen Arrangement - "Real Talk", mit verhallten Banjosequenzen, Falsettgesang und feinem Stop & Go der beste Song des Albums. Die Mischung wirkt in der Summe irgendwie unentschieden, seltsam zerrissen und macht die Platte zwar zu einem interessanten, aber nicht sehr konsequenten Wurf. Vielleicht kann man es am besten mit einem ehrenwerten Versuch umschreiben, die Hintertür noch offen, aber nur noch mit einem Fuß drinnen. Wohin die Reise geht, wird dann wohl Nummer fünf zeigen. http://blocparty.com/
Live dabei:
11. November Hamburg, Docks
12. November Stuttgart, Theaterhaus13. November Dresden, Eventwerk15. November München, Tonhalle