Sie kommt! Sie eilt herbei! Sie ist da, wenn sie gebraucht wird! Unbeeindruckt von kleinmütiger Kritik an ihrer Reise zur WM-Viertelfinalbegegnung der deutschen Elf mit Argentinien ist Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Südafrika aufgebrochen. Die Kanzlerin, deren vorvergangene Sommerreise sie noch
Grönland geführt hatte, wo sie kurzerhand Weltklima und die Eisbären rettete, gilt Eingeweihten seit ihrem Überraschungscoup vom Mittwoch, bei dem Merkels Präsidentenkandidat Wulff seinen im Volk favorisierten Konkurrenten Joachim Gauck vernichtend schlug, als Glücksbringer auch für die Nationalmannschaft. Während der Bund der Steuerzahler die Kanzlerin auffoderte, auf die Teilnahme zu verzichten, weil "in solcher Flug in der momentanen Situation wäre ein völlig falsches Signal" für die junge DFB-Elf sei, die bisher alle Spiele ohne mitjubelnde Bundespolitiker auf der Tribüne durchgestanden hatte.
Auch die Grünen verweigerten einen Mitflug in der KanzlerInnenmaschine. Unter Bezugnahme auf einen Satz des ehemaligen Reichskanzlers und heutigen ZDF-Moderators Adolf Hitler, der einst festgelegt hatte, dass "das deutsche Volk es nicht verdient hat, weiter zu leben, wenn es diesen Krieg nicht gewinnt", schrieben Renate Künast und Jürgen Trittin in einem Offenen Brief an die Bundesregierung: "Wir setzen auf Sieg und nicht auf ein Ausscheiden bereits im Viertelfinale, weshalb wir Ihre Einladung leider ablehnen müssen". Überdies koste eine Flugstune mit der nagelneuen Regierungsmaschine mehr als 10.000 Euro und verursache eine CO2-Mehrbelastung von acht Tonnen pro Passagier. Das konterkariere die Bemühungen aller Parteien, die sich zuletzt zunehmend abkühlende Erderwärmung durch eine Vielzahl eher kurzer Dienstreisen wieder auf das gemeinsame Ziel einer Temperaturerhöhung um zwei Grad bis zur Jahrtausendmitte zu orientieren. Wir sprechen zwar verschiedene Sprachen. Meinen aber etwas völlig anderes.